Die Schreibmeer-Kolumne. Einmal im Monat dürfen unsere Autoren unter diesem Deckmantel aus den Tiefen des Schreibmeers blubbern.
Wir schreiben den 1. Februar. Damit lassen wir den Januar hinter uns – und mit ihm eine riesige Flut an Blogposts über Neujahrsvorsätze, Schreibpläne, Writing Excuses und „Schreib dieses Jahr endlich dein Buch zu ende!“-Tipps, die alle vor Motivation nur so triefen und beim Leser vor allem eines hervorrufen: Ein mordsmäßig schlechtes Gewissen, weil man doch so gerne schreiben würde, aber keine Zeit hat.
Und Recht haben sie!
Seien wir ehrlich: Viele von uns Schriftstellern sind einfach faule Säcke. Wir schreiben nicht nicht, weil uns die Zeit fehlt, sondern weil wir den Aufwand scheuen. Es ist so viel gemütlicher, auf der Couch zu lümmeln, sich gleich eine ganze Staffel der Lieblingsserie reinzuziehen, dabei den ganzen Tag die Pyjamahose anzulassen und Alibi-mäßig ein paar unlesbare Sentenzen ins Notizbuch zu kritzeln. „Hey, ich habe geplottet!“, kann man dann abends voller Stolz twittern. Sich dann ein neues Spiel auf Steam kaufen, auf Youtube versumpfen oder noch ein paar Motivationsblogposts anderer Leute liken und sharen. Schon hat man das Gewissen beruhigt und war „produktiv“.
Das, meine Freunde, ist prokrastinieren auf unterstem Niveau und gehört bestraft. Es geschieht euch ganz recht, wenn euch die ganzen motivierten „Nimm dir Zeit!“-Ratschläge gehörig einheizen. Lasst das Jammern, greift in die Tasten und tut endlich was. Schließlich kann jeder Mensch sofort einen Roman aus dem Ärmel schütteln. Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich!
Das, meine Freunde, ist prokrastinieren auf unterstem Niveau und gehört bestraft. Es geschieht euch ganz recht, wenn euch die ganzen motivierten „Nimm dir Zeit!“-Ratschläge gehörig einheizen. Lasst das Jammern, greift in die Tasten und tut endlich was. Schließlich kann jeder Mensch sofort einen Roman aus dem Ärmel schütteln. Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich!
Zeit nehmen? Pustekuchen
Abgesehen von den Dauerprokrastinierern gibt es aber noch eine andere Gruppe der „Würde gerne schreiben, kann aber nicht“-Fraktion, die ganz zu Unrecht vom schlechten Gewissen geplagt wird und für die hier endlich einmal eine Lanze gebrochen werden soll. Gerne übersehen wir nämlich, dass viele der fleißigen Autorenbienchen auf Twitter jung sind, noch zur Schule gehen, vielleicht gerade mitten im Studium stecken oder als ausgehfaule Singles ihre Abende problemlos produktiv zu Hause verbringen können.
So viel Zeit haben andere Menschen nicht zur Verfügung – wobei wir jetzt nicht sagen wollen, dass Studenten per se nichts zu tun haben oder dass studieren nicht ganz schön anstrengend sein kann. Aber: Studieren hat den ganz großen Vorteil einer sehr flexiblen Zeiteinteilung. Morgens eine Stunde früher aufstehen, um zu schreiben? Dafür den Arbeitsauftrag am Seminar erst am Wochenende machen? Bis spät in die Nacht schreiben und die Vorlesung ohne Anwesenheitspflicht am Morgen einmal kurz ausfallen lassen? Alles kein Problem – und von der langen Vorlesungsfreien Zeit wollen wir gar nicht erst sprechen. (Das Wort „Ferien“ vermeiden wir lieber auch gleich 😉 )
Diese Freiheit hört aber auf, wenn man mit der Schule oder mit dem Studium fertig ist. Der recht starre Berufsalltag mit seinen achtstündigen Arbeitstagen (Fahrtzeiten zum und vom Arbeitsort nicht mitgerechnet) ist nun mal einfach ein Freizeitkiller. Wer um Viertel vor Sechs aufsteht, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, und erst abends um Sieben wieder zu Hause auf seinem Sofa ankommt, dem fehlt womöglich einfach die Kraft, dann noch produktiv zu schreiben, weil ihm bereits auf dem Sofa bald die Augen zufallen. Erst am Wochenende ginge es vielleicht wieder, aber womöglich fordern dann Partner, Familie oder Freunde ein wenig Aufmerksamkeit. Und ehe man sich versieht, beginnt die Arbeitswoche von Neuem.
Noch schlimmer sind die Berufe, deren Arbeitsalltag nicht ganz so einfach planbar ist: Manche wie Ärzte, Krankenpfleger oder Köche und Kellner arbeiten nach sich ständig ändernden Dienstplänen, manchmal ist das Wochenende frei, manchmal nicht. Wieder andere nehmen die Arbeit mit nach Hause – wenn gerade Prüfungszeit ist, hat gerade ein Lehrer mehr zu korrigieren als sonst und die Freizeit ist dahin. Selbstständige sind zum Teil sieben Tage die Woche im Einsatz, damit die Zahlen schwarz bleiben.
Und dann noch Zeit finden, sein Buch endlich fertig zu schreiben? Zeit finden, an tausenderlei Events teilzunehmen? Hier ein Wordwar, dort ein Schreibabenteuer … ? Das geht sich manchmal einfach nicht aus.
