Mittwoch, 8. November 2017

Vorbereitung einer Lesung

Das Buch ist fertig, endlich haltet ihr es voller Stolz in den Händen und möchte es mit der ganzen Welt teilen!
Um neue Leser zu finden, bietet sich dafür eine Lesung an. Die Frage ist: Wo? Was und wie.






Location

Eine Buchhandlung, eine Bibliothek, ein Café oder auch das eigene oder ein fremdes Wohnzimmer können dafür geeignete Orte sein. Auch eine Lagerfeuerlesung (passte ausgezeichnet zu meiner selenorischen Reihe) kann sehr erfolgreich sein, eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Eine gut besuchte Lokation lockt - aber das versteht sich sicherlich von selbst - natürlich ein größeres Publikum an.
Inzwischen habe ich sogar Lesungen von zu Hause über das Internet durchgeführt, die den enormen Vorteil haben, Menschen aus der ganzen Welt zu erreichen.
Ihr sitzt gemütlich auf dem Sofa, das Tablet oder den Laptop auf dem Schoß und lest den Text in eurer vertrauten Umgebung vor fremden Leuten vor.
Die Aufregung dabei ist deshalb weitaus geringer und man erspart sich unter Umständen lange Anfahrtswege mit beschwerlicher Parkplatzsuche.

Szenensuche

Das Schwierigste ist die Suche nach geeigneten Text-stellen, schließlich möchte ihr die Zuhörer neugierig auf euer Buch machen. Bei einem 740 Seiten starken Werk, wie zum Beispiel meinem Thriller ¿Identität?, gibt es unzählige Stellen, die ich unbedingt vorlesen würde.
Gerade kürzlich habe ich bei Kollegen Lesungen erlebt, die aus zahlreich kleinen Leseschnipseln bestanden, die zwischendurch durch Erzählungen verknüpft wurden. Im Publikum nahm die Unruhe merklich zu. Es wurde unmöglich der Vielzahl an Ereignissen, der Flut an Informationen, zu folgen. Hauptsächlich geht dabei auch die Atmosphäre verloren, die man sich mit seiner Szene aufzubauen wünscht.
Sinnvoll ist es, ihr lest zusammenhängende Texte vor. In der Regel sucht ihr euch eine Passage am Anfang heraus und endet möglichst mit einem spannenden Teil. Mit einer gut strukturierten Zusammenfassung verbindet ihr dann die Textstellen.
Als Schriftsteller steckt ihr ja in eurer Geschichte drin, ihr seid tief mit ihr verbunden. Diese Empfindung fehlt dem Zuhörer gänzlich, was ihr bei der Textsuche unbedingt bedenken solltet.
Mir kommt dabei eine Lesung in den Sinn, in der ich aus meinem Buch „Drachenseele“ eine Krankenhauspassage vorlas, die ich absolut spannend fand. Meine Zuhörerschaft bestand aber zu 95 % aus Senioren, die wahrscheinlich damit viel Negatives assoziiert haben.


Lesen


Bei meiner ersten Lesung war ich unglaublich aufgeregt, habe den Text heruntergerattert, um meinen Auftritt nur schnell hinter mich zu bringen. Für das Publikum war das mit Sicherheit recht unschön.
Inzwischen bemühe ich mich, auffallend langsam zu lesen, lege ganz bewusst kleine Pausen ein. Ich lese den Text mehrfach zu Hause laut und suche mir „Zuhörer“ im Familien- und Freundeskreis zum Üben. Dabei spiele ich mit der Betonung, um meine Lesung lebendig zu gestalten. Besonders angenehm für das Publikum ist es, wenn ihr als Vortragender zwischendurch Blickkontakt zu euren Gästen sucht. Diese Verbindung schafft dann im Anschluss der Lesung eine Brücke, leichter ein Gespräch zu beginnen. Darüber hinaus erkennt ihr, wie und ob eure Szenen ankommen.


