Donnerstag, 1. Juni 2017

9 Arten von Autoren

Die Schreibmeer-Kolumne. Einmal im Monat dürfen unsere Autoren unter diesem Deckmantel aus den Tiefen des Schreibmeers blubbern.


Das Leben als Autor ist ja echt nicht leicht. Nicht allein die eigenen Charaktere, die sich zunächst im Kopf und dann auf dem Papier breitmachen, nein, auch mit den werten Kollegen in den sozialen Netzwerken muss man irgendwie klarkommen. Da die nächsten Artikel sich mit den Charakteren in fiktiven Welten beschäftigen, nutze ich den Auftakt des Monats, um mir die „echten“ Menschen vorzuknöpfen.


1. Der Verlagsautor

König aller Autoren, im wahrsten Sinne, kann vom Schreiben leben, hat es einfach geschafft und ist vermutlich der Umgänglichste im World Wide Web. Im Grunde genommen bemerkt man diese Autoren gar nicht, warum auch. Pflegen müssen sie ihre Social-Media-Kanäle nicht, denn Fans haben sie sowieso. Unterstützt von Verlagen, hauen Sie nur aktuelle Informationen zu zukünftigen Projekten in gesponserten Posts raus und halten sich ansonsten zurück. Angenehme Zeitgenossen.

 

2. Der Selfmade-Selfpublisher

Einfach nur Selfpublisher reicht ihm nicht aus. Nein. Er muss alles selbst machen und weiß natürlich auch alles besser. Selbstverständlich, denn immerhin verdient er ein bisschen was mit seinen Büchern. Das Erfolgsrezept, sparen an allen Ecken und Enden und so günstig und schnell wie möglich Bücher produzieren. Klar kann man ihm mangelnde Leidenschaft vorwerfen, aber wehe, man kritisiert vorsichtig …

 

3. Der Rezensionskritiker

Im Windschatten des Selfmadeselfpublishers treibt er sich herum, wie ein Madenhacker. Er weiß, Rezensionen sind gut, aber wehe, sie fallen nicht so positiv aus, wie erwartet. Dann geht er zum Angriff über – und zwar nicht nur gegen seine eigenen Kritiker, sondern er knöpft sich gleich jene mit vor, welche seinem Schattenspender zu nahe treten. Ist man ein bisschen aufmerksam, sieht man nicht selten einen Facebookpost, in dem der Rezensionskritiker über Rezensenten herzieht und so Negativität in sozialen Netzwerken verbreitet.

 

4. Der Social-Media-Autor

Im Gegensatz zum berühmten Verlagsautor steht der Social-Media-Autor. Er mischt in allen Autorengruppen auf Facebook mit, beteiligt sich an Diskussionen und kennt sich einfach in jedem Thema aus. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dieser Autor scheffelt Millionen mit seinen Büchern, wenn … ja, wenn einem doch nur ein Buchtitel von ihm einfiele. Und dann wird einem klar, dass das Internet sein Wohnzimmer ist und er realistisch gesehen gar keine Zeit hat, um zu schreiben … Bücher, meine ich, nicht Kommentare auf Facebook.

 

5. Der Depressive

Ich meide Konversationen im echten Leben. Warum? Ich hasse Smalltalk. Ständig nur die gleichen Themen: Beschwerden über wahlweise Job/Partner/Ungerechtigkeit, Krankheiten (der Klassiker) oder Lästereien. Diese Smalltalkfunktion übernehmen nun die sozialen Netzwerke für uns, denn im echten Leben hört ja keiner mehr zu. Das Gute ist, man kann gewisse Nutzer stumm schalten. Würde ich das tun, sähe meine Timeline ziemlich trostlos aus. Will nicht heißen, dass Autoren nur am Jammern sind, aber manchmal frage ich mich, was das Seelenleiden im Internet zu suchen hat, zu welchem Zweck vollführen sie diesen Seelenstriptease – und je länger man diese Autoren verfolgt, desto klarer wird: Sie schreiben eigentlich nur für sich.

