Samstag, 19. Mai 2018

Zeitabfolgeplanung mittels Wordtabellen

Eine Geschichte muss spannend sein. Eine Geschichte muss Charaktere haben, zu denen der Leser eine Verbindung hat, die plastisch sind. Und eine Geschichte muss in sich logisch sein. Das gilt auch für die zeitliche Abfolge von Ereignissen.


Der Protagonist wird im Kampf angeschossen. Schon kurz darauf springt er putzmunter und ohne körperliche Einschränkungen durch die Gegend. Für mich ist das der Augenblick, in dem ich überlege, das Lesen der Geschichte abzubrechen, denn es ist für mich absolut unlogisch, wenn der Autor nicht eine gute Erklärung dafür liefert. Dabei ist es egal, ob der Protagonist nun in einer Fantasywelt lebt, in der es Heilmittel oder Zauberkräfte gibt, die ihm nützlich sind, oder die Heilung normal schnell vonstattenging, es aber einen Zeitsprung gab. In beiden Fällen muss das dem Leser vermittelt werden. 




Um den Überblick darüber zu behalten, habe ich irgendwann angefangen, mir einen Kalender zu basteln. Da ich bevorzugt in Word arbeite, habe ich auch dort die Tabellenfunktion genutzt und tue das bis heute.

Ich öffne ein neues Worddokument, stelle es ins Querformat - mit recht geringem Seitenabstand außer oben - (um es bei Bedarf auch abheften zu können) und ebenfalls mit etwas kleinerer Schrift ein. Danach folgt klassisch oben links der Monat und das Jahr (gerade bei Geschichten, die sich über ein Kalenderjahr strecken, bietet sich die Jahresangabe an). Anschließend füge ich eine Tabelle mit sieben Spalten ein. In die Spaltenköpfe kommen die Wochentage und gleich in der Zeile darunter geht es mit den Tagesdaten los[1]. Dafür hilft ein Blick in den Kalender des PCs, um den Anfang zu finden. Die Zeile bis zum Ende füllen. In der darauf folgenden Zeile[2] einfach nur durchspringen, danach folgt die nächste Zeile mit Daten für die nächste Kalenderwoche und immer so weiter, bis der Monat voll ist. Nun schalte ich unter der Tabelle einen Absatz und setze anschließend einen manuellen Seitenumbruch[3]. Damit bin ich auf der folgenden Seite und kann den nächsten Monat auf dieselbe Weise anlegen.

Wenn ich viele Monate brauche, erstelle ich erstmal nur den ersten und gebe feste Zeilenhöhen für die leeren Zeilen ein[4]. Die exakte Höhe muss man ein bisschen ausprobieren, am besten an einem Monat, der insgesamt sechs Wochen anzeigt (wenn beispielsweise der 1. auf einen Sonntag und somit der 30. auf einen Montag fällt, damit kommt man auf sechs Kalenderwochen, die der Monat berührt). Mehr Wochen braucht man in keinem Fall in einem Monat. Dann kann man die Tabelle im Anschluss auch kopieren und muss nur die Tagesdaten den folgenden Monaten anpassen, aber nicht mehr die Zeilenhöhe.

In die leeren Zeilen trage ich während des Plotprozesses die wichtigsten Ereignisse kurz ein. Daran lässt sich dann auch ein logischer Abstand für Heilungsprozesse, Reisedauern etc. einhalten und vor allem visualisieren. 



Eine weitere Variante habe ich für ein anderes Projekt genutzt. Dabei brauchte ich einen Zeitraum von einem Monat, wobei ich in einem startete und im nächsten endete. Hier war für mich wichtiger, meine drei Perspektivfiguren, die sich erst im Laufe der Geschichte begegnen, jeden für sich im Überblick behalten zu können. Deswegen hatte ich hier eine andere Tabelle.

Sie bestand aus nur vier Spalten, die erste für die Daten, die anderen drei für die Figuren. Und ab dem Zeitpunkt als die Figuren aufeinandergetroffen sind, habe ich die drei Spalten verbunden, da sie die Ereignisse gemeinsam erlebt haben. So konnte ich sicherstellen, dass vor allem im Vorfeld alles stimmig für jede einzelne Figur war und sie zum richtigen Zeitpunkt das erlebt haben, was nötig war, um die gemeinsame Reise zu beginnen.



Selbstverständlich sind dies nur zwei Möglichkeiten, seinen Schreibprozess chronologisch zu organisieren. Es gibt weit mehr und jeder muss seinen eigenen Weg finden, mit dem er das Chaos löst. Ich finde diese Tabellen ungemein nützlich und wichtig und hoffe, dass sie dem einen oder anderen von euch ebenfalls helfen können. 

[1] Die Tabulatortaste links vom Q springt immer eine Zelle nach rechts weiter, zurück kommt man, wenn man Shift + Tabulatortaste drückt

[2] auch für die neue Zeile hilft die Tabulatortaste, am Ende der vorigen Zeile einfach einmal darauf gedrückt, hängt sich eine neue Zeile an und der Cursor startet in der ersten Zelle dieser neuen Zeile

[3] Strg + Enter

[4] Zeile markieren, Rechtsklick, Tabelleneigenschaften, Reiter: Zeile, Höhe definieren: Häkchen setzen, Zeilenhöhe eingeben 


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Zum Weiterlesen:


Mel lebt als bislang unveröffentlichte Autorin in Berlin und arbeitet seit ein paar Jahren regelmäßig an Romanprojekten, in denen sie mit jedem neuen ihre Fähigkeiten des Schreibhandwerks zu verbessern lernt. Wer sich mit ihr austauschen möchte, kann sie hier finden.



 

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