Mittwoch, 12. Dezember 2018

Marketing für kreative Chaoten

Kaum ein Artikel über Marketing und Social Media ist sicher vor mir. Ich inhaliere alles, was es gibt und dabei stelle ich nicht selten ernüchtert fest: Ich kenne fast alle Tipps und Tricks. Doch ich wende sie einfach nicht an. Warum? Ich bin einfach ein wechselhafter Typ. Ich mag mich nicht auf eine einzige Feedfarbe einigen, obwohl das doch der Schlüssel zum Erfolg auf Instagram zu sein scheint, mich nicht damit stressen, optimal ausgeleuchtete und durchgestylte Bilder zu fotografieren. Nicht in regelmäßigen Intervallen über den Tag verteilt auf Twitter zwitschern und auch nicht aus den Fingern gesaugte, unterhaltsame Posts auf Facebook veröffentlichen, nur damit meine Reichweite ja nicht abkackt.
Als Bauch- und Gefühlsmensch möchte ich mich als kreativen Chaoten bezeichnen. Ich liebe die Abwechslung, probiere immer wieder etwas Neues aus. Werde ich so nie erfolgreich meine Bücher vermarkten können? Wie sollen sich meine Leser so auf mich verlassen können, wenn ich kein einheitliches Bild abliefere? Sie müssen den Eindruck haben, dass ich im Chaos versinke und gar nicht weiß, was ich will.

Tatsächlich hat so ähnlich auch das Feedback gelautet, als ich gefragt habe: Was verbindet ihr mit mir? Mit meiner Marke „Tinka Beere“. Hin und wieder kam das Schreibmeer als Antwort oder meine Schreibchallenge. Aber kaum eine Aussage stimmte mit dem überein, was ich wirklich vermitteln möchte. Aus marketingtechnischer Sicht ist das nicht gut. Ganz und gar nicht gut, denn, wenn niemand weiß, wofür ich stehe, dann kann ich auch nicht verkaufen, was ich tue.

Also habe ich mir überlegt, was ich tun kann. Wie kann ich der Langeweile entgegenwirken, die sich nach spätestens neun gleichgearteten und in ein Schema passenden Bildern auf Instagram einstellt. Wie kann ich trotz stundenlanger Abstinenz von Social Media wegen meinem Brotjob im Kopf bleiben. Und vor allem, wie kann ich mein Thema, meine Leidenschaft transportieren, so dass sie jeder versteht?

Finde deine Themen!

Das Wichtigste ist, meine Themen erst einmal klar für mich zu formulieren. Wofür stehe ich? Was ist mir persönlich wichtig? Und wie spiegelt sich das in meinem Auftreten in den sozialen Medien und auch in meinen Geschichten wider?

Für mich kam der Durchbruch, als ich mir wieder bewusst Gedanken über mein Logo gemacht habe. Es sollte einfach sein und mit dem Schreiben verbunden werden. Mich als Autorin darstellen, aber auch die verschiedenen Facetten meines Lebens – offline wie auch online. Ich überlegte mir verschiedene Symbole, aber jedes stand nur für einen Bereich. Die Silhouette einer Katze als kleine Hommage an meine Katze Tinka, der ich meinen Künstlernamen verdanke. Ein kleines Drachenmädchen, da ich vor Jahren durch die „Schreibwerkstatt“ einen Wordcountdrachen namens Toffiffee besessen habe. Eine Physalis, da sie meinen Namen symbolisiert: Die Beere für „Beere“ und die flügelartigen Blätter für „Tinka“ in Anlehnung an die Fee Tinkerbell aus Peter Pan. Das alles erschien mir passend, für ein Logo aber ein bisschen viel. Und ich wollte kein Puzzle, in dem ich alle Teile irgendwie zu einem Ganzen zwinge, das dann wäre wie ich: chaotisch. Ich wollte eine klare Linie und erinnerte mich an drei Wörter, die ich schon früh als Slogan für mich gefunden hatte: write, create, motivate. Schreiben, erschaffen und motivieren. Diese Wörter waren der Durchbruch für mich und ein bisschen Spielerei mit der Farbe der Buchstaben meines Namens gaben den letzten Schliff.





Dabei war es also einem Zufall zu verdanken, dass sich die Buchstaben „be ink“ hervortaten und das Puzzle, welches meine Themen vereint, ist nun eher ein Uhrwerk, in dem jedes Zahnrad ineinandergreift. Ink, also Tinte, ist nicht immer nur Schwarz. Sie kann auch bunt sein – bunt und facettenreich wie mein Leben, weil mir immer wieder etwas Neues einfällt. Außerdem trage ich Tinte unter meiner Haut. Mein Tattoo Det var engang [norw. Es war einmal] verbindet meine Leidenschaft für Geschichten mit meinem Körper.

Show don't tell

Erst im Nachhinein fiel mir auf, wie genial es ist, dass ich Verben, also Tuwörter in meinem Logo verwendet habe. Die Worte „schreiben“, „kreieren“ und „motivieren“ sind sehr klar, aber gleichzeitig auch sehr flexibel und lassen Raum für Interpretationen.