Sich vorstellen


Jede Lesung ist so individuell, wie das Publikum.
Während bei der einen Lesung der Gastgeber euch vorstellt, müsste ihr dann bei der nächsten Veranstaltung dieses selbst übernehmen. Überlegt euch vorher genau, was ihr preisgeben möchtet. Meist interessieren die Zuhörer, wie lange ihr bereits schreibt, wie ihr überhaupt dazu gekommen seid oder woher eure Ideen kommen.


Honorar


Als noch unbekannter Schriftsteller könnt Ihr keine große Vergütung für Eure Lesung erwarten. Eines ist dabei jedoch ganz wichtig:
Was nichts kostet, ist nichts wert!
Leider, leider bewahrheitet sich dieser Spruch immer wieder.
Ich habe selbst einige kostenlose Lesungen gegeben – mit zum Teil undankbarem Publikum. Dies sollte sich niemand antun. Ihr habt eine tolle Geschichte geschrieben, in der viel Arbeit steckt. Ihr investiert ja nicht nur Zeit, wenn ihr eine Lesung gebt, ihr müsst Flyer und Plakate drucken lassen, die müssen Medien informiert werden.
Vereinbart mit dem Veranstalter selbstbewusst einen kleinen Eintritt, vielleicht drei oder vier Euro. Je nach Erfolg und Bekanntheitsgrad kann man dann mit der Zeit den Preis erhöhen.


Erfolg


Es gibt Veranstaltungen, wo ihr viele Bücher verkaufen werdet, es werden aber auch welche folgen, wo euer Publikum sich mit dem Kauf zurückhalten wird, sei es, weil es gerade Monatsende ist oder lieber ein eBook gekauft wird.
Den Erfolg einer Lesung könnt ihr unmöglich an den Buchverkäufen messen. In der Vorweihnachtszeit zum Beispiel suchen die Leute Geschenke, da kommt ein signiertes Buch wie gerufen. Ihr seht, auch der Zeitpunkt eurer Lesung kann durchaus sehr ausschlaggebend sein.

Kleine Checkliste:
Wo finde ich geeignetes Publikum für mein Buch?
Adressen sammeln!
Lokation aussuchen!
Flyer sowie Poster drucken, Medien informieren – dies sollte zwei besser drei Wochen vor der Veranstaltung erledigt sein!
Textstellen heraussuchen!
Lesen üben!

Alles was Ihr für der Lesung benötigt, Bücher, Wechselgeld, Stift, Flyer etc. am besten einen Tag vorher zurechtlegen, damit ihr wirklich an alles denkt.
Macht euch rechtzeitig auf den Weg – versucht, eine halbe Stunde vorher dort zu sein, so könnt ihr in Ruhe eure Bücher aufbauen, euch ein wenig einstimmen.
Was ihr vor einer Lesung tun solltet:
Alkohol meiden!
Hektik vermeiden!
Brombeeren /Holunderbeeren pflücken!

Viel Erfolg!
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Zum Weiterlesen:


Über die Autorin
Angela Planert ist eine engagierte, vielseitige Autorin und organisiert gerne Wettbewerbe und Workshops.


4 Kommentare:

  1. Hallo Angela,

    ein kleiner Tipp fürs Üben zu Hause: Ich habe ein Diktaphon und nehme gelesenen Text auf, höre ihn an, und wenn ich nicht zufrieden bin, alles noch mal von vorne. Dann merke ich am allerbesten, ob die Pausen und Betonungen gut sind und ob das Tempo stimmt.
    Man selbst kann sich sehr mit dem eigenen Vorlese-Tempo verschätzen. ZU langsam ist auch nicht angenehm. Ich muss zum Beispiel immer so vorlesen, dass ich das Gefühl habe, es ist etwas zu schnell. Bei anderen Vorlesern kann das natürlich ganz anders sein ;)

    Viele Grüße!
    Heidi

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  2. Hallo Heidi!
    Das ist natürlich eine großartige Idee.
    Könnte man ja auch Whats App dazu benutzen.
    Dankeschön!
    Beste Grüße
    Angela

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  3. Vielen Dank für die hilfreichen Tipps :0)

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  4. Hallo Katy!
    Freut mich, wenn meine Tipps nützlich sind.
    LG
    Angel

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