Märchen. Geschichtenerzähler, die durch die Gegend ziehen. Mütter und Großmütter, die in der heimischen Küche Geschichten erzählen. Weitergegeben von Generation zu Generation.
15. Jahrhundert. Erfindung des Buchdrucks. Geschichten können sich schneller verbreiten und vervielfältigt werden.
20. Jahrhundert. Erfindung des Internets. Beginn einer neuen Ära des Geschichtenerzählens. Auch Fanfictions gelangen in den Fokus der Öffentlichkeit.
Wie wir sehen, gab es schon immer Geschichten, die sich ihren Weg durch Geschichtenerzähler zum Zuhörer gebahnt haben und es immer noch tun. Viele revolutionäre Erfindungen ebneten den Weg - und nun stehen wir an der Schwelle zu einer erneuten Revolution.
Verlagsautor
Vor wenigen Jahren war es noch undenkbar, sein Buch ohne einen Verlag zu veröffentlichen. Viele Häuser blicken auf eine lange Tradition zurück, schätzen ihre Autoren und kümmern sich um sie. Verlage begleiten den Autoren, nehmen ihn an die Hand, lassen durch Lektoren eigene Ideen in die Werke fließen, gestalten Cover und tüfteln Marketingstrategien aus. Sie nehmen Autoren unter Vertrag. Es ist ein Geben und Nehmen. Jeder hat seine Aufgabe.An so einen Verlagsvertrag heranzukommen ist nicht leicht. Täglich flattern hunderte, wenn nicht sogar mehr Manuskripte dort ein. Wer soll die alle lesen? Es wird radikal aussortiert. Wer dort besteht, hat unglaubliches Glück.
Doch das ändert sich. Wer sich aufmerksam umhört, dem kommt die eine oder andere unschöne Geschichte zu Ohren. Verlage kümmern sich nicht mehr um ihre Autoren, so wie es früher war. Die Qualität lässt zu wünschen übrig. Es scheint, dass alle Energien und Geldressourcen in Werbung und Marketing gesteckt werden – nicht in das Fundament: die Qualität des Buches. Schöne Cover, großartiges Marketing – doch was darin steckt, schreckt teilweise ziemlich ab.
Für einen Autor ist es eine einfache Methode, über den Verlag zu gehen, sollte man es denn geschafft haben. Glaubst du! Wenn du nicht gerade ein Fitzek bist, dann musst du dich mit mindestens einem großen Thema beschäftigen, wie ein Selfpublisher auch: Marketing. Wie erwähnt wird langsam deutlich, wie sehr Verlage sparen, und dazu zählt auch, dass das Budget für unbekanntere Autoren gekürzt wird.
Wenn man sich die Bestsellerlisten anschaut, wird klar, dass häufig nicht die Qualität des Buches dafür verantwortlich ist, sondern das Marketing: Wie viel Geld ist ein Verlag bereit zu investieren, damit ein Buch in den Regalen am besten ausgeleuchtet wird? Damit es bei Buchbloggern vorgestellt und somit für eine größere Leserschaft sichtbar wird?
Selfpublisher
Von allen misstrauisch beäugt, beginnt sich nun, eine neue Gruppe Autoren herauszubilden: Die Selfpublisher. Misstrauisch beäugt deswegen, weil es häufig einfach „nur“ Autoren sind, die sich um alles, wirklich alles, selbst kümmern müssen. Ist die Geschichte geschrieben, müssen gute bis sehr gute Betaleser gefunden werden. Ein professionelles Lektorat und Korrektorat kostet Geld – jede Menge Geld. Eine Investition, die unsicherer nicht sein und die sich nicht jeder leisten kann – und leider auch will. Auch das Cover muss gegenüber der Masse der Verlagsbücher bestehen können, im besten Fall sogar herausstechen. Schließlich gilt es, sein Buch zu vermarkten. Leser finden, die ausgerechnet so ein Buch lesen wollen, ist nicht leicht. Hier zu bestehen erfordert nicht nur Glück, sondern auch Ausdauer, Durchhaltevermögen, starke Nerven und viel Arbeit.Es scheint so, als könnte jeder es schaffen, sein Buch auf den Markt zu bringen. Dem Internet sei Dank gibt es viele Möglichkeiten: in Foren für Fanfictions und auf Plattformen, die das E-Book zu vielen Händlern verteilen und so dem Leser leichter zugänglich machen oder sogar durch Anbieter, die Printversionen auf dem Buchmarkt konkurrenzfähig machen.
Vier Veröffentlichungen im Jahr, das ist eine Ansage, die man häufig zu hören bekommt. Das klingt machbar, doch mit dem, was für einen selbst dranhängt. Wer berufstätig ist, dem fehlt die Zeit. Wer Familie hat, der muss gewisse Abstriche machen. Wer seine ganze Energie darauf verwendet, zu schreiben, der hat Glück, das zu tun, was ihn glücklich macht, doch allzu oft ist der Blick aufs Konto wehmütig.