So viel Zeit haben andere Menschen nicht zur Verfügung – wobei wir jetzt nicht sagen wollen, dass Studenten per se nichts zu tun haben oder dass studieren nicht ganz schön anstrengend sein kann. Aber: Studieren hat den ganz großen Vorteil einer sehr flexiblen Zeiteinteilung. Morgens eine Stunde früher aufstehen, um zu schreiben? Dafür den Arbeitsauftrag am Seminar erst am Wochenende machen? Bis spät in die Nacht schreiben und die Vorlesung ohne Anwesenheitspflicht am Morgen einmal kurz ausfallen lassen? Alles kein Problem – und von der langen Vorlesungsfreien Zeit wollen wir gar nicht erst sprechen. (Das Wort „Ferien“ vermeiden wir lieber auch gleich 😉 )
Diese Freiheit hört aber auf, wenn man mit der Schule oder mit dem Studium fertig ist. Der recht starre Berufsalltag mit seinen achtstündigen Arbeitstagen (Fahrtzeiten zum und vom Arbeitsort nicht mitgerechnet) ist nun mal einfach ein Freizeitkiller. Wer um Viertel vor Sechs aufsteht, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, und erst abends um Sieben wieder zu Hause auf seinem Sofa ankommt, dem fehlt womöglich einfach die Kraft, dann noch produktiv zu schreiben, weil ihm bereits auf dem Sofa bald die Augen zufallen. Erst am Wochenende ginge es vielleicht wieder, aber womöglich fordern dann Partner, Familie oder Freunde ein wenig Aufmerksamkeit. Und ehe man sich versieht, beginnt die Arbeitswoche von Neuem.
Noch schlimmer sind die Berufe, deren Arbeitsalltag nicht ganz so einfach planbar ist: Manche wie Ärzte, Krankenpfleger oder Köche und Kellner arbeiten nach sich ständig ändernden Dienstplänen, manchmal ist das Wochenende frei, manchmal nicht. Wieder andere nehmen die Arbeit mit nach Hause – wenn gerade Prüfungszeit ist, hat gerade ein Lehrer mehr zu korrigieren als sonst und die Freizeit ist dahin. Selbstständige sind zum Teil sieben Tage die Woche im Einsatz, damit die Zahlen schwarz bleiben.
Und dann noch Zeit finden, sein Buch endlich fertig zu schreiben? Zeit finden, an tausenderlei Events teilzunehmen? Hier ein Wordwar, dort ein Schreibabenteuer … ? Das geht sich manchmal einfach nicht aus.
Und das ist gut so.
Das Leben kann manchmal fordernd sein. Man kann nicht immer überall mitmischen und man sollte es auch gar nicht versuchen. Manchmal gehen Job oder Familie eben vor und das Schreiben muss sich hintenanstellen. Das ist völlig normal. Habt kein schlechtes Gewissen und ignoriert Blogposts einfach, die euch einreden, dass ihr einfach nur faul seid, wenn ihr keine vier Bücher pro Jahr rauskloppen könnt. Meistens haben die Verfasser dieser Blogposts nämlich einfach keine Ahnung.
Motivation ist schön und gut, aber sie sollte nicht zum Krampf werden.
Nichtsdestotrotz solltet ihr euch etwas überlegen, wenn ihr weiterhin am Ball bleiben wollt. Die Gefahr, dass euer Berufs- und Familienleben euch das Schreiben austreibt, ist nämlich leider durchaus real. Schaufelt euch eure Zeit mit kleinen Schritten frei. Definiert eine Stunde in der Woche, die nur euch gehört. Erklärt einen Abend im Monat zu eurem Schreibabend. (Womöglich könntet ihr dann gleich bei der Schreibnacht teilnehmen?) Begeistert euren Partner, auch zu schreiben – zu zweit geht alles leichter. Oder macht „Schreibst du?“ zu eurer Entscheidungsfrage, wenn ihr das nächste Mal ein Date habt.
Überlegt euch eine Strategie. Macht euch nicht verrückt. Und vergesst nicht, auch Spaß an eurem Tun zu haben.
Motivation ist schön und gut, aber sie sollte nicht zum Krampf werden.
Nichtsdestotrotz solltet ihr euch etwas überlegen, wenn ihr weiterhin am Ball bleiben wollt. Die Gefahr, dass euer Berufs- und Familienleben euch das Schreiben austreibt, ist nämlich leider durchaus real. Schaufelt euch eure Zeit mit kleinen Schritten frei. Definiert eine Stunde in der Woche, die nur euch gehört. Erklärt einen Abend im Monat zu eurem Schreibabend. (Womöglich könntet ihr dann gleich bei der Schreibnacht teilnehmen?) Begeistert euren Partner, auch zu schreiben – zu zweit geht alles leichter. Oder macht „Schreibst du?“ zu eurer Entscheidungsfrage, wenn ihr das nächste Mal ein Date habt.
Überlegt euch eine Strategie. Macht euch nicht verrückt. Und vergesst nicht, auch Spaß an eurem Tun zu haben.
Die Schreibmeer-Kolumne. Einmal im Monat dürfen unsere Autoren unter diesem Deckmantel aus den Tiefen des Schreibmeers blubbern.
Danke, dass ihr vor allem für all diejenigen unter uns eine Lanze brecht, die im Schichtdienst tätig sind und dort ihre Energie lassen!
AntwortenLöschenIch bin selbst Kinderkrankenpfleger und froh, nach einem anstrengenden Dienst auf die Couch fallen zu dürfen! Schlechtes Gewissen inklusive, statt am Schreibtisch vor der Glotze gelandet zu sein!
Danke!!