Sex spielt in unseren Leben eine alltägliche Rolle. Wir werden ständig damit konfrontiert, sei es durch Musikvideos, Film und Fernsehen oder Bücher. Während Erotikromane vor Shades of Grey noch als unschicklich galten, erlebt der Buchmarkt seine eigene kleine Revolution, die nur eins im Sinn hat: „Sex sells“.
Aber wie das so ist, gibt es bei jedem ein erstes Mal und zumindest in den meisten Fällen findet das heutzutage ja irgendwann im Jugendalter statt. So wäre es eigentlich nur logisch, dass uns „das erste Mal“ in Jugendbüchern begegnet. Dass es aber auch ein paar ziemlich verrückte Ausnahmen gibt, wird sicher klar, wenn ich über die verschiedenen Genres spreche.
„Das erste Mal“ in Jugendbüchern
Romantische Jugendbücher schildern häufig die erste große Liebe und sollten jugendlichen Lesern eine überwiegend realistische, dennoch romantische Sicht auf die ersten intimen Erfahrungen bieten, die man als Jugendlicher so macht.Dazu gehört Händchen halten ebenso wie der erste Kuss und die ersten Erfahrungen mit Nacktheit und Petting. Wirklich gute Jugendbücher nehmen sich jede Menge Zeit und zeigen, dass nicht auf Anhieb alles perfekt klappen muss. Sie zeigen, dass es manchmal nicht die körperliche Nähe ist, auf die es in einer Beziehung ankommt, sondern bringen ihren Lesern bei, dass auch die emotionale Seite einer Beziehung wichtig ist, um zu 100% glücklich zu sein. (Bei Büchern für erwachsene Leser kommt es dagegen auch manchmal vor, dass die körperliche Seite einer Beziehung vollkommen außer Acht gelassen wird. Auch hier sollte man als Autor darauf achten, dass die Beziehung nicht zu einseitig geschildert wird.)
Auch beim Schreiben solcher Szenen sollte man darauf achten, dass man sie aus der Perspektive der Jugendlichen schildert. Insbesondere Erwachsene mit viel Erfahrung neigen häufig dazu, die Probleme und Gefühle, die „Das erste Mal“ mit sich bringt, viel zu schnell abzuhandeln, dabei ist es gerade das Sammeln von Erfahrungen, was den Reiz des Genres ausmachen sollte.
„Das erste Mal“ für junge Erwachsene
Das Genre „New Adult“ treibt die Sache mit „dem ersten Mal“ ganz schön auf die Spitze, wobei es hier häufig nicht einmal der Akt selbst ist, der im Zentrum steht. Häufig – so kommt es mir zumindest vor – ist der Kerl ziemlich erfahren in Sachen Sex und die junge Frau, die er in seinem Bett haben möchte, ist natürlich noch Jungfrau und im besten Fall ziemlich unerfahren, was Intimität angeht. Nun kann man natürlich argumentieren, dass sich insbesondere Frauen häufiger für den Richtigen aufbewahren wollen, doch häufig schmeißen sie sich den Kerlen ziemlich gedankenlos an den Hals.Als Autor muss man da doch hinterfragen, aus welchem Grund die Dame noch Jungfrau ist. Gehört sich das heutzutage so? Darf eine Frau keine Erfahrungen sammeln, bevor ein Bad Boy daherkommt und für sie die ganze Welt auf den Kopf stellt?
Oder hat das etwa eine Erregungssteigerung zum Zweck? Häufig genug liest man ja über das Erstaunen besagter Bad Boys und ihre zahlreichen „Ohs“ und „Ahs“ und „du bist so eng“ sind auch nicht gerade ein Indiz dafür, dass es sie vollkommen kalt lässt.
Aber muss das wirklich sein? Ist das wirklich das, was den Reiz an diesem Genre ausmachen sollte oder sorgen solche klischeehaften Szenen nicht eher dafür, dass der Leser genervt weiterblättert?
