Mittwoch, 19. Dezember 2018

Writing Excuses – Masterclass #11: In welche Richtung verläuft meine Geschichte eigentlich?

Willkommen zu den Writing Excuses. Der NaNoWriMo ist vorbei und die Ausnahmesituation geht langsam zurück. Nun können wir uns wieder entspannt unserer Masterclass widmen. Beim letzten Mal haben unsere Podcast-Autoren Fragen zum Thema Struktur und Story beantwortet. Um eure Erinnerung aufzufrischen, könnt ihr in den letzten Eintrag noch einmal reinlesen. In diesem Artikel wollen wir uns bewusst werden, wohin unsere Story eigentlich führt. Verliert das Ende niemals aus den Augen, ansonsten lauft ihr Gefahr euch in eurer eigenen Geschichte zu verrennen. Damit das nicht passiert, geben die Autoren des Podcastes wertvolle Hinweise. 



Wohin geht die Reise?

Bedenkt den weiteren Verlauf der Geschichte, bekommt ein Gefühl für die nächsten wichtigen Anhaltspunkte im Plot. Für manche gestaltet sich der Mittelpunkt der Geschichte als etwas schwierig und mühsam. Die Leser und euer Protagonist sind gemeinsam in die Geschichte gestartet, sind in einer anderen Welt gelandet … und nun? Einen guten Übergang zum Ende schreiben zu müssen, kann für den einen oder anderen schrecklich sein. Lasst euch davon nicht entmutigen, erinnert euch an die Versprechen, die ihr euren Lesern am Anfang der Story gemacht habt oder die Fragen, die sich eure Leser stellen. Hier könnt ihr ansetzen. Sie vertrauen darauf, dass ihr die Fragen beantwortet und die Geheimnisse lüftet. Ihr kennt euch am besten mit der Materie aus und solltet wissen, welche Versprechen ihr dem Leser gegeben habt. Nun könnt ihr anfangen die gewünschten Informationen nach und nach auszuteilen, dem Leser Hinweise und Enthüllungen portionsweise zu präsentieren. Vergesst dabei jedoch nicht die dazugehörenden Konflikte und achtet auf die zugrundeliegende Struktur. Irgendwann wird das Ende kommen und es wird großartig sein. Gebt den Lesern ein paar Stufen für ihren Weg. 
Diese Hinweise helfen nicht nur dem Leser, sondern auch euch, denn in diesem Zusammenhang ergeben sich immer Fragen mit denen ihr arbeiten könnt: 
  • Was lässt der Hinweis übrig? 
  • An welchem Punkt stößt euer Charakter auf den Hinweis? 
  • Welches Bruchstück muss euer Protagonist finden, um diese Hinweise zusammenzusetzen? 
  • In welcher Reihenfolge solltet ihr die Anhaltspunkte setzen?

Wenn ihr zum Beispiel eine Romanze schreibt, werden die Hauptcharaktere sich natürlich verlieben. Dies wirft automatisch Fragen auf: Warum verlieben sie sich? Wie lernen sie sich kennen? Dabei genügt es jedoch nicht einfach es damit zu begründen, dass er ein anständiger Kerl und sie sehr attraktiv ist. Da muss es mehr geben. Sie brauchen eine echte Verbindung. Diese Beziehung wird euch helfen eure Story aufzubauen, indem ihr überlegt, wie ihr diese Bindung veranschaulicht. Auch in einer Liebesgeschichte sollte es Konflikte geben, die euer Pärchen zusammenschweißen oder entzweien. 
Dasselbe gilt auch im Mystery Genre. Auch hier gehören ganz automatisch Konflikte und Probleme dazu. Oft gibt es eine Gefahr, der man auf die Schliche kommen muss, oder die Hinweise lassen sich nur schwer finden, da der Mörder ein besonders charmanter Mensch ist. Diese einzelnen Konflikte helfen nicht nur euch, die Geschichte weiter aufzubauen, sondern binden den Leser an die Story. Im Idealfall will er ja herausfinden, wie der Konflikt gelöst wird.

