Heute gibt es einen weiteren Erfahrungsbericht von mir, der sich auf einen Bereich bezieht, der für mich einen wichtigen Teil einnimmt. Die Rede ist von Schreibforen.
In Zeiten von Facebook und Co. haben es Foren längst nicht mehr so einfach wie früher. Und trotzdem finde ich sie als Austauschplattform für Autoren unglaublich wichtig.Ich bin Teil mehrerer Facebook-Gruppen und treibe mich ebenfalls auf Twitter herum. Gerade in Facebook sehe ich durchaus gute Möglichkeiten, doch ist die Kommunikation dort schnelllebig, was am anderen Aufbau im Vergleich zu Foren liegt.
In letzteren kann ich mich als User neu anmelden und finde auch unter unzähligen Themen recht schnell diejenigen, die gerade wichtig für mich sind. Und diesen Aspekt weiß ich an Foren zu schätzen.
Es gibt nichts Lineares, bei dem die Beiträge von vorgestern in spätestens einer Woche im Nirwana verschwunden sind. Da ist üblicherweise ein strukturierter Aufbau und zusätzlich eine Suchfunktion (die es bei Facebook zwar auch gibt, aber meiner Erfahrung nach weniger gut funktioniert, wobei dieser Punkt bei Foren stark von der verwendeten Software abhängt und auch nicht in jedem Forum gut funktioniert).
Ich bin seit etwas über vier Jahren User in Schreibforen. Mittlerweile sind es vier Stück. Allerdings bin ich nicht in allen gleich stark aktiv. Dennoch möchte ich euch einen Einblick in jedes von ihnen geben, so gut es mir möglich ist. Und vielleicht findet ihr ja Gefallen daran und schaut in dem einen oder anderen (oder in allen) vorbei. Warum nur in dem einen oder anderen? Weil Forum nicht gleich Forum ist. Und das hat nicht nur etwas mit der Anzahl der User zu tun, sondern mit der Community, die daraus entsteht, im Allgemeinen. Mit den Schwerpunkten eines jeden Forums. Und damit, was für einen selbst wichtig ist, wie viel Zeit man zur Verfügung hat und und und.
Wortkompass
Dieses Forum ist noch recht jung. Offiziell an den Start ging es im Juni 2016. Gegründet von ein paar Autoren, die mit vielen Ideen und Vorstellungen ihr eigenes Forum auf die Beine stellen wollten.
Ich bin hier ab der ersten Sekunde dabei, da ich das Team bereits kannte.
Der Wortkompass bedient nicht, wie manch andere Foren, ein bestimmtes Genre, sondern ist an dieser Stelle völlig offen. Er richtet sich an jeden Autoren, der den Austausch sucht, egal ob das Ziel eine Verlagsveröffentlichung oder Selfpublishing ist. Der Fokus liegt darauf, jedem, der möchte, Hilfe zu bieten. Sei es dabei sein Handwerk zu verbessern (es gibt die Möglichkeit, sich bezüglich seines Plots ausquetschen zu lassen oder aber auch Teile seiner Geschichte einzustellen – egal in welchem Stadium – und diese auf Herz und Nieren prüfen zu lassen ; dafür gibt es geschlossene Bereiche, in die man selbst User einladen kann und somit selbst in der Hand hält, wer einen Zugriff darauf hat ), Übungen mitzumachen (es gibt jeden Monat ein Event, seien es die Schreibmonate, die im Zusammenhang mit dem NaNo oder den beiden NaNo-Camps stehen, aber eben auch einen Kurzgeschichten- oder Gedichtewettbewerb und Vieles mehr), wöchentliche Fragen zu handwerklichen Themen zu beantworten, über die ein Austausch zu Herangehensweisen entsteht und regelmäßig interaktive Interviews mit Buchmenschen (Autoren, Lektoren und und und) zu bieten, an denen die User teilhaben.
Userwünsche werden – sofern technisch möglich – sehr schnell umgesetzt, Ideen sind immer willkommen, was dem Forum eine sehr familiäre Note verleiht. Es wird sich auf Augenhöhe begegnet (egal, ob es Vorschläge für die Gestaltung des Forums sind oder eben im Austausch zu Fragen oder Problemen mit dem Handwerk oder der eigenen Geschichte) und niemandem das Gefühl vermittelt, es gibt nur den einen Weg; es geht darum, jeden seinen Weg finden zu lassen und ihn dabei so gut wie möglich zu unterstützen.
Kreativschreibstube
Es gibt sicher den einen oder anderen, der die Schreibwerkstatt kennt. Sie wurde im Dezember 2015 auf eine lange Pause gesetzt und daraus resultierte die Kreativschreibstube. Hier sammelte sich ein Teil der User. Im Zusammenhang mit dem kleinen Userkreis und auch der eigenen Intention des Betreibers, entwickelte sich das Forum vor allem in Richtung Fantasy (das Forum wie die dazugehörige Seite und der Blog waren bereits viel früher angelegt und hatten dort einen Schwerpunkt).
