Montag, 1. Juni 2015

Science Wriction: Zeitreisen

Zeitreisen sind definitiv eine der beliebtesten Methoden, um den sagenhaften „Mindfuck“-Moment hervorzurufen, oder einfach nur, um Abenteuer zu ermöglichen, die sonst nicht denkbar wären.

Ob man nun sich selber begegnet, Dinos schlachtet oder wahlweise sogar beides gleichzeitig macht, die Möglichkeit durch die vierte Dimension* zu reisen, wirkt oftmals faszinierend auf die kreativen Gemüter. In diesem Artikel versuche ich die Logik hinter Zeitreisen auseinanderzunehmen, die größten Paradoxa zu erläutern und auf mögliche technische Probleme hinzuweisen, damit der Plot auch der gefährlichen Logikkeule stand hält und allgemein schlüssiger und eleganter wird.




Zunächst gehe ich auf die Paradoxa und Logikprobleme ein. Hierbei gehe ich axiomatisch vor. Das bedeutet, dass ich Grundregeln aufstelle und die Folgen dieser Regeln dann nach und nach erläutere und begründe.

Unsere Grundannahmen:

(i) Zeitreisen sind möglich.

(ii) Die Zeit ist eindimensional.

 

Das Großvaterparadoxon

Eines der beliebtesten Motive in Zeitreisengeschichten ist, dass die Vergangenheit aus irgendwelchen Gründen verändert werden soll. Wir betrachten das hier mit einem ganz klassischen Beispiel: Der Protagonist, nennen wir ihn Kronos, möchte gerne in die Vergangenheit reisen. um seinen eigenen Großvater umzubringen, bevor seine Eltern geboren wurden. Die Frage ist dann, was passiert, sollte es ihm tatsächlich gelingen. Würde er verschwinden? Explodiert das Universum?

Die Antwort ist etwas langweilig, doch wird leider in vielen Geschichten nicht beachtet. Wenn Kronos an einem beliebigen Zeitpunkt in die Vergangenheit reisen will, um seine eigene Geburt zu verhindern, so steht offensichtlich die Verhinderung seiner Geburt im Widerspruch zu seiner Existenz, die seine Reise in die Vergangenheit ermöglicht. Oftmals wird dies damit gelöst, dass sich „die Zeit wieder selber einrenkt“, dass seine Existenz korrigiert wird. Allerdings würde durch die Auslöschung seiner Existenz auch seine Geburt nicht mehr verhindert werden, wodurch dann wieder seine Existenz nicht verhindert werden würde. Die Auflösung ist, dass Kronos sich gar nicht die Mühe machen muss, in die Vergangenheit zu reisen, denn seine bloße Existenz ist Beweis dafür, dass es ihm in der Vergangenheit, in die er ja reist, nicht gelungen ist, seine Geburt zu verhindern.

Das Paradoxon wird, wie so oft, dadurch aufgelöst, dass die gegebenen Bedingungen bereits einen logischen Widerspruch ergeben. Gerade daraus lassen sich aber wieder wunderschöne Geschichten spinnen. Vielleicht, dass ein Protagonist nicht begreift, dass er die Vergangenheit nicht verändern kann und es immer wieder versucht, dabei aber kläglich scheitert. Das ist das gängigste Paradoxon, es existiert allerdings noch (mindestens) ein weiteres.

 