1. Ich schreibe nicht nur Jugendbücher und Romane, sondern auch Ratgeber für Autoren oder Blogartikel wie diesen. Gerade mit Letzteren bin ich nicht immer so selbstbewusst umgegangen wie jetzt. Es erschien mir zu leicht, Sachtexte zu schreiben. Fast schon wie eine Ausrede, nicht an meinen Romanen zu arbeiten. Aber schreiben heißt eben auch, alles schreiben.
2. Kreieren kann auch für alles Mögliche stehen. Es ist der Ausbruch purer Kreativität. In letzter Zeit sehr viel Stricken, aber eben auch das Zeichnen, das ich für mich wiederentdeckt habe. Es macht so viel Spaß und bringt mich persönlich und auch beim Schreiben enorm weiter, weil ich einen anderen Blick auf das erschaffen künstlerischer Werke bekomme. Zudem habe ich durch den Bereich „create“ viele Möglichkeiten, meine Kreativität mit meinen Followern zu teilen. Das ist der Aspekt, der mir unglaublich viel Spaß macht.
3. Motivieren. Wobei mich die Rückmeldungen der Leute, die ich motiviert habe, selbst am meisten pusht. In den letzten Jahren habe ich so viel Rückmeldung von meinen Zuschauern auf YouTube, meinen anderen Kanälen und auch Büchern bekommen, dass mir dieser Teil meiner Identität am meisten Spaß macht. Meistens bekomme ich direktes Feedback und das wirkt natürlich wie eine kleine Belohnung. Bei den anderen Bereichen ist das schwieriger zu erreichen, aber nicht unmöglich. Instagrambilder mit mir oder über meine Schreibprojekte sind am erfolgreichsten und auch mein Kreativaccount „Sturmleuchten“, auf dem ich ausschließlich über meine Zeichen- und Grafikdesignreise berichte, hat schon ein paar Abonnenten.

Was ist das Ziel deines Marketings?

Ich kann mich also ausleben und dabei auch etwas abstrakter werden, eben zeigen, was mich so bewegt und bin dabei immer in meinen Themenbereichen. Sogar Beiträge über vegane Ernährung, Selbstliebe und „Gedankenfetzen“ passen dort hinein, weil sie kreativer Ausdruck oder Motivation, das Leben zu gestalten, sind. Von außen wirkt das alles vielleicht wie eine bunte Mischung aus Chaos, aber für mich selbst ist es entspannend, nicht marketingoptimiert zu sein. Ich zeige mich mit den Facetten aus meinem Leben, die mich beschäftigen. Und genau das ist es, was gut ankommt. Viele schreiben mir, ich bin authentisch, wenn ich in meiner Instastory zu Rockmusik durch die Küche tanze, wenn ich darüber schreibe, wie lange ich schon an meinen Projekten sitze und wie frustrierend das teilweise ist oder wenn mein Herz sich in einem Blogpost darüber auskotzt, wie scheiße es ist, Schreiben als Hobby zu betreiben.

Vielleicht sind die Zahlen auf meinen Kanälen nicht so super, wenn man sie mit anderen vergleicht. Im Bereich der Autoren, die noch keinen Roman veröffentlicht haben, bin ich möglicherweise ganz gut dabei. Das liegt vielleicht daran, dass ich total toll bin, vielleicht aber auch daran, dass sich die anderen einfach noch nicht trauen, noch nicht ihren Weg gefunden haben, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Bei mir ist der Knoten mit dieser kreativen Chaosmarketingstrategie geplatzt. Ich kann ich sein, muss mich in kein Schema quetschen, kann nach Lust und Laune agieren, mich austoben und immer wieder neu erfinden und dennoch klar meine Grenzen ziehen. Ich möchte nicht in erster Linie hunderte Bücher am Tag verkaufen, sondern ein Mensch sein, den man mag, so wie er ist. Und auch das ist eine Sache, die mir schon häufiger gesagt wurde. Auch wenn man mich nicht persönlich kennt, vielleicht nur einmal gesehen hat, wenn überhaupt, spreche ich durch Social Media und meine Bücher wie eine Freundin. Mir ist klar, dass das ein schwieriger Begriff im Zusammenhang mit den sozialen Netzwerken ist. Aber dennoch bin ich für viele Menschen Motivation, Inspiration und Vorbild. Genau das möchte ich auch sein und dafür sind Zahlen total unwichtig. Meine Fans und Abonnenten unterstützen mich gerne, kaufen aber nicht blind meine Bücher, nur weil sie mich mögen. Sie sind intelligent genug, für sich zu entscheiden, was sie brauchen und wie weit sie mich unterstützen wollen.

Wenn ihr mit den bisherigen Methoden, die das Marketing klassischerweise so hergibt, nicht so gute Erfahrungen gemacht oder euch eingeengt gefühlt habt, dann versucht es vielleicht mal mit dieser und gebt mir gerne eine kurze Rückmeldung, was ihr dazu denkt.
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Zum Weiterlesen:


Über die Autorin:

Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht. Auf Instagram nimmt sie uns als @tinkabeere mit durch ihren Alltag als Autorin.


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