Mittwoch, 27. September 2017

Weg vom Schreibtisch, auf ins Leben – Schreibgruppen außerhalb des Internets

Schreibcommunitys gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Über Foren, Facebook und Twitter gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich mit anderen Autoren auszutauschen.
Während des letzten NaNoWriMo habe ich mich mit einer Regionalgruppe aus dem Forum getroffen, woraus eine feste Schreibgruppe entstanden ist. Und so sehr ich auch die ganzen online Formate liebe, möchte ich meine »echte« Gruppe nicht mehr missen.



Warum überhaupt der Aufwand, vom Schreibtisch aufzustehen?

Ihr kennt das sicherlich alle. Man hat eine Frage, postet die ins Netz und dann wartet man und wartet. Manchmal hat man Glück und es sind hilfreiche Leute online, mit denen man diskutieren kann, bzw. die einem schnell eine passende Antwort geben können. Wenn nicht, kann es in Foren schon sein, dass man eine Weile wartet. Auf Facebook darf man sich dann zwischendrin mit Trollen und Rechtschreibbesserwissern rumärgern. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin ein großer Fan der online Communitys, aber sie haben halt ihre Eigenheiten.
Was ich an den realen Treffen im Gegensatz zu Online-Treffpunkten so schätze, ist der direkte Austausch, den man im Internet mitunter zwar imitieren kann, aber vermutlich niemals ganz erreicht. Es entsteht ein anderer kreativer Prozess, wenn alle an einem Tisch sitzen. Die Kommunikation ist flüssiger, schneller. Man ergänzt sich, tauscht sich aus, lacht gemeinsam, hört gebannt zu, während andere lesen, gibt sich Feedback und auch Unterstützung, falls es bei einem mal nicht so läuft. So haben wir schon Stunden zugebracht, um die Familienstruktur einer Protagonistin auszutüfteln oder zeitliche Abläufe in einem Plot flüssig zu bekommen. Das alles gemütlich in einem Café oder bei einem von uns zuhause bei Tee und Knabberzeugs.


Wie organisiert man sowas? Und was macht man da überhaupt?

Wir haben glücklicherweise eine Person, die die Terminkoordination (oft mittels doodle) übernimmt. Wenn dann ein Termin festgelegt wurde (wir treffen uns ca. ein Mal im Monat), kann jeder, der einen Text hat, an einer Stelle in seinem Plot hängt oder ein neues Schreibtool entdeckt hat, seine Themen anmelden, damit wir beim Treffen dann wissen, wie viel wir auf der Liste haben und wer ungefähr wie viel Zeit benötigt. Die Themen sind so vielseitig, wie die Probleme, die man beim Schreiben so haben kann:
  • Brainstorming über Plotlöcher
  • Vorlesen von Texten und Feedback dazu (eine wunderbare Gelegenheit, das Vorlesen zu üben
  • Vorstellung von Plotmethoden
  • Vorstellung vom neu entdeckten Schreibprogramm
  • Besprechung von Exposés für den Verlag
  • Selbsthilfe bei Schreibblockaden ;-)
  • ...

Aber auch der Spaß darf natürlich nicht fehlen. Wir hatten schon Story Cubes dabei und haben bei unserem Sommertreffen (Picknick auf der Wiese in einem Park) mittels Tarotkarten die Wünsche und Bedürfnisse unserer Charaktere gelegt. Man mag es kaum glauben, aber das war äußerst aufschlussreich.


Wo finde ich eine Schreibgruppe in meiner Nähe?

Falls ihr nun neugierig geworden seid und auch Lust bekommen habt, euch außerhalb des Internets mit ein paar Leuten zu treffen, um über das Schreiben zu reden: Sucht doch mal im Internet!
Es gibt jede Menge Foren, in welchen sich andere Schriftsteller tummeln. Ich weiß z.B., dass sich aus der Schreibnacht einige Regionalgruppen gebildet haben. Aber auch in anderen Foren kommt die Frage nach »echten« Treffen erfahrungsgemäß immer wieder auf.
Oder ihr sucht nach einer regionalen Autorengruppe über Facebook. Wenn es noch keine Gruppe gibt, gründet doch einfach selber eine.
Aber auch eine allgemeine Suche im Internet lohnt sich. Mitunter gibt es Vereine, Schreibseminare über die VHS oder andere Einrichtungen. In Stuttgart z.B. habe ich darüber die Schreibgruppe »Band 2« im Stuttgarter Schriftstellerhaus kennengelernt, an welcher ich momentan aus Zeitgründen nicht teilnehme, die aber ähnlich funktioniert, wie meine aktuelle regionale Gruppe.
Oder ihr macht es wie ich und schaut euch beim NaNoWriMo im Forum um, bzw. postet dort selber den Vorschlag, sich auch mal außerhalb zu treffen. Bis zum November ist es nicht mehr weit und es gibt bestimmt noch andere, hilfesuchende Schriftsteller in eurer Gegend, die froh sind, mal vom Schreibtisch wegzukommen und auf Gleichgesinnte zu treffen.


Ich hoffe, es kommt rüber ...

Dieser Artikel ist mir so schwergefallen, wie bisher keiner. Für die ca. 600 Wörter da oben habe ich eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, denn es ist wirklich nicht einfach, in Worte zu fassen, wie hilfreich der »reale« Austausch ist und wie viel Spaß es macht. Ich hoffe, ich konnte es einigermaßen rüberbringen.
Also dann ... fangt an zu googeln, gründet eure Gruppen und dann nichts wie raus in Cafés, Pubs oder zu anderen ins Wohnzimmer. Ich wünsche euch viel Spaß und einen regen Austausch!

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Zum Weiterlesen:


Sabrina bloggt außerdem auf sabi-writing-whatever.com 

    1 Kommentar:

    1. Wow, darüber habe ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht, obwohl es mir schon immer wieder Spaß gemacht hat, wenn ich mich mal in einem Cáfe getroffen und mit derjenigen über mein Schreiben geredet hab. Bisher waren es aber immer nur Frauen und Freundinnen, die von diesem Handwerk keine wirkliche Ahnung haben und daher nicht gut mitreden konnten, auch wenn es sie begeisterte.

      In den letzten Monaten und Jahren habe ich mein Bett mit der Kuscheldecke, dem Laptop, den Chips und in kalten Tagen dem Wärmekissen zu meinem Schreibplatz gemacht, an dem ich in Ruhe schreiben kann und genieße das im Grunde sehr.
      Wenn mir nach Austausch ist, was sehr häufig der Fall ist, nutze ich hierzu Blogs und Twitter sowie zwei tolle Schreibgruppen auf Facebook, in Foren bin eigentlich aktiv nicht mehr zu finden.

      Aber eigentlich gehe ich auch ganz gerne mal weg, ins Kino, essen oder eben in Cáfes, doch geschrieben habe ich außerhalb meines Schreibplatzes außer in zwei Schreiburlauben noch nie. Ich kann mir das irgendwie nicht so recht vorstellen, würde mir dabei, denke ich, komisch vorkommen. Weiß nicht genau, wieso - wahrscheinlich, weil ich sowas selbst noch nie gesehen habe.
      Trotzdem klingt das sehr verlockend, mal wieder nach Draußen zu kommen, Spaß zu haben, endlich mal wieder neue Leute kennenzulernen (damit hab ich seit meinem Auszug von zu Hause leider noch keine in meiner Stadt gefunden) und obendrein was für das Projekt zu tun! Ich denke, das werde ich mir gleich mal näher in den vorgeschlagenen Foren genauer ansehen.

      Danke für die Anregung!

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