Mittwoch, 9. Mai 2018

OneNote für Autor*innen

Als ich Tinkas begeisterten Artikel über ihren Wechsel zu Evernote las, musste ich schmunzeln - denn ich bin genau den umgekehrten Weg gegangen, weg von Evernote und hin zu OneNote. Nun ist es so, dass das Schreiben vielfältig ist. Jede*r Autor*in hat andere Methoden, andere Präferenzen. Manche kommen mit Wortzielen am Tag gut hin, einige kein bisschen. Einige nutzen dezidierte Schreibprogramme, andere funktionieren immer noch am besten mit Word/Open Office und einer Zettelwirtschaft.
Und darum gibt es meinen Artikel als Antwort auf Tinkas Artikel. Während für sie Evernote besser als OneNote war, lief es für mich genau umgekehrt. Und daher kann es nicht schaden, beide Programme vorzustellen.




Technische Gründe für den Wechsel


Der erste Grund für den Wechsel auf OneNote war banal. Ich wechselte ungefähr gleichzeitig meinen PC und mein Handy – zu einem Windows Phone. Auf beiden Geräten war Office vorinstalliert und so sah ich vordergründig gar keinen Grund mehr, ein externes Programm zu bemühen. Sogar dann, wenn es sich dabei um Freeware handelt. Schließlich habe ich ohne zusätzliche Installation etwas Gleichwertiges.
Wer die Kombination "Windowsrechner und Android- oder Applehandy" hat, kann sich OneNote allerdings bequem herunterladen. Gibt es auch in den jeweiligen Appstores.
Der zweite war, dass ich einige Funktionen von Evernote nie ausgereizt habe, während mir andere fehlten. Anfangs war ich noch euphorisch, aber je mehr ich es nutzte, desto mehr Dinge entdeckte ich, die mich störten.


Eigenschaften von OneNote


OneNote gibt es im Officepaket mit Word, Excel und Co. mit dazu. Es gibt mehrere Möglichkeiten, an OneNote heranzukommen. Sei es über das Abschließen eines Microsoft365er Abos, über den Kauf eines Office-Pakets oder gratis über ein Schul- oder Universitätskonto. Das Programm gibt es beim Kauf von Microsoft Office ab 2003 gratis dazu – es scheint aber auch separat nichts zu kosten. Angaben, die sich in Onlineartikeln von 2014 finden lassen und von 110€ für das Notizprogramm sprechen, scheinen nicht mehr zu stimmen.
Es gibt keine Einschränkungen hinsichtlich Uploadvolumen oder Nutzungsdauer.


Der Hauptunterschied: Die Strukturierung der Notizen


Der Hauptunterschied ist vermutlich die Art und Weise, wie die Notizen in den jeweiligen Programmen gegliedert werden. Evernote teilt den Bildschirm in drei senkrechte Bereiche: Die Menüleiste, eine Liste mit den eingepflegten Notizen und das Schreibfeld selbst.
Ich kann zwischen den Notizbüchern navigieren und anschließend eine der Notizen ins Schreibfeld holen, um an ihr zu arbeiten oder sie zu löschen. Allerdings kann ich Notizen nicht selbstständig in der Reihenfolge verändern – was zuletzt bearbeitet wurde, steht an erster Stelle.

OneNote hat im Gegensatz zu beispielsweise Word oder Excel keine Reiter in der oberen Menüleiste. Und darunter zwei Spalten. Die Notizen selbst sind also unter dem Menü angeordnet.
Ähnlich wie bei Evernote, wird immer nur das jeweils ausgewählte Notizbuch angezeigt:

Hier zeigt sich jedoch gleichzeitig bereits ein wichtiger Unterschied: In Evernote kann ich nur zwischen Notizbüchern und Notizen unterscheiden. In OneNote kann ich mehrere Notizseiten pro Notiz anlegen, habe also eine dritte Ebene. Und ich nutze das.
Exzessiv.

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Eine Notiz auf Evernote muss nicht linear sein. Ich kann auch beliebig Dinge nebeneinander setzen oder Stammbäume basteln:
und
Ich habe die Abbildungen bewusst stark verkleinert, um meine Eingaben zu schützen, da ich an dem Projekt noch arbeite. Aber man kann hoffentlich erkennen, was ich gemacht habe.
Diese Flexibilität hat mir Evernote in der Form leider nicht geboten und ich bin froh, ein Programm gefunden zu haben, welches ein etwas chaotischeres und verrückteres Organisieren erlaubt, das für mich persönlich angenehmer ist, als die lineare Form von Evernote. So kann ich meine Notizen auch an Orte mitnehmen, an denen ich nur das Handy zur Verfügung habe, sodass ähnliche Funktionen meines Schreibprogramms nicht zum Zuge kommen. 
Für andere mag das anders sein.


Unterschiede in den Bedürfnissen und somit im Nutzungsverhalten


Anders als Tinka, nutze ich mein Notizprogramm nicht, um meinen Alltag damit zu planen. Somit fallen für mich Funktionen wie Kalender oder bestimmte Notizformen schlicht weg.
Früher nutzte ich es, um beispielsweise an der Uni mitzuschreiben. Das war sehr praktisch: Ein Notizbuch pro Semester, ein Tab pro Kurs und pro Kurstag eine Notizbuchseite, in der ich alles Relevante festgehalten habe. Da ich hauptsächlich auf meinem Handy und mit Hilfe einer Bluetoothtastatur an der Uni mitgeschrieben habe, war das naheliegend. Inzwischen studiere ich nicht mehr und so nutze ich OneNote ausschließlich für schreibrelevante Dinge:

  • Das Planen von Marketingaktionen (siehe der Tab mit den Posts für Facebook und der Tab mit "Werbung")
  • Die Rohfassungen von Kurzgeschichten (ja, die entstehen sehr oft in OneNote, ehe ich sie dann in mein Schreibprogramm übertrage)
  • Notizen zu meinen RPGs (der Tab, den ich verdecke)
  • Eventplanung
  • Weltenbau und Recherche: Pro Romanprojekt ein Notizbuch, pro Thema ein Tab

Auch dieser Artikel entstand in seiner Rohfassung in OneNote. (Siehe Abbildung 1)
Andere Funktionen, wie beispielsweise das direkte Einfügen von Onlineartikeln in OneNote nutze ich gar nicht, es ist jedoch vorhanden. Auch die Möglichkeit, Notizen zu teilen, gibt es. Nutze ich ebenfalls nicht, kann man aber.


OneNote oder Evernote?


Das müsst ihr selbst entscheiden. Für viele Einsatzgebiete sind beide Programme gleichermaßen geeignet und es geht eigentlich nur noch um persönliche Vorlieben. Wenn euch die Struktur von Evernote (zwei Ebenen + Verschlagwortung) angenehmer ist, nutzt das. Wenn euch die andere Gliederung von OneNote besser weiterhilft, dann nutzt das.
Wenn ihr euch unsicher seid, dann testet nach Möglichkeit beides. Oder eine ganz andere App.
Wir alle sind unterschiedlich – aber ich hoffe, für uns alle gibt es irgendwo da draußen das perfekte Programm.

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Zum Weiterlesen:



Chara-Dichterin, Neologistin, Polyglotin... und ein Fan kurioser Worte. Sie bloggt über das AutorendaseinBücher und den Weltenbau.


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