 

6. Der aufstrebende Stern

Ein ebenfalls sympathischer Zeitgenosse ist der aufstrebende Stern. Eine Zeit lang verschwindet dieser Autor von der Bildfläche, zieht sich zurück und kommt dann wieder und veröffentlicht einen (Kurz-)Roman nach dem anderen. Die nächste Knallernachricht: Er kann vom Schreiben leben. Wow! Hut ab! Die haben es echt geschafft, erliegen nicht dem Massendruck, dauerhaft im Internet präsent zu sein und gehen dann ab wie eine Rakete. Viel Erfolg wünsche ich und hoffe, dass dieser noch eine Weile anhält.

 

7. Der Neidische

Neid ist keine schöne Charaktereigenschaft, aber es gibt sie. Egal, was du tust, diese Autoren feinden dich an, wenn du auch nur ein Fitzelchen erfolgreicher bist als sie. Im ewigen Kampf gegen die Rezensionskritiker. Sie werden sich duellieren bis zum Sanktnimmerleinstag. Die einen verfassen Neidrezensionen, die anderen wettern gegen sie. Das ist der Kreislauf ihres Lebens. Einziger Ausweg: Mach es wie der aufstrebende Stern und lass se reden! ;-)

 

8. Der Hausierer

Er biedert sich an, pulvert haufenweise Geld in Facebook-Werbung und Co, fordert Neu-Freunde auf, seine Seite zu liken und so weiter und so fort. Spannend ist es, wenn wir einen Mischtypen aus Hausierer und Selfmade-Selfpublisher haben. Dieser zeichnet sich durch eine bestimmte Denkweise aus: Es ist egal, wie gut und qualitativ das Produkt (in diesem Falle Buch) und interessant und professionell der Internetauftritt ist. Werbung verkauft, also pulvern wir unser komplettes Budget ins Marketing.

 

9. Die Tippse

Ein Wort reicht, um diesen Autorentyp zu beschreiben. Mehr Aufmerksamkeit muss er nicht bekommen …

Fingerübung

Habe ich noch eine Art vergessen? Schreibt sie mir unbedingt in die Kommentare ;-)


Die Schreibmeer-Kolumne. Einmal im Monat dürfen unsere Autoren unter diesem Deckmantel aus den Tiefen des Schreibmeers blubbern.

2 Kommentare:

  1. Ich verstehe das, was mit der Nummer 9 gemeint ist, ehrlich gesagt nicht. Ist das jemand, der einfach nur exzessiv schreibt? Oder ein Ghostwriter? Ich stehe auf dem Schlauch!

    Du hast jedenfall Numer 10 vergessen: Der Bildungsverweigerer.
    Das ist die Art von Autoren, die sagen, dass alles so bleiben muss, wie es ist. Marketing ist was für Unternehmen, und Autoren sind keine Unternehmer, sondern Autoren. Irgendwo hat mir wirklich mal ein Kollege so einen Schwachsinn erzählt. Diese Person verweigert sich auch Twitter und Buchmessen, weil er seine Bücher ja den Lesern verkaufen will und nicht anderen Autoren; ihm bringt es nichts, sich mit anderen Autoren auszutauschen. Wir könnten ihn auch den Anti-Networker nennen. Argh, wie ich es hasse, Menschen mit Potential zu sehen und dabei zusehen zu müssen, dass sie nichts aus ihrem Potential rausholen! :(

    Übrigens kenne ich auch einen der Kategorie 7 und das ist nicht schön. Würden wir uns zusammensetzen und ganz viel Sonne tanken, würden wir dann vielleicht 9 positive Kategorien auf die Reihe kriegen?
    *challenge accepted*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Kia,

      Nummer 9 bezieht sich auf die unschönen Plagiatsfälle ...

      Oh ja, das ist auch so ein Spezialist. Danke für die Ergänzung.

      Liebe Grüße

      Löschen

Wie hat dir dieser Artikel gefallen?