Samstag, 5. August 2017

Was tun, wenn dir das Schreiben keinen Spaß mehr macht?

Erinnere dich an die Zeit, in der du mit dem Schreiben angefangen hast. Möglicherweise warst du noch ein Kind und konntest gar nicht schreiben, als du dir erste Geschichten ausgedacht hast. Du hast sie allen erzählt, die es hören (oder auch nicht hören) wollten. Warst du ein zurückhaltendes Kind, dann hast du Bilder zu deinen Geschichten gemalt oder beim Spielen mit Puppen, Kuscheltieren oder Autos deiner Phantasie freien Lauf gelassen.



Dann wurdest du älter und dein Leben brauchte einen Sinn. Du musstest wissen, was du nach der Schule machen willst, für Hausaufgaben nahmen die Zeit, die du sonst mit Spielen verbracht hast. Die supernervige Frage „Was möchtest du später mal werden?“ wurde zu deinem Lebensinhalt und plötzlich wuchs in dir der Wunsch, Autor zu werden. Aber das bist du doch nur, wenn andere deine Bücher lesen und du damit Geld verdienst.

Aber: Ist es das, was du wirklich willst?

Niemand fragt, was wir wirklich wollen. Vielleicht wollen wir gar nicht schreiben, um Geld zu verdienen. Vielleicht wollen wir uns einfach nur in andere Welten träumen, um uns wohl zu fühlen. Uns mit Charakteren und Möglichkeiten beschäftigen, weil es uns glücklich macht.

Wenn wir schreiben, übernehmen wir dann die Erwartungen der anderen und glauben, das ist unser Ziel?

Überall bekommt man Richtlinien und Erwartungen um die Ohren gehauen. Zwei Bücher im Jahr veröffentlichen ist ein Minimum, um gesehen zu werden und nicht im Nirwana zu verschwinden. Eine Veröffentlichung im Quartal, um davon leben zu können, was aber in der Regel erst ab dem dreizehnten, vierzehnten oder fünfzehnten Buch der Fall ist … Als Anfänger ist man durch Events wie den NaNoWriMo oder WordWars dazu animiert, schnell und viel zu schreiben. Die Qualität ist nebensächlich, das Überarbeiten ist selbst mir noch ein Mysterium. Niemand spricht darüber so, dass ich mir das vorstellen kann. Schreiben ist leicht. Aber das, was noch dazu gehört, will gelernt werden. Vom öffentlichen Druck mal ganz abgesehen. Social Media soll bedient werden, Fans warten auf das nächste Buch, die nächste Geschichte, in die sie eintauchen können. Das, was es einmal war, ist das Schreiben nicht mehr: Spaß. Leidenschaft. Passion.

Natürlich wollen Autoren schreiben, viele von ihnen wollen veröffentlicht und gelesen werden. Selbst- oder fremdverlegt ist mittlerweile beides legitim. Doch was wollen Autoren wirklich? Was willst du wirklich, wenn du schreibst? Was ist deine Motivation? Was willst du mit deinen Geschichten erreichen?

Natürlich möchte ich vom Schreiben leben. Viele Autoren wollen das.

Wem es ausreicht, vom Schreiben zu leben, braucht sich nicht unbedingt mit Plotstrukturen auseinandersetzen. Ein Sachbuch schreibt und überarbeitet sich schnell, so man sich denn mit dem Thema auskennt. Es hat eine klare Zielgruppe und verkauft sich daher ohne viel dafür tun zu müssen.

Okay, vielleicht hat man nicht unbedingt ein Spezialgebiet und Expertenwissen, das man weitergeben kann. Die Lösung sind Geschichten, die sich immer und immer wiederholen: Groschenromane. In der Zeit der E-Books erleben sie einen zweiten Frühling. Auch wenn niemand zugibt, solche Geschichten zu lesen, tun es scheinbar trotzdem viele, vermutlich nicht allzu anspruchsvolle Leser (oder andere auch mal zwischendurch). Warum haust du nicht einfach eine Geschichte nach der anderen raus, in der viele Eckpunkte durch das Genre vorgegeben sind und nur ein paar Kleinigkeiten geändert werden?

Weil du eben nicht nur so viele Bücher wie möglich veröffentlichen und im Optimalfall davon leben willst.

Doch was möchtest du dann? Was ist deine Motivation, deine Vision, was du mit deinem Schreiben und deinen Geschichten erreichen möchtest? (Diese steht übrigens nicht im Gegensatz zu dem Ziel, früher oder später vom Schreiben leben zu können ;-) )

Als Beispiel soll einfach mal meine Motivation dienen. Dass ich vom Schreiben leben möchte, steht außer Frage. Aber zu welchem Preis? Ich möchte sicherlich nicht ein Buch nach dem anderen raushauen, nur um Geld damit zu verdienen – an diesem Ziel ist nichts Verwerfliches. Es ist nur nicht meins ;-)

Ich möchte meine Leser mit meinen Geschichten berühren, ihnen Mut machen und zeigen, dass sie ihre Träume nicht aufgeben müssen. Es gibt immer einen Weg, um das Leben zu leben, das man sich erträumt. Davon bin ich überzeugt und genau das möchte ich mit meinen Geschichten vermitteln. Darum habe ich den Anspruch an mich, gute bis sehr gute Geschichten zu schreiben, die richtigen Worte zu finden und Zeit und Geld in das Buch zu investieren, damit meine Leser es auch wertschätzen können.

Diese Gedanken helfen mir, mir selbst den Druck zu nehmen.

Inspiriert durch das Video von Jacko Wusch möchte ich das Schreiben wieder zelebrieren, wie damals im NaNoWriMo, als ich noch nicht wusste, was genau ich eigentlich tat. Aber ich hatte Spaß dabei. Ich möchte mir also wieder bewusst Zeit zum Schreiben nehmen, mir eine Tasse Tee dazu kochen, vielleicht Kekse oder Schokolade essen – auch wenn es nur der Nostalgie wegen ist. Ich möchte mir erlauben, Spaß beim Schreiben zu haben, die Geschichte leben, nicht mit den Gedanken im Hinterkopf, die Geschichte veröffentlichen zu müssen. Denn in erster Linie schreibe ich wieder für mich, damit meine Geschichten genau die Gefühle ausdrücken können, von denen ich mir wünsche, dass sie bei meinen Lesern ankommen.


Was ist also dein Warum? Warum schreibst du?


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Zum Weiterlesen:


Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht.


1 Kommentar:

  1. Liebe Tinka,
    du sprichst mir aus der Seele. Schreiben ist für mich mehr als nur Profit. Ich arbeite nicht am Fließband. Ich verfolge eine Leidenschaft, die sich auf den Leser übertragen soll.

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