Samstag, 31. Oktober 2015

Gastartikel: Sex in Horrorgeschichten

Sex in Horrorgeschichten ist wie Mentos in Coca-Cola.
Sag jemandem, dass du Erotikgeschichten schreibst, und du wirst belächelt, wahrscheinlich für versaut gehalten.
Sag jemandem, dass du Horrorgeschichten schreibst, und du wirst belächelt, wahrscheinlich für einen Psychopathen gehalten.
Und jetzt stell dir vor, was passiert, wenn du sagst, dass du erotische Horrorgeschichten schreibst. Siehst du deinen Gesprächspartner schon laufen? 




Erotik und Horror sind für viele Tabuthemen. Deswegen ergibt beides zusammen eine explosive Mischung. Allerdings lässt es dir auch viele, viele Möglichkeiten - denn wo sonst kannst du dich derart austoben? Man muss natürlich eine Vorliebe für düstere Geschichten haben, um so etwas schreiben zu können. Ein starker Magen kann auch nicht schaden, ebenso Hornhaut, denn vielen wird deine Idee nicht gefallen. Aber denk immer daran, dass du es nie jedem recht machen kannst, egal was du schreibst.

Vergiss Blümchensex. Wir sind in einer Horrorgeschichte und die Menschen lesen diese Geschichten aus einem bestimmten Grund. Sie wissen, was sie erwartet und wollen sich gruseln, ekeln, fürchten und ganz einfach unterhalten werden. Wer Horror mag, mag es stilistisch generell etwas düsterer, vielleicht auch brutaler, deswegen brauchen wir uns nicht zurückzuhalten und können unsere Figuren ihre Fetische ausleben lassen. Jede kranke Phantasie ist erlaubt und wie weit man dabei geht, bleibt den Autoren überlassen. Was natürlich nicht heißt, dass alles gut geheißen wird. Mein persönliches Urteil gehört hier zwar nicht her, aber bei allem, was mit Kindern zu tun hat, hört für mich der Spaß auf. Geschichten sind Fiktion, doch es gibt Dinge, von denen man besser die Finger lassen sollte.

Kommen wir wieder zu Fetischen. Es ist unglaublich, auf was Menschen abfahren können. Gebrauchte Kleidungsstücke sind noch harmlos. Alltägliche Gegenstände, Geräusche oder Bilder können in den Leuten etwas auslösen. Wir Horrorautoren treiben das noch etwas auf die Spitze, schauen, was da denn so los ist im Kopf solch eines Menschen, und holen seine düstersten Phantasien hervor. Dem Fußfetischisten reicht es nicht mehr nur, an Füße zu denken, er will Füße besitzen. Ohne ihre überflüssigen Anhängsel, auch genannt Körper.

Ein anderer will nicht länger einfach nur Sklave sein und sich auspeitschen lassen. Er will echte Schmerzen, mit bleibenden Schäden, damit er etwas hat, woran er sich erinnern kann.

Fetische sind sehr gut für Geschichten, weil wir bereits eine Vorlage haben und diese nur noch etwas ausschmücken müssen.

Geht es um Gleichgesinnte, die sich austoben, sind dem auch keine Grenzen gesetzt. Wie schon weiter oben geschrieben: Was in den eigenen vier Wänden passiert, bleibt auch dort. Es gibt nichts, wovor eure Figuren sich fürchten müssen und sie können jeder Phantasie nachgehen.

Dabei müssen nicht alle Teilnehmer menschlich sein. Richtig verrückt wird es, wenn Frau oder Mann es mit einem Werwolf, einem Insektenmonster oder irgendetwas anderem treibt. Wie den beiden sind auch euch hierbei keine Grenzen gesetzt. Ihr glaubt, dass ihr das nicht tun könnt?

Horrorgeschichten sind da dazu da, um Grenzen zu überschreiten. Sei es auf die subtile Art und Weise oder mit der Holzhammermethode. Es gehört eine Portion Mut dazu, aber aus Erfahrung kann ich euch sagen, dass es sich lohnt. Frech kommt bekanntlich weiter.

Für diesen Artikel habe ich „Erotik in Horrorgeschichten“ gegoogelt (Tippt man „Sex in Horrorgeschichten“ ein, bekommt man Erfahrungsberichte über Sex im Auto empfohlen. Das sagt dann wohl alles.) und mir ist aufgefallen, dass solche Storys zwar rar sind, aber es gibt sie. Ich sag euch gleich, dass ihr damit nicht den Pulitzer gewinnen werdet, aber vielleicht freut ihr euch über die Reaktionen eurer Freunde, wenn ihr ihnen davon erzählt. Meine persönlichen Erfahrungen mit Sex in Horrorgeschichten sind gering, aber überraschend positiv. Wer das Buch in die Hand genommen hat, wusste, was ihn erwartet.

Es ist ein heikles Thema, aber wenn ihr daran interessiert seid, lasst euch davon nicht abschrecken und setzt euch keine Grenzen. Der Leser kann das übernehmen. Denkt daran, dass ihr unterhalten und vielleicht auch etwas schockieren wollt. Aber eben nicht ins Lächerliche abdriften, was hier schnell passieren kann. Sucht euch geeignete Testleser für diese Geschichten und bereitet sie darauf vor, was sie erwartet.

Wenn sie euch Ansichtskarten aus der psychiatrischen Klinik schicken, habt ihr es geschafft.

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Gastautor: Thomas - Besucht gern seine Facebook-Seite.


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