Im Internet kursieren haufenweise Tipps, wie sich Autoren in den sozialen Netzwerken präsentieren können. Wie längerfristig Kontakte gepflegt werden und ein Netzwerk aufgebaut werden kann. Meist lautet die Tendenz: Weniger ist mehr. Lieber ein paar wenige Netzwerke aussuchen und diese dafür intensiv pflegen. Intensiv heißt, regelmäßig Content liefern. Möglichst jeden Tag ein Post auf Facebook, ein Bild auf Instagram, sich täglich in den Stories zeigen und da YouTube die zweitgrößte Suchmaschine ist, sollte man sicher ein Video pro Woche raushauen.
Autoren mit Format
Diese Tipps haben bei mir tatsächlich auch funktioniert. Ich habe viele Leute online kennengelernt und die dann teilweise auch auf Buchmessen getroffen. Wirklich eine tolle Community, die ich bis heute sehr schätze und liebe. Ich versuchte, viel zu lesen, um laufend Büchervideos auf YouTube zu produzieren. Fotografierte Bücher für Instagram und zeigte mich auf Facebook am Laptop, mit Kaffeetasse, oder bei Lesungen, so wie man das als Autor eben macht.Ein Format zu finden, war mir wichtig, weil Formate gut ankamen und die Leute das gewohnt waren. Neuheiten, Lesemonate und TAG’s auf Youtube und ein möglichst einheitlicher Feed auf Instagram. Ich merkte leider schnell, dass ich nicht wirklich in ein Format passte. Um Bücher regelmäßig aufwändig auf Instagram in Pose zu setzen, fehlte mir die Leidenschaft. Ich las nicht so viele Bücher, dass ich jede Woche das Gelesene auf YouTube hätte präsentieren können. Als ich mehr Vlogs drehte, verlor ich Abonnenten, weil keine Büchervideos mehr kamen, und das doch von mir erwartet wurde. Und nach dem dreiundzwanzigsten Kaffeetassen-Post, wurde es auf Facebook langsam langweilig. Das brachte mich zum Nachdenken.
Viele Marktschreier, wenig Faszination
Mir ist aufgefallen, dass viele Autoren wie Marktschreier unterwegs sind und um Aufmerksamkeit buhlen. Meistens mit Posts von den eigenen Büchern, inspirierenden Sprüchen und dann eben doch mal wieder eine Kaffeetasse. Manchmal scrolle ich durch all die Beiträge und frage mich, was das eigentlich bringt. Von den Likes und Abonnenten mal abgesehen. Für mich sieht es oft nach Einheitsbrei aus. Viele Beiträge wirken auf mich wie „Hauptsache etwas gepostet“. Der gefürchtete Algorithmus könnte ja die Sichtbarkeit einschränken.Ich gebe zu, inmitten dieser faszinierenden Social-Media-Welt, mit all diesen Möglichkeiten, habe ich den Fokus verloren. Wer bin ich eigentlich? Jemand der ständig Bücher auf YouTube präsentiert? Jemand der einen einheitlichen Feed auf Instagram pflegen will? Jemand der ständig postet, um im Gespräch zu bleiben? Einige Autoren können sich vielleicht damit identifizieren. Bei mir ist das nicht der Fall.
Ich bin Autor und erzähle meine Geschichte
Irgendwann gab es mal einen Magic Moment, einen Auslöser, weshalb ich angefangen habe, Bücher zu schreiben. In diesem ganzen Social-Media-Gewusel habe ich das komplett vergessen. Ich konzentrierte mich zu sehr darauf, wie aktiv andere Autoren und Büchermenschen waren. Wie viele Likes und Abonnenten sie dafür bekamen. Ich wollte auch ein Teil dieser Welt sein. Möglichst schnell Aufmerksamkeit erhaschen. Also probierte ich viel aus, was gut war, machte mir dann aber vor, dass ich das jetzt machen muss, um erfolgreich zu sein.Versteht mich nicht falsch. Ich finde es toll, Inhalte auf diesen Kanälen zu produzieren. Ich bewundere Booktuber, Bookstagramer, Autoren und andere Buchmenschen, wie sie ihre Kanäle pflegen und kreative Inhalte präsentieren. Und ich freue mich natürlich auch über Likes und Abonnenten. Aber was ich gelernt habe ist, man sollte nie etwas machen, um möglichst viele Likes und Abonnenten zu bekommen (außer man möchte zum Beispiel von YouTube leben). Aber uns geht es ja um die Bücher, um unsere Geschichten. Das ist unser Kerngeschäft, da sind wir gut drin und genau das will ich auf meinen Plattformen zeigen.
Ich möchte darüber sprechen, warum mich ein Thema beschäftigt und fasziniert. Weshalb ich darüber schreibe und so viel Zeit am Laptop verbringe. Ich möchte zeigen, wie ich das mache, handwerklich und mit Freude. Und ich habe erlebt, wenn man davon erzählt, einem die Community (zumindest ein Teil davon) sogar in schweren Zeiten, zum Beispiel bei einer Schreibblockade, eine Stütze sein kann. Ich will meine Geschichte als Autor erzählen, die Hintergründe meiner Bücher. Und ganz ehrlich, das muss nicht jeden Tag sein, nur damit ich den gefürchteten Algorithmus befriedigen kann. Auch wenn Abonnenten abspringen, weil sie andere Erwartungen hatten, versuche ich mich trotzdem auf mein eigenes Format zu konzentrieren.
Wenn Abos und Likes egal werden
Ich bin davon überzeugt, wenn wir mit Leidenschaft, Freude und Begeisterung auf Social Media unterwegs sind und das zeigen, was wir können und wollen, kommen die Leute automatisch zu uns. Sie werden uns finden, weil sie sich auch dort bewegen, wo wir sind und hingehören. Wir müssen das machen, was wir machen wollen und nicht das, was auch noch gut wäre für möglichst viele Likes. Algorithmus, Abos und Likes sollten eine zweitrangige Rolle spielen. Heute lege ich zum Beispiel mehr Wert auf Kommentare. Da bin ich mit den Leuten im Gespräch und erfahre auch etwas über sie.Zum Schluss: Ein Hoch auf Social Media
Ich mache auch heute noch Büchervideos, vlogge über mein Autorenleben und poste regelmäßig Bilder auf Instagram. Aber nicht weil ich muss, um dem Algorithmus gerecht zu werden, oder dafür viele Likes erwarte, sondern weil es mir Spaß macht. Weil es dazu beiträgt, das der Welt zu zeigen, was ich gerne mache. Sei du selbst, auch in den sozialen Medien.----------------
Zum Weiterlesen:
- Social Media – Brauch ich das wirklich?
- Ego-Media: Ein versehentlicher Selbstversuch mit Folgen
- Social Media: Von Ehrlichkeit, Rechtfertigung und Selbstbetrug
Marco Rota schreibt Kinder- und Jugendbücher, die von unvergesslichen Abenteuern erzählen. Am besten liest man sie am Lagerfeuer und röstet ein paar Marshmallows dazu.
Marco trifft man auf
instagram.com/marcorota.autor
youtube.com/marcorotach
facebook.com/marcorota.autor
und auf seiner Webseite www.marco-rota.com
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