Es gibt ein Projekt, bei dem in Zusammenarbeit aller User eine eigene Fantasywelt aufgebaut wird, zum Spaß, aber vor allem auch, um Schritt für Schritt eine Möglichkeit kennenzulernen, wie man den Weltenbau betreiben kann.
Dennoch muss man natürlich kein Fantasyautor sein, um Teil der Forencommunity zu werden. Neben dem oben genannten Projekt gibt es Dienstagsübungen und eine kleine Motivationsgruppe.
Anti-Krea-Tief
In diesem kleinen, aber schon sehr lange existierenden Forum bin ich erst seit gut einem Jahr angemeldet.
Hier findet sich ein, wer kreativ sein möchte, egal ob das Ziel in einer großen Veröffentlichung oder einfach nur der eigenen Freude am Erschaffen von Geschichten liegt. Im kleinen Kreis werden Erfahrungen ausgetauscht, Wettbewerbe gepostet und sich gegenseitig unterstützt. Programme wie Oetinger34 oder auch AuthorWing, bei dem veröffentlichte Autoren andere Autoren unterstützen, werden hier ausprobiert.
Schreibnacht
Hier findet sich vor allem Motivation für jeden, dem es schwerfällt, sich an sein Projekt zu setzen. Tägliche Themen – die sogenannten Schreibtage –, in denen die User sich über ihren Fortschritt im eigenen Projekt austauschen und gegenseitig anfeuern durchzuhalten, bilden den Anfang.
Das Highlight ist selbstverständlich die sogenannte Schreibnacht selbst. Das ist ein Abend, der ungefähr einmal im Monat stattfindet. Er startet mit einer Fragestunde an den Special Guest (das sind Buchmenschen jeder Art) und im Anschluss beginnt das Schreibabenteuer. Stündliche Schreibetappen, denen für jeden, der möchte, eine Aufgabe zugrunde liegt und ein endloser Austausch machen die Schreibnacht zu einem großen Event, dem viele der User jedes Mal entgegenfiebern.
Zusätzlich hat sich mittlerweile ebenfalls monatlich das Marathon-Wochenende hinzugesellt, bei dem über das gesamte Wochenende mittels Schreibtouren und weiterer Challenges zum Vorankommen im eigenen Projekt eingeladen wird.
Meiner Ansicht nach findet sich in keinem Forum so viel externer Antrieb wie in diesem. Wer also gerade an diesem Punkt Motivation benötigt, wird sich hier sicher wohlfühlen.
Anders als die zuvor genannten Foren unterscheidet dieses sich stark in seinem Aufbau. Es erinnert nicht mehr an die klassischen Foren, in denen man sich von oben nach unten durch die verschiedenen Kategorien scrollt. Stattdessen findet sich eine Übersicht aus Vierecken, die zu den Unterkategorien führen. Im Grunde ist diese Abweichung der bekannten Forenstruktur dadurch in der Optik, aber nicht in der Funktionalität zu finden. Zu Beginn hat mich dies dennoch sehr verwirrt, da ich aber in allen Foren hauptsächlich mit der Funktion arbeite, mir alle neuen Beiträge seit meinem letzten Besuch anzeigen zu lassen, ist das für mich völlig nebensächlich.
Fazit
Diese vier Foren haben alle dasselbe Thema zugrunde liegen, sie behandeln das Schreiben. Und dennoch sind sie enorm unterschiedlich. Ich habe meinen Platz hauptsächlich im Wortkompass gefunden, was nicht bedeutet, dass ich den anderen den Rücken gekehrt habe. Ich kann nicht erklären, wieso der Wortkompass den größten Teil meiner Schreibforenaktivität ausmacht, er ist einfach das Forum, in dem ich mich, mit meinen eigenen Zielen und Interessen, am Wohlsten fühle. Deswegen beurteile ich keineswegs eines der anderen negativ. In jedem der Foren herrscht ein freundliches Klima, selbst wenn es gelegentlich Themen geben mag, bei denen unterschiedliche Gemüter aufeinander treffen. Ein Punkt, der aus meiner Sicht zu vernachlässigen ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Facebook diesbezüglich die Plattform ist, auf der es eher unfreundlich zugehen kann – was ich ebenfalls der Schnelllebigkeit durch die Art der Bedienung zuschreibe. Und selbst dort erlebe ich sehr selten solche Unannehmlichkeiten.
Wer von euch neugierig geworden ist, Schreibforen im Allgemeinen oder eines der genannten im Speziellen auszutesten, ist sicher in jedem herzlich Willkommen. Und vielleicht sieht man sich ja in dem einen oder anderen Forum einmal.
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Zum Weiterlesen:
- Der Fluch der Autorencommunities: Wie sich Subkulturen ausbreiten – ein kritischer Blick von außen
- Welches Soziale Netzwerk ist das richtige?
- [Kolumne] Autorencommunities: Fluch oder Segen?
Mel lebt als bislang unveröffentlichte Autorin in Berlin und arbeitet seit ein paar Jahren regelmäßig an Romanprojekten, in denen sie mit jedem neuen ihre Fähigkeiten des Schreibhandwerks zu verbessern lernt. Wer sich mit ihr austauschen möchte, kann sie hier finden.
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