Tatsächlich ist Latein für all diese Dinge sehr gut geeignet – niemand spricht es heute mehr, es hat ein verstaubtes Image (umso passender als Sprache für Magier und Gelehrte!). Latein klingt in unseren Ohren fremdartig, formelhaft, teils geradezu mathematisch – allein die vielen Worte, die auf ein -um enden, schreien bereits nach Zaubersprüchen.
Aber die Sache hat einen Haken: Latein ist komplex. Und die Gefahr, es falsch zu verwenden und sich lächerlich zu machen, allgegenwärtig. Mir selbst ist einmal ein Autor begegnet, der eine Alienrasse auf Latein sprechen ließ, allerdings hat selbiger Autor einfach per Google Translator übersetzt. Die Folge: Sätze, die sich im Deutschen als „Du sehen Raumschiff!“ und „Des Marsianers uns besiegen morgen“ wiedergeben ließen … Das muss nicht sein.
Darum hier drei Tipps.
Das richtige Wörterbuch
Der erste Fehler der meisten Autoren ist, dass sie die Wörterbücher verwenden, die sie aus ihrer Schulzeit kennen – Langenscheidt, Pons, Stowasser. Das sind alles solide Wörterbücher, allerdings haben sie alle ein und denselben Fehler: Sie sind auf die Übersetzung vom Lateinischen ins Deutsche ausgelegt. Sie zur Übersetzung vom Deutschen ins Lateinische zu verwenden, ist schlichtweg nicht praktikabel. Noch schlimmer wird es, wenn man auf die vielen Online-Wörterbücher zurückgreift, die ja alle auch lateinische Vokabeln liefern, wenn man deutsche Wörter eintippt: Auch diese Wörterbücher sind für die Arbeit von Latein nach Deutsch ausgelegt! Sie liefern viele verschiedene lateinische Entsprechungen für ein deutsches Wort, aber sie erklären nicht, welches Wort angemessen wäre und welches nicht – kein Wunder, denn dafür wurden sie nicht designt! (Überhaupt liefern die Online-Wörterbücher in den seltensten Fällen Kontexte und Beispielsätze, sind also auch für die Übersetzung vom Lateinischen ins Deutsche kaum zu gebrauchen. Verwendet auch da lieber einen Stowasser 😉 )
Besser ist es, gleich ein Deutsch-Lateinisches Wörterbuch zu verwenden. Das beste Standardwerk ist hier (leider) immer noch der Georges von 1910. Er mag zwar ein etwas altbackenes Deutsch haben, ist aber in Umfang und Korrektheit nicht zu schlagen und außerdem inzwischen gemeinfrei, weshalb man ihn bequem auf zeno.org ohne irgendwelche Kosten verwenden kann.
(Und als Randnotiz: Ihr, die ihr tatsächlich auf die Idee kamt, den Google Translator als Wörterbuch zu verwenden, möget auf der Stelle direkt zur Hölle fahren und niemals wiederkehren!)
Holt euch Hilfe!
Was würdet ihr machen, wenn ihr in eurem Text ein paar Zeilen Französisch verwenden wollt, ihr aber kein Französich könnt? Richtig, ihr würdet in eurem Bekanntenkreis oder im Schreibforum eurer Wahl nachfragen, ob euch jemand helfen kann.
Und am besten tut ihr das auch bei Problemen mit Latein.
Aber hier ist gleichzeitig Vorsicht geboten: Die meisten Menschen haben Latein in der Schule gelernt und dabei immer nur von Latein nach Deutsch gedacht, aber nie umgekehrt. Bittet ihr sie, für euch etwas vom Deutschen ins Lateinische zu übersetzen, werden sie womöglich mehr ulkige Fehler einbauen als Google Translator - etwa so, wie als ihr selbst damals im Englischunterricht das erste Mal einen Aufsatz schreiben solltet.
Natürlich könnt ihr im Schreibforum eurer Wahl um Hilfe bitten (es gibt schließlich auch studierte Latinisten unter den Autoren, beispielsweise den Autor dieses Artikels), sicherer wäre es jedoch, gleich ein auf Latein spezialisiertes Forum anzusurfen. Beispiele dafür wären das zum Albert-Martin-Lateinwörterbuch gehörige Forum, das Forum e-latein.at oder das Forum von latein24.de
Lernt es selbst!
