Samstag, 28. Oktober 2017

FanFiction – Kostenlose Werbung oder Diebstahl?

Im Grunde genommen ist die Frage schon ziemlich blöd gestellt, denn sie ist nicht gerade wertungsfrei. Man kann sich nur für eine Seite entscheiden. Nehmen wir die kostenlose Werbung. Die meisten Autoren beabsichtigen nicht, mit FanFiction Geld zu verdienen. Trotzdem werden sie in letzter Zeit zunehmend kommerzialisiert. Dieser Schritt kann nur gegangen werden, wenn sich das Werk weit genug vom Original entfernt hat. Wann dies der Fall ist, ist wohl Willkür, denn wie ich in meinem letzten Artikel gezeigt habe, ist sowieso alles irgendwie in unterschiedlichem Maße FanFiction.


Wenn sie schon kostenlose Werbung sind, sollten sich doch zumindest die Autoren der Originale darüber freuen und sich nicht über FanFiction-Autoren stellen. Vielleicht sind sie auch nur erbost, weil sich noch keiner jener Autoren an ihr Meisterwerk gewagt hat.

Oder fühlen sie sich betrogen, weil FanFictions „unwürdiges Diebesgut“ sind? Immerhin verdient niemand Fremdes sich mit ihren Ideen eine goldene Nase. Natürlich sollte man respektieren, wenn ein Autor zu seinen Welten keine Fanfiction wünscht – oder Personen des öffentlichen Lebens keine Fangeschichten über sich selbst lesen wollen. Dennoch: Warum sind FanFiction-Autoren dann so unbeliebt und werden als schlechtere Autoren dargestellt, wenn es doch einiges an echter Kriminalität in der Buchbranche gibt? Richtiger Diebstahl sind nämlich die dutzenden Piratenseiten und Nutznießer eben jener. Oder Verlage, die Geld vom Autoren nehmen, um ein Buch zu veröffentlichen – zumindest aber doch ein paar Belegexemplare, die von ihm gekauft werden müssen, schließlich sei das so Gang und Gäbe. Was ist eigentlich mit den Verlagen, die große Youtuber dafür bezahlen oder zumindest Rezensionsexemplare zur Verfügung stellen, damit es Tausende kreischender Teenies nachkaufen, weil ihr Idol es doch so toll fand? Für Booktuber und Buchblogger, deren Herzblut an Büchern klebt, ist so was ein Tritt unter die Gürtellinie. Oder Plagiatoren, die offensichtlich Texte anderer Autoren klauen und sich damit bereichern, und sollte es herauskommen, sich in ihren kreativen Ausreden nicht gerade mit Ruhm bekleckern. Gib den Menschen ein paar Wochen oder Monate und alles ist vergessen … Ist das Gerechtigkeit? Menschen für das, was sie tun und lieben, verurteilen, aber anderen, die so etwas Unrechtes tun, eine zweite, dritte, vierte Chance geben?

Was ist nur verkehrt mit dieser Welt? Wir, alle Autoren, könnten so viel bewegen. Wir sind in der Masse so stark. Aber wir nutzen diese Stärke nicht, um wirklich etwas zu tun. Wir hacken lieber auf Schwächeren herum, kritisieren Anfänger, die ihre ersten Schreibversuche mit FanFictions starten, obwohl wir doch selbst einmal genau dort angefangen haben, wo sie jetzt stehen, statt uns den wirklichen Problemen zu stellen: den E-Book-Piraten, den dreisten Plagiatoren, den Verlagen mit fragwürdigen Marketingstrategien. Wir wissen nicht, wo wir anknüpfen sollen, dabei gibt es schon so viele Stimmen in unseren Reihen. Nina George zum Beispiel, die sich gegen E-Book-Piraterie stark macht. Wir müssen uns nur anschließen und können so die Welt ein bisschen besser machen. Wer auf die Kleinen schimpft, fühlt sich in dem Moment vielleicht groß, aber wahre Größe zeigt sich bei den wichtigen Dingen.


Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht.

  

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