„Du willst als Autor*in bekannt werden? Du willst vom Schreiben leben? Du willst eine Fanbase aufbauen, die auf jede neue Geschichte hinfiebert? Nichts leichter als das! Alles, was du brauchst, ist eine spannende Handlung, glaubwürdige Figuren, etwas Glück und vor allem: gutes Marketing!“
So oder so ähnlich steht es in unzähligen Schreibratgebern, Foren oder Blogbeiträgen im Internet, wenn man sich darüber informiert, wie man als Autor*in heutzutage erfolgreich sein kann. Mal ganz abgesehen davon, dass jeder eine persönliche Definition von „Erfolg“ hat, scheinen sich all diese Tippgeber in einem Punkt einig zu sein: Wer seine Bücher verkaufen will, der kommt um Marketing nicht herum. So weit, so unklar. Denn wenn man genauer darüber nachdenkt, stellt sich schon bald die Frage: Was ist Marketing eigentlich genau?Ich persönliche kriege innerliche Schreikrämpfe, wenn das Wort Marketing in Zusammenhang mit dem Erfolg als Autor*in fällt. Nicht, weil ich der Aussage nicht zustimmen würde, dass Marketing essenziell für den Verkauf der eigenen Bücher ist – ganz im Gegenteil. Mein Problem liegt viel eher darin, dass Marketing beinahe so etwas wie ein Modewort in Autorenkreisen geworden ist: Jeder benutzt es, aber keiner weiß so richtig, was eigentlich damit gemeint ist.
Wo fängt Marketing an und wo hört es auf? Wie viel Marketing brauche ich überhaupt und woran erkenne ich, dass ich genug Marketing betrieben habe? Fragen wie diese drängen sich unvermeidbar auf, wenn man sich näher mit dem Thema befasst. Mein Eindruck ist, dass die meisten Autor*innen zwar wissen, dass sie Marketing betreiben sollten, aber die wenigstens eine klare Definition haben, was nun alles darunter fällt. Immer wieder höre ich Sätze wie „Ich habe keine Ahnung von Marketing“, „Ich hasse Marketing“ oder „Ich kann kein richtiges Marketing machen, weil ich sowieso so selten in den Sozialen Medien unterwegs bin“. Nicht selten klingt das dann entschuldigend oder rechtfertigend, als würde diesen Autor*innen ein kleiner Teufel auf der Schulter sitzen, der ihnen stets ins Ohr schreit: „Aber du musst doch Marketing betreiben! MARKETING!“ (Kleiner Geheimtipp: Du musst übrigens gar nichts, wenn du nicht willst, wie unsere Autorin Sabi in diesem Artikel schön beschrieben hat. Aber ich schweife ab.)
Google definiert den Begriff Marketing folgendermaßen: alle Aktivitäten eines Unternehmens, die dazu dienen, den Absatz durch Betreuung der Kunden, Werbung, Beobachtung und Lenkung des Marktes sowie durch entsprechende Steuerung der eigenen Produktion zu fördern. Marketing ist also alles, was du tust, um dafür zu sorgen, dass sich deine Bücher besser verkaufen. Wenn du dir nun vorstellen kannst, was das konkret bedeutet: herzlichen Glückwunsch! Ich nämlich nicht – und ich befürchte, viele meiner Kolleg*innen wohl auch nicht.
Genau hier sehe ich das Problem mit dem Begriff: Er ist viel zu weit gefasst, viel zu allgemein, als dass man sich tatsächlich etwas darunter vorstellen könnte. Denn im Endeffekt kann Marketing fast alles sein: eine Werbekampagne für deine Bücher, eine Zusammenarbeit mit Buchbloggern, aber auch alle Interaktionen mit deinen Leser*innen oder eine spannende Lesung.
Bevor du dich also mit der Frage herumschlägst, was Marketing ist, solltest du dich eher fragen: Was ist Marketing für mich? Was kann ich tun, um mehr Bücher zu verkaufen und mehr Leser*innen erreichen? Nicht jede Art von Marketing passt zu jeder Geschichte (allein bei Sachbüchern sind die Unterschiede gewaltig!) oder Persönlichkeit. Dabei kannst du dich auch von anderen Autor*innen inspirieren lassen, um neue Ideen zu gewinnen. Janna Ruth hat beispielsweise zur Veröffentlichung ihrer neuen Buchreihe auf Facebook eine virtuelle Schnitzeljagd veranstaltet. Oder mach es wie Fantasy-Autor Benjamin Spang, der den Entstehungsprozess seines Romans gefilmt hat. Deiner Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt!
Wenn es um Marketing geht, dann mach am besten das, was dir selbst am meisten Spaß macht. Nur so kannst du sicherstellen, dass du auch dranbleibst. Denn unterm Strich kann Marketing fast alles sein. Du schießt gerne Fotos und magst es, diese künstlerisch in Szene zu setzen? Großartig, dann bist du bei Instagram genau richtig. Du magst es, deine Gedanken und Meinung mit der Welt zu teilen und deinen Schreibprozess zu dokumentieren? Dann wäre ein Blog vielleicht das Ideale. Oder du kannst dich auch bewusst dafür entscheiden, deinen Leser*innen direkt im Gespräch zu begegnen und eine Lesung oder einen Auftritt an einer Buchmesse organisieren. Mit ein wenig Kreativität wirst du bald herausfinden, was dein persönliches Buchmarketing ist und das Mysterium Marketing endlich entschlüsseln.
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Zum Weiterlesen:
- Geschichten finden ihren Weg – Über Verlagsautoren, Selfpublisher und Hybridautoren
- Content Marketing – Wie du die richtigen Inhalte findest
- Von #amwriting bis #ww: Die 20 beliebtesten Hashtags für Autoren
Über die Autorin:
Evelyne Aschwanden wurde bereits als Kind vom Schreibvirus erfasst und erschafft seitdem fantastische und verrückte Welten auf Papier. Als Meisterin der Prokrastination und hoffnungslose Träumerin zwitschert sie unter @EvelyneC_A über die Höhen und Tiefen des Autorenlebens.
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