Samstag, 16. Juni 2018

Erfolgreich bist du erst, wenn du vom Schreiben leben kannst!

Vier Bücher in einem Jahr veröffentlichen, tausende von Fans und begeisterte Leser täglich auf den Social Media Plattformen erreichen, den ganzen Tag mit dem Schreiben verbringen, mindestens einmal im Jahr auf Schreiburlaub auf irgendeine Insel in ein Standhaus mit Meerblick fahren, schon Verträge für die nächsten drei Jahre mit Verlagen in der Tasche. Ein erfolgreiches Autorenleben sieht in den Köpfen vieler vermutlich so aus. Eine Utopie, die ich gerne hätte, die aber nie möglich sein wird. 



Gehst du einem normalen Beruf nach, dann ist es normal, dass du davon leben kannst. Und es ist auch normal, dass sich Wäscheberge türmen oder die Kinder schreiend durchs Haus rennen – wenn du dir denn ein Haus leisten kannst. Vielleicht hast du auch nur eine Wohnung, dann aber gemietet, und der Partner an deiner Seite trägt seinen Teil zur Haushaltskasse bei. Urlaub wird mit der Familie gemeinsam gemacht – natürlich.

Bei Autoren sieht das anders aus. Die Erwartungen sind unglaublich hoch und die Realität kraucht irgendwo auf dem Boden der Tatsachen herum. Du schlägst dich in einem Brotjob wacker, damit du deine Miete und irgendwelche bescheuerten, aber notwendigen Kredite finanzieren kannst. Dein Partner oder die Kinder sind genervt, weil der Wecker früh klingelt, damit du Zeit zum Schreiben hast, oder eben abends nicht gemeinsam vor dem Fernseher gammelst. Du hast andere Prioritäten für deinen Traum. Und deine eigenen Vorstellungen, wie dieses Leben als Autor aussehen soll.

In den Sozialen Medien lebst du fernab der täglichen Realität. Stellst dir die Frage, warum sich so viele für die Fotos deiner Wortzahlen auf dem Laptop begeistern, wenn es nüchtern betrachtet immer wieder das gleiche ist. Der Druck der Erwartungen wächst. Nicht nur deiner eigenen, wenn du seit Jahren an deinen Meisterwerken schreibst und doch immer noch nichts dabei rumkommt. Du sitzt vor dem PC und träumst davon, wie du eines Tages allen zeigen kannst, dass du es doch drauf hast. Dass du die Reinkarnation von Shakespeare oder doch zumindest Hemmingway bist.

Doch davon ahnt niemand etwas, denn du behältst deine Erwartungen an dich für dich – und die Dinge, die von außen an dich herangetragen werden, bearbeitest du stoisch, damit du den Fokus nicht verlierst. Du hast immer gewusst, dass es hart ist, aber erst jetzt bemerkst du, dass es überhaupt nicht das Gleiche ist, zu sagen, es wird hart werden, und das tatsächlich durchzustehen. Du merkst, du musst Abstriche machen und von allen Seiten hörst du immer wieder, wie wenige Autoren doch von dem leben können, was sie so sehr lieben.

Reiche ich aus? Bin ich genug? Sind meine Ansprüche zu hoch? Kann ich dem Druck noch länger stand halten? Will ich das überhaupt?

Was will ich überhaupt?

Du nimmst dir ein Blatt Papier. Schreibst dir auf, was dir wichtig ist. Ohne auf die Meinungen und Zahlen anderer zu achten. Vier Bücher in einem Jahr veröffentlichen? Du veröffentlichst nur ein Buch, alle vier Jahre. Und du bist okay damit, weil du ganz tief in deinem Herzen weißt, dass du alles andere gar nicht wirklich willst. Es ist nicht dein Ziel. Du stellst fest, du bist erfolgreich, wenn du in der Woche eine Stunde an deinem Buch arbeiten kannst. Du bist erfolgreich, wenn du deine Kinder wachsen siehst. Du bist erfolgreich, wenn du täglich eine Stunde mit deiner Familie verbringen kannst. Du bist erfolgreich, wenn du in deinem Job eine gute Leistung bringst, um weiterhin deinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten. Du bist erfolgreich, wenn du dich zum Wohle deiner psychischen Gesundheit für einen Jobwechsel oder ein Hobby, ganz ohne Sinn entscheidest.

Du entscheidest, wann du erfolgreich bist. Nicht die anderen.


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Zum Weiterlesen:



Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht. Auf Instagram nimmt sie uns als @tinkabeere mit durch ihren Alltag als Autorin.



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