Wer Latein in seinem Roman in großem Stil verwenden will, von Tuten und Blasen aber keine Ahnung hat, sollte sich überlegen, Latein selbst zu lernen – keine Angst, ihr müsst es nicht fließend können und auch kein großes Latinum machen. Aber gerade wenn ihr es viel verwendet oder euch vieles aus dubiosen Quellen übersetzen lasst, hilft es ungemein, zumindest die Grundzüge der Sprache zu kennen, denn dann könnt ihr selbst besser beurteilen, ob die Übersetzung eures Autorenkollegen völliger Schwachsinn ist oder nicht.
Hierfür reicht es bereits, die Grundzüge der Sprache zu können – wie funktioniert sie? Was zeichnet die lateinische Grammatik aus?
Der bequemste Weg hierfür wäre ein professioneller Kurs – fast jede Volkshochschule bietet zu niedrigen Preisen Lateinkurse an. Das Geld ist gut investiert: Wie jede andere Sprache auch, wird Latein euren Horizont erweitern, euer Sprachgefühl verfeinern und euch das Tor zu einer neuen Kultur eröffnen. Ihr werdet viel über die Genese des Abendlandes erfahren, werdet in die Mythologie abtauchen und viele Anregungen, Inspirationen und Ideen für eure zukünftigen Romane aus dem Neugelernten ziehen. Das Geld wäre also gut investiert.
Der unbequemere Weg wäre, sich Latein selbst beizubringen. Hierfür gibt es Online-Kurse, etwa bei Wikibooks oder auf der Website von Egon Gottwein. Aber Achtung: Das ist der harte Weg, vor allem geeignet für problembegeisterte Kaltduscher. Ihr seid dabei auf euch allein gestellt und es gibt keinen Lehrer zum Helfen. Im Zweifelsfall könnt ihr aber immer versuchen, euch Hilfe in einem der bereits erwähnten Lateinforen zu holen.
Habt ihr selbst noch einen Tipp, wie man das Lateinische am besten meistert? Verwendet ihr Latein in euren Romanen? Lasst es mich wissen, schreibts in die Kommentare!
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Zum Weiterlesen
Florian ist Kurzgeschichten-Autor, Weltenbauer, Story-Telling-Enthusiast und Latinist. Er veröffentlicht regelmäßig Kurzgeschichten auf dem Tintenfleck und bloggt über fiktive Welten auf der Weltenschmiede.
Selbst wenn man das Latinum hat und regelmäßig mit Latein in Kontakt ist, ist das Übersetzen von Deutsch auf Latein eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Mein Respekt vor allen, die das können. Ich habe Deutsch-Latein nach einem Semester aus meinem Leben gestrichen und ich möchte überhaupt nicht noch einmal in die Verlegenheit kommen, so übersetzen zu müssen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Ich hab Latein noch immer und schreib in dem Fach auch Abitur, aber es stimmt. Vom Deutschen ins Lateinische wird seit der fünften Klasse nicht mehr übersetzt.
AntwortenLöschenAllerdings verwende ich trotzdem Latein in einer Geschichte. Für die einzelnen Abschnitte und an sich hat der Roman auch einen lateinischen Titel, den ich siebenhundert Mal schon übersetzt habe, nur um sicher zu gehen, dass grammatikalisch alles stimmt.
Echt nicht mehr? Wir mussten damals immer beides (meist war der grosse Lesetext in einem Kapitel in Latein, aber unter den Übungen war immer noch eine Deutsch-Latein Übung - unbeliebt, weil schwer; wurde oft als Hausaufgabe aufgegeben).
LöschenSogar in den Prüfungen hatten wir anfangs beides (also Latein - Deutsch und Deutsch - Latein).
Mit der Zeit wurden die Latein - Deutsch Teile immer länger, und als dann das Lehrbuch abgeschlossen war und mit Lektüre begonnen wurde, kam natürlich der starke Fokus auf Latein -Deutsch.