Samstag, 27. Oktober 2018

NaNoWriMo: Ein Familienprojekt (auch für Einzelpersonen)

Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Das sagt ein afrikanisches Sprichwort. So ähnlich läuft es auch mit dem NaNoWriMo. Na gut, ein ganzes Dorf ist jetzt etwas übertrieben. Oder doch nicht?
 



Mach den NaNoWriMo zu einem großen Projekt, er hat es verdient

Wenn jemand eine Weltreise macht, dann erzählt man meistens vielen Leuten von seinen Plänen. So bekommt man vielleicht noch den ein oder anderen Tipp, oder auch Hilfe, wenn das Projekt droht, über den Kopf zu wachsen. In einem Monat 50‘000 Wörter zu schreiben, ist vielleicht keine Weltreise, aber es kann sich so anfühlen.

In der Geschichte unterwegs, kommt man sicher mal an seine eigenen Grenzen. Vielleicht kommen viele unvorhersehbare Dinge dazwischen, dass man seinen Wordcount nicht erreicht und so in Verzug gerät. Die Motivation lässt nach und plötzlich wird das Vorhaben hinterfragt. Wenn dann noch Selbstzweifel dazu kommen, verschwindet der Glaube daran, es zu schaffen. Und mit dem fehlenden Glauben, droht der Abbruch beim NaNo. Außer man hat nette Menschen um sich, die einem wieder auf die Füße helfen.

In der Familie ist Planung wichtig

Wenn ich meinen Familienalltag anschaue, mit zwei berufstätigen Eltern, einem Kind, Freizeit und Schreiben, ist Planung das A und O. Meine Frau und ich nutzen einen digitalen Kalender, der ständig synchronisiert wird. Sie weiß, was ich wann vorhabe und ich weiß, wann ich zum Beispiel Hütedienst habe, weil meine Frau noch in eine Sitzung muss. Regelmäßig besprechen wir bevorstehende Termine und achten auf Engpässe.

Als ich letztes Jahr beim NaNo mitgemacht habe, waren die Schreibzeiten fest im Kalender verankert. Es war, als ob ich in einer Sitzung wäre. Wenn ich einfach gesagt hätte, ich schreibe, wann ich gerade Zeit habe, dann wäre alles andere wichtiger gewesen. Und nein, ich habe den NaNoWriMo letztes Jahr nicht gewonnen. Aber es lag nicht an der Planung. 

Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen

Was in der Familie gilt, hilft auch bei diesem Monsterprojekt. Möglichst vielen Leuten davon zu erzählen heißt, möglichst gut auf schwere Zeiten vorbereitet zu sein. Hier kommen wir wieder auf das afrikanische Sprichwort zurück. Wenn früher ein Kind von der Spur abkam, halfen die Leute aus dem Dorf, oder wiesen es auch mal zurecht. Wenn viele Leute eingeweiht sind, und sie merken, dass das Projekt zu scheitern droht, packen sie mit an.

Vielleicht motivieren ein paar Worte von einem guten Freund, der Chef lässt einem vielleicht mal eine Stunde früher nach Hause, weil er merkt, wie viel einem das Projekt bedeutet. Oder jemand weist uns zurecht, wenn wir mit Selbstzweifel um uns schlagen. In solchen Situationen kann eine Familie, ja ein ganzes Dorf, Gold wert sein.

Hast du heute schon geschrieben?

Letztes Jahr habe ich allen möglichen Leuten davon erzählt. Meinen Eltern, Freunden, Arbeitskollegen, Autorenkollegen, in den sozialen Netzwerken, einfach jedem, der sich dafür interessierte. Was war das Ergebnis? Jeden, ja wirklich jeden Tag, wurde ich von Arbeitskollegen gefragt, ob ich schon geschrieben habe. Sie interessierten sich auch dafür, wie es mir dabei ging. Meine Familie hatte Verständnis, dass ich nicht bei jedem Ausflug dabei war. Dass ich die freie Zeit nicht mit Bauklötze stapeln mit meinem Sohn verbrachte, sondern meistens vor dem Bildschirm. Kommentare in den sozialen Netzwerken motivierten mich extrem.

Irgendwann merkte ich, dass ich mit der Geschichte nicht so warm wurde, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich wusste, dass ich den NaNo abbrechen würde. Natürlich erzählte ich das auch „meinem Dorf“. Die Welle an Mitgefühl, guten Wünschen und motivierenden Worten waren extrem. Die einen fanden es zwar schade, dass ich aufgebe und motivierten mich, einfach weiterzuschreiben. Als ich trotzdem aufgab, gab es keine Vorwürfe oder schlechten Worte. Und ich hatte nicht das Gefühl, dass ich versagt habe, sondern ich hatte einen guten Grundstein für meine Geschichte gelegt, der sich noch entwickeln konnte.

Darüber sprechen, was einem wichtig ist

Menschen reden meistens über ihre Probleme und weniger über ihre Träume und Wünsche. Wenn wir mehr darüber sprechen, was uns wichtig ist, dann gibt es mehr Leute, die mit uns auf dem Weg sind und uns unterstützen und Mut machen. Für schwere Zeiten während des NaNoWriMo empfehle ich, ein eigenes Dorf aufzubauen. Leute um sich zu scharen, die einem wichtig sind und mit uns auf diese Reise kommen. Wir müssen es gar nicht immer selber zum Thema machen, sondern einfach davon erzählen, wenn danach gefragt wird. Das passiert automatisch. Vielleicht sprechen wir plötzlich mit Leuten über das Schreiben, mit denen wir noch nie darüber gesprochen haben, oder uns vorstellen konnten, dass sie das überhaupt interessiert.

Natürlich gibt es auch Autoren, die lieber alleine am NaNo teilnehmen. Auch das ist völlig okay und machbar. Ich habe mit dem „System Familienprojekt“ gute Erfahrungen gemacht und würde es beim nächsten Mal sicher wieder so machen. Sprecht ihr mit Arbeitskollegen und Co. über das Schreiben, oder behaltet ihr es lieber für euch? Lasst es mich wissen.☺

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Zum Weiterlesen:



Marco Rota schreibt Kinder- und Jugendbücher, die von unvergesslichen Abenteuern erzählen. Am besten liest man sie am Lagerfeuer und röstet ein paar Marshmallows dazu. 
Marco trifft man auf 
instagram.com/marcorota.autor 
youtube.com/marcorotach 
facebook.com/marcorota.autor 

und auf seiner Webseite www.marco-rota.com



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