Mittwoch, 31. Januar 2018

Wenn Fluchen zum Fluch wird

Schimpfworte: Benutzung und Reaktion.

Jeder kennt es und jeder hat sich mal darüber aufgeregt: Wort-Blackouts. Man schreibt gerade an einer richtig spannenden Stelle, möchte mal wieder etwas Schwung und Frische mit hineinbringen und dann: Tja, dann fallen einem nur immer wieder dieselben Begriffe ein. Vor allem in Situationen wo ein Charakter seine Wut oder Frustration ausdrücken soll, indem er wild herumbrüllt oder leise vor sich hin flucht, fällt so etwas schnell auf. 
Ein Charakter der immer und in jeder Situation bloß „Scheiße“ oder „Fuck“ sagt, ist weder sehr realistisch noch authentisch – oder vielleicht doch?



Der Begriff Schimpfwort kommt von Schimpfen und meint das heftige und oft unbeherrschte Ausdruck verleihen von Unwillen und Ärger. In vergangener Zeit diente das Schimpfen der Maßregelung und ein Begriff wie „Schlampe“ bezog sich nicht zwangsläufig auf etwas Sexuelles, sondern auf die Schlampigkeit (nachlässig, unordentlich, unsauber und schusselig) der angesprochenen Person.
Auch wenn man sich in einer Situation befindet, in der einem nichts Besseres einfällt als „Idiot“ oder auch „Bastard“ kann man daraus noch etwas Witziges machen. Zum einen könnte man die Figur selbstreflexiv gestalten und genau das Unvermögen etwas Kreativeres zu finden in die Situation und Gedankenwelt der Figur mit einfließen lassen.
Hier eine kleine Übung für euch: Nehmt euch ein Schimpfwort eurer Wahl und fangt an, damit einen Satz zu bilden oder eine Situation zu schreiben.
„Idiot“, brüllte sie ihm wutentbrannt entgegen und verfluchte sich im selben Moment dafür, dass ihr nichts Besseres einfiel. Dabei könnte man wohl durchaus davon sprechen, dass dieses selbstherrliche Arschloch ein Idiot sondergleichen war. „Du selbstherrliches Arschloch!“ Ein Gefühl von Triumph erfüllte sie, als sie sah, wie er das Gesicht verzog.
Als ich anfing den oberen Absatz zu schreiben, hatte ich zuerst wirklich nur das Wort Idiot im Kopf. Erst während des Schreibens entfaltete sich eine Situation, in der Wortspielereien nicht unbedingt sonderlich ausgefallen sein mussten.
Man kann natürlich auch mit einer witzigen Erwiderung auf ein Schimpfwort oder einen Fluch reagieren. Hierbei fällt mir ein Schlagabtausch ein, den ich schon öfter in verschiedenen Büchern gelesen habe und den ich dennoch immer wieder amüsant finde:
„Bastard.“ (Sie) „Meine Mutter bestreitet das.“ (Er) (G. A. Aiken: Wolf Diaries – Besiegt)
Auch das Umschreiben von Flüchen, beziehungsweise das Darstellen von Situationen in denen geflucht wird, ohne das konkrete Begriffe genannt werden, ist eine Möglichkeit Wiederholungen im Wortgebrauch zu vermeiden.
Während er sich abmühte, sich aus den Trümmern zu befreien, brüllte er etwas in einer fremden Sprache, was sich stark nach Flüchen anhörte. (Kresley Cole: Tanz des Verlangens)
Neben Betitelungen für andere Figuren, kann man den Ärger oder die Frustration des Charakters auch auf einen Gegenstand richten und diesen verunglimpfen. Das, zumindest bei mir, immer wieder auftretende „verdammt“ in all seinen Variationen sollte sparsam eingesetzt werden.
„Lass mich mit diesem Scheißding in Ruhe, Nikolai!“ - „Verdammt noch mal, ich hab Nein gesagt!“ (Kresley Cole: Tanz des Verlangens)
Auch unsere Schreibmeer Autoren sind vor den Mähren der Schimpfworte nicht gefeit!
Scheiße!“ […] „Scheiße, Steve…“ (Myna Kaltschnee: Die Brandruine)

Dämliche Vollidioten.“ […] „Hör auf mit dem Scheiß, Landon!“ (Sabi Lianne: Das Amulett von Whitby)

Scheiße. Ewig konnte ich mich hier nicht einschließen. (Marija Kraujas: Carnivorenexpress)
Die Frage aber bleibt, was man denn sonst so schreiben kann? Haben wir in der heutigen Zeit überhaupt noch weitere Ausdrücke zum Fluchen, Brüllen und Wütend Sein?
Worte wie Schandbalk/Schandmaul oder Flohbeutel sind nicht im Entferntesten noch aktuell, Schreckschraube oder Kratzbürste hingegen kann man durchaus im richten Kontext noch verwenden.
Was fallen mir denn noch für Begriffe ein? Mal sehen: Pissnelke, Spinatwachtel, Medienschlampe, Spacko/Spackomat, Grobmotoriker, Hässlon und der Klassiker schlechthin, der Mistkerl. Aber Moment, da gibt es ja auch noch die Bitches und die Witzbolde, die Wichser und die Säue. Ach ja, den Hurensohn haben wir ganz vergessen. Tz tz tz – so geht das nicht!
Witzigerweise benutzen wir sogar manchmal Beleidigungen als Koseworte: 
„Och, mein Dummerchen.“ 
„Wo ist denn mein kleines Scheißerchen?“
Und noch ein kleiner Zusatz der Lektorin dieses Textes: „Oh ja, mein Freund ist manchmal mein Hasenpups.“
(Weitere witzige Wortspielereien, die uns zuweilen wahnsinnig machen gibt’s hier)
Welche Beschimpfungen habt ihr schon in eure Geschichten eingebaut und welche verwendet ihr im Alltag (auch in Gedanken!)? Denn wir wollen doch ehrlich miteinander sein, jeder hat ab und an diese nicht wirklich netten Gedanken.

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Zum Weiterlesen:




Jenny bloggt außerdem auf https://jennifergreve.wordpress.com/


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