Unendliche Zeitschleifen: Das Bootstrap Paradoxon

In einigen Geschichten, so zum Beispiel in Christopher Nolans „Interstellar“, aber auch in mehreren Episoden der Serie „Doctor Who“, werden Zeitreisen ein wenig eleganter angegangen. Man stelle sich folgende Situation vor: Kronos findet einen Gegenstand. Er behält ihn für viele Jahre bis Zeitreisen entdeckt werden und er den Gegenstand in die Vergangenheit bringt, in der er ihn an die Stelle legt, an die ihn sein früheres Ich gefunden hat. Es ergeben sich hierbei mehrere Probleme. Die offensichtlichste Frage ist: „Woher kommt der Gegenstand?“ Und tatsächlich kann man sie nicht wirklich beantworten, da sich durch diese Vorgehensweise quasi eine unendliche Zeitschleife ergibt, in der der Gegenstand existiert. Die Frage „Woher kommt der Gegenstand?“ bezieht sich immer auf einen Zeitpunkt in der Vergangenheit, doch für den Gegenstand sind alle erdenklichen Zeitpunkte innerhalb der Schleife. Daraus ergibt sich auch das zweite Problem. Wenn Kronos den Gegenstand findet, war er schon unendlich oft (und lange) in der Zeitschleife. Um das nachzuvollziehen, muss man sie nur einmal im Kopf durchgehen und nach einem Ende suchen. Wenn man jetzt z.B. eine Blume als Gegenstand nimmt, müsste sie logischerweise nach jedem Durchgang etwas verwelkter sein. Da aber der Zeitpunkt des Fundes immer am gleichen Zeitpunkt passiert, ergeben sich für den gleichen Zeitpunkt verschiedene zu findende Gegenstände (z.B. einmal eine normale Blume und einmal eine verwelkte). Und die unverwelkte Blume müsste absurderweise trotzdem unendlich alt sein. Damit ist diese Situation ebenso ad absurdum geführt. Wenn es allerdings um eine bloße Information, nicht um einen Gegenstand, geht, so ergibt sich kein eindeutiger Widerspruch. Es ist aufgrund des fehlenden Startpunktes, davon auszugehen, dass auch diese Situation in der Realität nicht möglich wäre.

 

Paradoxfrei

Grundlegend logische Paradoxa geschehen wohlgemerkt nicht in allen erdenklichen Zeitreisen.

So kann man zum Beispiel ohne Probleme in die Vergangenheit reisen, einen lebendigen Dinosaurier fangen und ihn wieder in die Gegenwart mitbringen - auch wenn möglicherweise fraglich ist, ob das eine unheimlich gute Idee wäre. (Was wäre zum Beispiel, wenn die Dinosaurier nur dadurch ausgestorben sind, dass die Menschen sie alle in die Zukunft geholt haben, um dort Zoos mit ihnen zu füllen?) Man muss dabei eigentlich nur beachten, dass man weder Schleifen erschafft, noch Paradoxa in der Art des Großvaterparadoxons. Es verbleiben die grundlegenden technischen Probleme.

 

Technische Realisierung

Zunächst muss gesagt werden, dass Zeitreisen momentan noch ausschließlich dem Bereich der Science Fiction angehören. Es gibt einige Theorien, die Zeitreisen ermöglichen würden, diese sind aber bisher weder experimentell bestätigt, noch viel mehr als mathematische Konstrukte.

Dort sind durch den aktuellen Stand der Forschung der Fantasie wenig Grenzen gesetzt, da man einfach nicht weiß, was noch ermöglicht werden könnte. Das größte technische Problem von Zeitmaschinen wird dann aber interessanterweise nicht die Zeit sein.

Zeitmaschinen haben, wie der Name impliziert, zunächst mal die Funktion, durch die Zeit zu reisen. Das Problem hierbei ist, dass sich absolut alles in irgendeiner Form bewegt, und wenn es nur durch die Expansion des Universums ist. Wenn ich also eine Zeitreise auf der Erde starten würde, so wäre es sehr wahrscheinlich, dass ich am Ende nicht auf dem gleichen Punkt auf der Erde landen würde.

Es wäre sogar eher zu erwarten, dass ich irgendwo im All treibe.

Seid kreativ diese Barriere zu lösen. Denkbar wäre beispielsweise eine Zeitmaschine, die auch ein Raumschiff ist, und dann, nach der Zeitreise, erst einmal die Erde ansteuern muss.

Challenge: Schreibt eine paradoxfreie Zeitreise oder verwendet das Bootstrap Paradoxon auf elegante Art und Weise.


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Gastautor: Florian - seine Facebookseite.

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1 Kommentar:

  1. Das ist ein sehr interessanter Artikel. Als ich ihn gelesen habe kam mir sofort der dritte Harry Potter Teil in den Sinn. Dort kehren Harry und Hermine in die Vergangenheit zurück, um Den Greif Seidenschnabel und Sirius zu retten. Ich finde, dass ist dort sehr gut gelöst, denn später erfährt mann, dass Hermine selbst den Stein geworfen hat, um sie zum Gehen zu bewegen.
    Ich finde sowas sehr faszinierend, aber auch echt schwierig. Wie du bereits geschrieben hast, gibt es sehr viele Dinge, auf die zu Achten sind, damit es einigermaßen logisch bleibt. Ich habe mich da noch nicht heran gedraut. Das überlasse ich erstmal anderen.

    Aber Daumen hoch, dass du ein so schwieriges Thema zumindest für mich verständlich beleuchtet hast. :)

    LG Anki

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