Was bei den Verlagen in den Hintergrund rückt, kann ein Selfpublisher für sich selbst nutzen. Die Qualität des Buches steigern. Er muss investieren um seiner selbst Willen, um irgendwann einmal vom Schreiben leben oder wenigstens einen Großteil der monatlichen Ausgaben decken zu können.
Die Möglichkeiten sind da, doch sie sollten nicht blind drauflos genutzt werden. In keiner Branche ist der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung, so wichtig. Die Gemeinschaft wird es nicht mehr lange dulden, dass selbsternannte Selfpublisher mit hunderten von Tipp- und Rechtschreibfehlern ihre Bücher veröffentlichen. Nicht nur der Ruf der einzelnen Autoren könnte Kratzer bekommen, nein, die Glaubwürdigkeit der Gemeinschaft der Selfpublisher würde darunter leiden. Darum gilt es, bei ihnen jetzt mehr denn je, Qualität zu produzieren, besser zu werden, sich zu informieren, damit man in einer Welt, die immer noch von Verlagen dominiert wird, bestehen kann. Und ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass die Selfpublisher die Verlage, zumindest was Unterhaltungsliteratur angeht, vom Thron stürzen können.
Hybridautor
Was sich hier sehr technisch anhört, ist schon längst ein neuer Trend, der sich abzeichnet. Verlage werden auf Selfpublisher aufmerksam, die aus eigener Kraft erfolgreich geworden sind. Sie müssen sich nicht mehr darauf verlassen, dass unter den tausenden von Buchmanuskripten, die zum Großteil unangefragt bei ihnen auf dem Tisch liegen, der nächste Bestseller vorhanden ist. Verlagshäuser suchen sich unter den Selfpublishern diejenigen heraus, die schon erfolgreich sind, die ihre eigene Fangemeinde mitbringen, die schon Bekanntheit haben, denn so setzen sie sich einem geringeren Risiko aus.Sicher verdienen Selfpublisher weniger, wenn sie bei einem Verlag veröffentlichen, aber so haben sie eine neue Chance: Sie können ein Publikum erreichen, dass ihnen sonst verwehrt bliebe. Viele lehnen es grundsätzlich ab, Selfpublisher zu lesen; vielleicht, weil sie keine E-Books mögen - die Publikationsform, die aus nachvollziehbaren Gründen immer noch die Masse der Selbstpublikationen ausmacht - oder sie lassen sich von Vorurteilen leiten, die, wie oben angesprochen, nicht unbedingt unbegründet sind, an denen aber von Selfpublisherseite aus immer stärker gearbeitet wird.
Dieser Vorteil, eben jenes Publikum zu erreichen und vielleicht für die eigenen Bücher zu begeistern, kann sich wiederum positiv auf die Selbstpublikationen auswirken. Der Name ist durch einen Verlag bekannt, also schaut man mal, was es noch so von dem Autor gibt. Und siehe da: im Idealfall eine ganze Menge. Die Zielgruppe wächst und alle drei Seiten profitieren: Verlag, Autor und Leser.
Liegt hier also die Zukunft? Das wird sich zeigen. Sicher ist auf jeden Fall, dass auch die größte technische Änderung nicht dazu führt, dass Geschichten aus dem Leben der Menschen verschwinden werden. Sie sind ein Teil von uns und werden es immer bleiben. Neue Technologien führen nur dazu, dass sie schneller, individueller und vielfältiger veröffentlicht und von Lesern schneller, besser und günstiger konsumiert werden können.
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Tinka liebt es, andere Menschen zu motivieren und zu inspirieren. Die Autorin bloggt auf tinkabeere.com, hat einen Ratgeber zum Bloggen veröffentlicht und schreibt fantastische Jugendbücher.
Es gibt auch Hybridautorin, die von sich aus ganz bewusst den Weg fahren. Kürzere Dinge "werfen" sie selbst auf den Markt, Romane etc. betreuen dann die Verlage. Gerade bei Kleinverlagsautoren sehr beliebt :)
AntwortenLöschenVielen Dank für die Ergänzung :)
Löschen"Die Gemeinschaft wird es nicht mehr lange dulden ..." Äh, was will denn die Gemeinschaft dagegen machen? Der Nährboden sind doch die Marktplätze, namentlich wohl Amazon und andere, die verdienen damit vermutlich viel Geld, egal, was eine Gemeinschaft von Autoren davon hält. Und das läuft ja schon eine ganze Weile so, mit allen Vor- und Nachteilen...
AntwortenLöschenIch sehe nicht, dass sich daran etwas ändert, außer, dass der Autor, der qualitativ minderwertige Produkte auf den Markt bringt, mit der Zeit lernt, dass er mehr verdienen kann, wenn er in ein Korrektorat etc. investiert. Aber das ist kein Verdienst einer selbsternannten Autorengemeinschaft.