Habt immer im Blick, was ihr wirklich für die Geschichte braucht und wie die Elemente zusammenwirken. Für jedes Genre gibt es ein Grundmuster. Dabei lauern Klischees und formelhafte Phrasen an jeder Ecke. Auch wenn ihr nicht jedem diesen Klischees folgen sollt, bedeutet das nicht, dass ihr sie gänzlich missachten könnt. Es ist wie beim Kochen: ganz ohne Rezept geht es oft doch nicht. Das Rezept an sich ist selten das Problem. Viel wichtiger ist es, dass ihr euch bewusst seid, wie diese einzelnen Zutaten miteinander funktionieren. Genauso ist es beim Schreiben. Es hat einen Grund warum die Storys eines Genres so erfolgreich sind. Sie alle folgen demselben Rezept, die Zutaten sind jedoch immer etwas anders. Im Podcast heißt es sehr treffend: „Don’t cut the end off the roast, get a bigger pan.“ Eure Geschichte (mit all ihren Zutaten) hat es verdient auserzählt und nicht in eine bestimmte Form gepresst zu werden. Sollte dabei eure Story länger werden als geplant: Na und! Es ist selten eine Option auf wichtige Elemente zu verzichten, denn dann funktioniert es im Ganzen meistens nicht.

„set piece“ vs. „awesome moments“

Macht euch am Besten zu Beginn Gedanken darüber wie die Geschichte enden soll und führt eure Leser Schritt für Schritt dorthin. Dabei helfen euch nicht nur Versprechen und Hinweise, die dem Leser im Laufe seiner Reise präsentiert werden, sondern auch die sogenannten „set pieces“. Das sind ganz einfach Standartsituationen, Szenen oder Events, die ihr entwickeln und einbauen könnt. Sie haben meistens nur den Effekt einen imposanten oder spannenden Moment zu erschaffen. Im Thriller oder Krimi kann das eine Verfolgungsjagd oder ein Schusswechsel sein, in einer Mystery- oder Horrorgeschichte spannende Enthüllungen und Geheimnisse. Es gibt einfach Standartzutaten, die in einer Geschichte drin sein müssen. Selbst wenn ihr euch fragt: „Warum geht die jetzt nur mit einer Taschenlampe alleine in den Keller, aus dem ein gruseliges Geräusch zu hören war?“ Diese Ztutaten sind zwar nicht Charakterbasiert, sorgen aber für die entsprechende Stimmung. Diese Szenen werden extra vom Autor gesetzt, um den Leser zu begeistern und zu beeindrucken. Sie dienen einfach dem Setting.
Anders verhält es sich bei den „awesome moments“: diese betreffen den Charakter an sich. Sie entstehen aus etwas, das der Protagonist tut. Wenn er zum Beispiel eine wirklich schmerzhafte Entscheidung trifft, indem er an sich neue Heilmethoden oder Arzneien testen lässt, die arme Weise adoptiert oder als Ersthelfer am Unfallort bleibt. Da kann die Verfolgungsjagd vorher so spektakulär sein, wie sie will … das ist ein besonderer Moment. Nicht nur der Leser sondern auch der Autor liebt die Figur in dem Augenblick einfach für das, was sie tut. 
Das ist der große Unterschied, den ihr nicht vergessen solltet.

Um den Umgang mit diesen beiden Elementen zu üben, habe ich mir eine Schreibaufgabe für euch ausgedacht: Nehmt euch ein Buch, ein Film oder eine TV-Show und achtet auf die „set pieces“ und „awesome moments“. Wie werden sie eingesetzt und wann werden sie verwendet? Was haben sie für eine Wirkung auf euch?

Für weitere Informationen könnt ihr euch gerne auf der Writing Excuses Hompage umschauen.

Viel Spaß dabei und bis zum nächsten Mal.
Eure Anki
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Zum Weiterlesen:


Über die Autorin:

Fasziniert von der Welt, mit zu vielen Hobbys im Gepäck, versucht Anki ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen. Mit Worten, aber auch mit Foto und Design greift sie auch anderen gerne unter die Arme. Willkommen beim Zeitfänger!


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