Oder: Wie ich aus Versehen Sachbuchautorin geworden bin
Ich bin Tinka und ich schreibe Ratgeber für Autoren.
Ein Satz, der mir immer noch nicht so leicht über die Lippen geht, aber ich arbeite daran.
In diesem Jahr möchte ich dazu stehen, dass ich Ratgeber schreibe – aktuell arbeite ich an meinem dritten „Ratgeberprojekt“. Es ist wirklich schwierig für mich gewesen, das zu akzeptieren, denn eigentlich möchte ich ja Jugendbücher schreiben. Das war schon immer mein Plan. Allerdings kam mein Wunsch, anderen zu helfen dem ein bisschen in die Quere – was sich im Nachhinein betrachtet als gar nicht mal so doof herausstellte.
Wie ich meine Ratgeberprojekte umsetze, möchte ich euch heute erzählen, denn mittlerweile möchte ich mich schon als Profi darin bezeichnen. Warum? Weil es mir leicht fällt, eben genau das zu tun, und weil die Bücher sehr gut bei meinen Lesern ankommen. Und dieses Wissen möchte ich an euch weitergeben.
Schritt 1: Die Idee
Sie liegt jedem neuen Projekt inne: Die Idee. Bisher war es bei mir so, dass ich gemerkt habe, dass es Menschen gibt, die gern von meinem Wissen in einem bestimmten Bereich profitieren.Nun blogge ich schon im vierten Jahr über Bücher und mein Autorenleben und irgendwann häuften sich Mails und private Nachrichten an mich, deren Wortlaut in etwa war: „Tinka, kannst du mir helfen? Wie machst du *irgendwas zum Thema Bloggen einfügen*.“ Klar freute ich mich, diesen Menschen helfen zu können, doch da sich die Fragen immer häufiger ähnelten, hatte ich keine Lust mehr, meine Zeit mit dem Beantworten zu „verschwenden“ und mein Wissen jederzeit, mit der Öffentlichkeit zu teilen. Heraus kam mein „Blogging Guide: Tipps für Anfänger, Buchblogger und Autoren“.
Etwas anders sah es mit meiner „30 Tage Schreibchallenge“ aus. Seit Jahren veranstalte ich während der offiziellen Schreibmonate im Writers' Inn inoffizielle Schreibmonate, in denen sich die Leute gegenseitig motivieren können. Besonders beliebt waren dabei individuelle Schreibtouren und das Vergleichen in einer internen Tabelle über GoogleDocs. Da es immer und immer wieder dieselben Menschen sind, habe ich sie mit der Zeit lieb gewonnen und wollte ihnen einfach noch mehr Motivation geben, um ihre Geschichten zu schreiben. Heraus kam dieses süße Buch.
Schritt 2: Gedanken darüber, wie das Ergebnis aussehen soll
Hand in Hand mit der Idee über den Inhalt, der den Lesern weiterhelfen soll, mache ich mir schon Gedanken über den Aufbau und die Gestaltungsmöglichkeiten.Blogger leben meistens eigentlich online. Sie konsumieren Onlinemedien, andere Blogs zum Beispiel. Daher bot es sich an, den Blogging Guide als eBook herauszugeben. Außerdem war es mir wichtig, mein Wissen so komprimiert wie möglich weiterzugeben, denn wer online lebt, hat wenig Zeit und besonders Blogger wollen schnell ihr neues Wissen umsetzen und einfach anfangen. Niemand wühlt sich durch ein 500-Seiten-Buch, um am Ende genau die gleichen Tipps zu bekommen. Dies ist ein Augenmerk, dass in den Rezensionen zum Buch oft positiv bemerkt wird – was mich natürlich sehr freut. Manchmal glaube ich, dass ich mir zu viele Gedanken um das drum herum mache und dann tut es gut, wenn Ideen und auch Mühen anerkannt werden.
Ähnliche Gedanken habe ich mir bei „30 Tage Schreibchallenge“ gemacht. Ich wollte meine Leser nicht lange mit der Theorie aufhalten, sie sollten lieber gleich loslegen. Das Büchlein ist so konzipiert, dass es am besten als Printbuch funktioniert. Es gibt einen Umfassenden Tagebuchteil und Listen zum Selbstausfüllen. Als ich vor Jahren zum ersten Mal am NaNoWriMo teilnahm, gab es viele Autoren, die sich liebevolle Scrapbooks gebastelt haben – auch sie inspirierten meinen Herzensprojekt. Die vielen süßen Illustrationen von wowlpertinger Design sollen meine Leser zusätzlich dazu animieren, auch wirklich in das Buch hineinzukritzeln. Ein weiteres praktisches und vielgelobtes Feature ist die Spiralbindung, denn in ein Buch mit festem Einband schreibt es sich schlecht – und einen Buchrücken zu brechen, tut vielen Lesern im Herzen weh.
