Mittwoch, 27. Januar 2016

Der (Autor als) Wahnsinnige(r)

„Ich schreibe so lange, wie der Leser davon überzeugt ist, in den Händen eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein.“ - Stephen King 



Was meint King mit seinen Worten? „In den Händen eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein“, ist bei ihm ganz klar mit Schmerz und Leid verbunden. Doch wie sieht das bei anderen Autoren aus? Wie in der Realität? Es gibt schließlich auch ungefährliche Fälle von Wahnsinn. Wahnsinn beinhaltet also nicht automatisch das Vorkommen von Horrorvorstellungen. Das Eine hängt nicht zwangsläufig mit dem Anderen zusammen. Einige Geisteskrankheiten können sogar als recht harmlos eingestuft werden. Aber was bedeutet dieser Begriff überhaupt? Geisteskrankheit. „Jemand, der nicht ganz klar im Kopf ist“, könnte man jetzt sagen. Oder: „Jemand, der die Realität nicht von der Fantasie unterscheiden kann.“ Dies sind jedoch nicht nur unzureichende, sondern in verschiedenen Fällen auch falsche Aussagen. Die Bezeichnung des psychisch kranken Menschen ist im Laufe der Zeit relativierbar geworden, da wir nicht mehr festgelegten, sondern individuellen Werten und Idealbildern folgen. Wie aber kann ein Zustand zugeschrieben werden, wenn die maßgebenden Instanzen fehlen? Einerseits könnte man auf der individuellen Ebene des Alltagsverständnisses argumentieren, andererseits auf der wissenschaftlichen. Im zweiten Fall lösen wir uns augenscheinlich von der Problematik der verschiedenen Meinungen und Sinngebungen. Jedoch müssen auch hier verschiedene Aspekte einbezogen werden wie die oragnischen, psychischen und sozialen. Die nachfolgende Definition ist meiner Meinung nach eine der verständlichsten und eingängigsten. „Häufige, intensive und lang andauernde Normabweichung des Erlebens, Befindens und Verhaltens deuten auf eine psychische Erkrankung hin.“ (http://psyga.info/psychische-gesundheit/psychisch-gesund-psychisch-krank/)


Nachfolgend will ich mich nun aber nicht auf diesem oberflächlichen, großen Feld des Wahnsinns bewegen, sondern den Bösewichten unter ihnen den Vorzug geben. Der Autor als Wahnsinniger zeigt seine Niedertracht in den verschiedensten Rollen und mit den unterschiedlichsten Waffen. Rein vom schreibtechnischen Standpunkt aus, arbeitet der Autor an der Ahnungslosigkeit des Lesers. So werden laufend falsche Fährten gelegt und nichts ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Der Autor versetzt seinen Leser in eine Achterbahn der Gefühle, angeführt von Schock, Grauen, Fassungslosigkeit, Horror und natürlich Mitleid mit den Opfern. Auch die Hilflosigkeit des Lesers spielt hier eine große Rolle. So kann der Mörder dem Leser zwar bekannt sein, gegen dessen Untaten können wir aber dennoch nichts unternehmen. Fassungslosigkeit erreicht der Autor hingegen nicht nur über die Gnadenlosigkeit des Täters, sondern auch durch die Rolle desselben in der Romanwelt. So kann der Täter nicht nur der böse Fremde sein, sondern auch der beste Freund, der zum Verräter geworden ist. Auch Verwandte und Bekannte können diese Verwandlung durchlaufen. In diesem Fall wird der Wahnsinn im Alltagsleben zurückgehalten und entfaltet sich erst im Geheimen. Diese Zwiespältigkeit sorgt immer wieder für Überraschungen.


„Seit Lucrezia Borgia bin ich die Frau, die am meisten Menschen umgebracht hat, allerdings mit der Schreibmaschine.“ - Agatha Christie


Was aber ist es, was uns Leser immer wieder zu den schlimmsten, blutrünstigsten, grausamsten Geschichten hinzieht? Was ist es, das den Autor antreibt, solche Geschichten zu schreiben? Sind wir denn selbst ein wenig wahnsinnig? Dürsten wir so sehr nach Blut und Grausamkeiten, oder wollen wir selber einmal einem Monster das Handwerk legen? Wollen wir die Journalisten, Polizisten, Detektive sein? Ist es für uns nur ein weiteres spannendes Abenteuer? 


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7 Kommentare:

  1. Vielleicht auch, dass hinter jedem Monster mehr steckt, als wir vermuten. Das Spannende ist für uns das Unbekannte, das Unbekannte vielleicht ein Bösewicht und seine Hintergründe und genau das will man durch das Schreiben vielleicht erforschen? Ein weites Feld, aber ein sehr interessanter Artikel, der zum Nachdenken anregt. :)

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    1. Ich denke, dass es eben auch daran liegt, dass das Wahnsinnige auch etwas Unbekanntes und Unvorhersehbares beinhaltet, was dann ja wiederum spannend für den Leser ist

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    2. Manchmal sind es genau diese Hintergründe die uns verführen Menschlichkeit in einem Monster zu suchen...

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  2. Wahrscheinlich geht schon ganz allgemein mit einer Hochbegabung, eben auch auf dem Gebiet der Literatur auch der Hang zum Instabilen, Nonkonformen und damit auch Depressiven einher. Die Geschichte der Autorschaft wird so schnell zur Geschichte des psychischen Scheiterns.

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    1. Das denke ich auch, besonders wenn man eben an Biographien wie die von Stephen King denkt

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    2. Es heißt wohl nicht umsonst, dass der Grad zwischen Genie und Wahnsinn schmal ist. Sehr schmal. Und manchmal.. Bums - biste runtergefallen .

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  3. Wow... ich dachte ich finde hier einen Beitrag der sich mit geistigen Krankheiten und dem Autorenleben und den Wechselwirkungen dazwischen befasst. Stattdessen peinliche Klischees und ableistische Scheiße, so weit das Auge reicht.

    >>Aber was bedeutet dieser Begriff überhaupt? Geisteskrankheit. „Jemand, der nicht ganz klar im Kopf ist“, könnte man jetzt sagen.<<
    Wie schreibt man sowas, liest sich das nochmal durch und befindet das als OKAY??? Als etwas, das man der Welt mitteilen will?

    Einfach unfassbar.

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