Freitag, 1. September 2017

Frohes neues Jahr!

Die Schreibmeer-Kolumne. Einmal im Monat dürfen unsere Autoren unter diesem Deckmantel aus den Tiefen des Schreibmeers blubbern.


Zumindest fühlt es sich irgendwie so an.

Aber der Reihe nach.


Vor ungefähr vier Wochen bin ich in die Sommerpause gestartet – da hatten wir hier im eher kühlen Allemanien noch einen verheißungsvoll warmen Frühsommer. Ich war froh, satte drei Wochen Auszeit zu haben, das hab ich einfach gebraucht. Ich fühlte mich leer, ausgepowert und uninspiriert. Kein Wunder, dass die Worte nicht aufs Papier fließen wollten, sondern eher mühsam dahingestammelt wurden. Tapetenwechsel, Luftveränderung, mal was anderes sehen. Also los.

Von hier ging es mit mir also in heiße, mediterrane Gefilde. Natürlich mit massig Lesestoff im Gepäck – nicht, dass es am Strand noch langweilig wird. Und was für ein Traum – endlich wieder mal nur rein privat lesen, nicht beruflich. Der geneigte Leser darf mich nicht falsch verstehen, ich liebe meinen Beruf, trotz und mit allen Durststrecken! Aber einfach mal schmökern, rein zum Vergnügen, ohne über Formulierungen zu brüten ... das ist und bleibt herrlich!

Aber nun gut, auch die schönste Sommerpause hält nicht ewig an. Und zurück am heimischen Schreibtisch fühlt sich das Arbeiten irgendwie anders an. Klar, back to business. Mails checken, das Socialmediale wieder auf dem Laufenden halten, Kontakte pflegen, Projekte sortieren, und da war doch noch der langweilige Termin auf der Bank ... Der alte Trott geht wieder los – zum Glück zehrt man noch von der Erholung und den vielen neuen Eindrücken des Sommers.

Und zugegeben, so ganz abgeschaltet hat man dann ja doch nicht. Da ist doch noch das Notizbuch mit Ideen, Ansätzen und der einen oder anderen Rezension über die Ferienlektüre. So ganz außer Dienst ist ein Bücherwurm ja nie. Also alles wie gehabt. Aber immer noch, da ist doch was anders. Neu und doch vertraut. Da liegt was in der Luft, ein ganz besonderer Duft ...

Und eines schönen Tages dämmert nicht nur der Morgen, sondern auch mir dämmert es. Nämlich als ich plötzlich Nebelschwaden über den Wiesen sehe. Wo kommen die denn plötzlich her, eben schwitzte ich doch noch unter südlicher Sonne? Es herbstelt, das ist es! Zwar ist es erst Ende August, aber es ist kühl, die Felder sind abgeerntet und dieser ganz bestimmte Duft des Herbstes zieht an mir vorbei.

Das weckt die Euphorie in mir, denn: Herbstzeit ist Bücherzeit! Der Literaturherbst flattert mit Bücherseiten statt mit bunten Blättern ins Haus und bringt Longlists und Shortlists, Veranstaltungskalender und Preisverleihungen, Neuerscheinungen und Preisträger ... und natürlich das Event schlechthin, sozusagen das Weihnachtsfest der Bibliophilen: die Frankfurter Buchmesse. Gerade noch am Strand, plötzlich schon fast mitten im Messegeschehen. Die Feinjustierung der Planung steht an, die letzten Terminabsprachen drängeln sich in den Vordergrund. Und dann sind auch schon die ersehnten Verlagsvorschauen da, Leseproben, Rezensionsexemplare und alles, was das Bücherherz begehrt. Heißa, es ist Messezeit, und es kommt zwar nicht der Nikolaus mit seinem Geschenkesack, aber auf die Messegoodies freue ich mich wie ein kleines Kind auf die gefüllten Stiefel am Nikolaustag.

Die neue Betriebsamkeit beflügelt. Irgendwie dreht sich die ganze Welt nur um Bücher. Die Trägheit des Sommers schwindet, die Bücherwelt schwirrt wie ein Bienenstock und kann es kaum noch erwarten, das ganze bedruckte Papier auf die Welt zu bringen.

Frohes neues Jahr! Denn nach der schläfrig-warmen Sommerpause geht das Literaturjahr neu los. Mit vielen neuen Projekten, Inspirationen, Erfahrungen und ganz bestimmt schönen Überraschungen.



Die Schreibmeer-Kolumne. Einmal im Monat dürfen unsere Autoren unter diesem Deckmantel aus den Tiefen des Schreibmeers blubbern.


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