Wenn ihr also einen Roman in dem Genre schreibt, würde ich stark darauf plädieren, der guten Dame schon ein paar Erfahrungen anzudichten. Es wäre schön, New Adult Romane zu lesen, die sich von diesem Klischee lösen und in denen Sex zwar eine wichtige, aber dennoch untergeordnete Rolle spielt.
„Das erste Mal“ für Erwachsene
In den meisten Romanen für Erwachsene spielt Sex zwar auch eine Rolle, aber im Normalfall gibt es da kein erstes Mal mehr, weil beide Parteien schon Erfahrungen sammeln konnten. Dann gibt es aber auch Ausnahmen, häufig im Bereich Erotik, die schon fast albern wirken. Ein tolles Beispiel dafür ist Shades of Grey. Er ist ein masochistischer Geschäftsmann, der krankhaft auf eine Studentin im Abschlussjahr fixiert ist und sie unbedingt in die Welt des BDSM einführen will. Sie ist ein Mauerblümchen, die mit Mitte zwanzig noch keinerlei sexuelle Erfahrungen gesammelt hat. Und für alle, die es noch nicht wissen: Ratet mal, was passiert? Richtig! Er ist erregt und aufgeregt, weil sie noch Jungfrau ist, und sie lässt sich natürlich prompt von ihm verführen, um gleich darauf einen Vertrag zu unterschreiben, der ihm erlaubt, sie ein bisschen zu misshandeln.Ja. So sieht’s aus. Das ist die nüchterne Zusammenfassung von Shades of Grey, die jetzt einmal exemplarisch für ABSOLUT UNGLAUBWÜRDIG stehen soll.
Wer für Erwachsene schreibt, sollte seine Charaktere auch als erwachsene Charaktere sehen. Dabei ist es zunächst einmal vollkommen egal, welchen religiösen oder kulturellen Hintergrund die Charaktere haben – wichtig ist, dass sie kein unbeschriebenes Blatt sind. Falls sie bis dato noch kein erstes Mal erlebt haben sollten, ist das vollkommen in Ordnung, aber nur unter einer Bedingung: Es muss glaubwürdig sein.
Welchen Grund haben sie dafür? Und wie beeinflusst dieser Grund sie in ihrer Handlung?
Wenn sie Angst haben, löst sich diese Angst nicht plötzlich auf, nur weil ein Mann vor ihnen steht, der sie bei der Hand nimmt. Wenn es ihnen ihr Glaube verbietet, dann wird die Zeit kommen, in der sie in einen Gewissenskonflikt treten. Wenn sie auf den Richtigen warten, müssen sie erst einmal herausfinden, ob es wirklich der Richtige ist. Ich glaube, ihr wisst, was ich damit sagen will …
Glaubwürdigkeit als Grundlage für „das erste Mal“
„Das erste Mal“ ist eine große Sache, die man als Autor durchaus ernst nehmen sollte. In den Beispielen ist wohl angeklungen, dass Glaubwürdigkeit das A und O für einen gute Geschichte ist. Sowohl im Jugendbuch als auch im Erotikroman spielt die Vergangenheit der Charaktere eine große Rolle für die Handlungen im Roman (das gilt übrigens nicht nur für den Austausch von Intimitäten). Bedenkt immer, dass kein Mensch seine Entscheidungen aus dem Bauch heraus trifft und nutzt um Gottes Willen keinen Alkohol, um den Charakteren ihre Entscheidung zu erleichtern (es sei denn, ihr wollt eine Geschichte über Alkoholvergiftungen oder ungewollte Schwangerschaften oder … schreiben).Intimität ist ein Geben und Nehmen. Zwei Menschen brauchen Zeit, um einander kennenzulernen und die Reaktionen des anderen zu erkunden. Gebt euren Charakteren die Zeit, die sie brauchen, und eure Leser werden es euch später danken.
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Gastautorin: Kim - bloggt auf All These Special Words.
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