Schritt 3: Kommunikation mit Verbündeten
Ich gebe zu, die ersten drei Schritte verschwimmen ein wenig. Besonders bei meinem aktuellen Ratgeberprojekt ist mir die Rücksprache mit meiner Lektorin sehr wichtig. So kann man verschiedene Ideen durchsprechen und abwägen, wie sinnvoll sie sind. Vielleicht ist dieser Schritt auch nur für mein Ego, denn es tut gut zu hören, dass bestimmte Vorstellungen vom Aufbau und der Gestaltung gar nicht mal so unintelligent sind. Obwohl ich bisher ausschließlich positives Feedback zu meinen Ratgeberprojekten bekommen habe, bin ich immer noch sehr unsicher, ob ich mir nicht doch zu viele Gedanken mache.Schritt 4: einfach runterschreiben
So leicht, wie es klingt, war es bisher für mich auch. Vermutlich hat mir dabei das wissenschaftliche Schreiben (oh, wie ich das hasse) in der Uni mehr geholfen, als ich zugeben möchte. Nachdem ich eine inhaltliche Gliederung der Themen habe, schreibe ich drauf los. Das fällt mir leicht, weil das Wissen nicht grundsätzlich recherchiert werden muss, sondern sich schon in meinem Kopf befindet. Lediglich ein bisschen Nachrecherche betreibe ich, um einzelne Quellen hervorzuheben oder, was ich ganz wichtig finde, weitere Linktipps zur Verfügung zu stellen.Schritt 5: Die Überarbeitung und das Veröffentlichen
Bei meinem Blogging Guide habe ich ein paar wenige Blogger und angehende Blogger ausgewählt, die mir ihre Kritik zum Buch gegeben haben. Das war sehr hilfreich, denn so wusste ich, ob ich für Anfänger verständlich geschrieben hatte und wo ich vielleicht noch einmal nachrecherchieren sollte.Die „30 Tage Schreibchallenge“ hat etwas mehr Zeit für die Testleser – vielmehr Testschreiber – beansprucht. Es war mir wichtig, dass sie das Buch auf Herz und Nieren testen können. Was bot sich da besser als ein Schreibmonat an? ;-)
Tatsächlich ist die Überarbeitung eines Ratgebers um einiges Einfacher als die eines Romans – zumindest für mein aktuelles Empfinden. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Bücher nicht so umfangreich und recht kompakt sind.
Über die Veröffentlichung der Schreibchallenge habe ich mir tatsächlich mehr Gedanken gemacht, als für den Blogging Guide. Die Optik ist an meine Intention, die Leser zum Benutzen des Buches zu animieren, angepasst, welche über epubli sehr leicht und angenehm zu realisieren war. Etwas kniffliger war der Buchsatz, weil er eben nicht aus einem reinen Fließtext besteht.
Schritt 6: Das Marketing
Mein Lieblingsthema und bei Ratgebern denkbar einfach. Meine Zielgruppe war bei beiden Büchern von Anfang an klar. Durch meine Erfahrungen als Bloggerin stand ich sowieso in einem Austausch mit ein paar Bloggern – viele fragten mich ja auch um Rat. Noch einfacher war es für die „30 Tage Schreibchallenge“. Ich hatte meine 20-30 Stammteilnehmer der Schreibmonate, welche meine kostenlose Motivation sowieso schon liebten. Auch den Zeitpunkt hatte ich perfekt abgepasst. Das Buch erschien Mitte Oktober, kurz vor der Buchmesse in Frankfurt und vor dem Start zum NaNoWriMo. Auf der Buchmesse habe ich mich natürlich mit Autoren unterhalten und von meinem Buch gesprochen – leider hatte ich zu dem Zeitpunkt noch kein Printbuch in der Hand, was dann aber auf der BuchBerlin und der Leipziger Buchmesse der Fall war. Da ich zumindest das eBook direkt auf Amazon veröffentlicht habe, konnte ich es auch perfekt mit den Schlagworten „NaNoWriMo“, „Schreibmonat“ und „Schreibroutine“ versehen. Durch die Verknüpfung von e- und Printbuch, war eben auch letzteres sichtbar, auch wenn das mit den Kategorien und Schlagworten vielleicht nicht ganz so gut funktioniert :-DSchwirrt euch auch schon lange eine Idee im Kopf herum oder werdet ihr immer und wieder zu einem Thema ausgequetscht, dann versucht es doch einfach mal mit einem Sachbuch oder Ratgeber dazu. Auch wenn es nicht euer eigentliches Ziel ist und ihr Romane schreiben wollt, können sie euch trotzdem zu mehr Bekanntheit und einem positiven Auftritt verhelfen. Denn eine positive Rezension ist nun einmal eine positive Rezension. In meinen wird unter anderem auch mein Schreibstil gelobt, besser kann es mich doch nicht treffen.
Also: an die Stifte, fertig los!
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Zum Weiterlesen:
- Welches Konfliktpotenzial steht zwischen deinen Charakteren?
- Was, wenn jeden Tag schreiben utopisch ist?
- Social Media: Von Ehrlichkeit, Rechtfertigung und Selbstbetrug
Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht.
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