Mittwoch, 23. November 2016

Writers High - ein Erfahrungsbericht

Alkohol und andere Drogen sollen in den vergangen Jahrhunderten schon so einigen Autoren zu einem wahren Höhenflug beim Schreiben verholfen haben. Doch auch das Schreiben an sich kann berauschen.



Wie jedes andere Gefühl, zum Beispiel Liebe, lässt sich auch dieses kaum verallgemeinern. Für den einen gehören zum Verliebtsein die berühmten Schmetterlinge im Bauch, die ich zum Beispiel so nicht kenne. Trotzdem kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich schon verliebt war, auch wenn ich das Klischee mit den Schmetterlingen nicht bediene. Bei mir fühlt es sich eher an, als wäre eine Sicherung in meinem Kopf durchgebrannt, ich bin total flippig (noch mehr als sonst), gebe den größten Bullshit von mir und habe das Gefühl, dass ich die ganze Welt umarmen möchte.

Nun will heute nicht von der Liebe sprechen, sondern von dem Hochgefühl, das ich durchs Schreiben bekommen habe. Und hier geht es wirklich darum, wie ich es wahrgenommen habe, denn wie oben erwähnt, fühlt sich das wahrscheinlich bei jedem anders an.
Nach dem ersten Mal war ich etwas überfordert mit der Situation, als ich das Writer's High bewusst als Writer's High erlebt habe: Es war im NaNo 2013. Doch ich kannte das Gefühl. Etwa zweieinhalb Jahre zuvor war ich für eine Woche mit einer Gruppe Gleichaltriger in einem Kloster und wir haben dort gemeinsam das Meditieren gelernt. Vielleicht war es nicht haargenau das gleiche Gefühl, aber es fühlte sich verdammt ähnlich an.

Innerlich war ich völlig ruhig und habe an nichts gedacht, sondern einfach nur geschrieben, was da so aus mir heraus kam. Ich habe nicht überlegt und auch keine Wörter korrigiert. Ich habe das, was mit mir passierte, einfach nur geschehen lassen. Und mehr war da nicht - zumindest nicht in mir.
Dazu kam das körperliche Gefühl. Jeder, der schon mal Alkohol getrunken hat, kennt dieses Gefühl, durch das man sich leicht schwummerig fühlt. Irgendwie wabbelig und leicht. So ähnlich ist es auch, wenn ich ein Writer's High habe. Ich fühle mich leicht und gleichzeitig geerdet, irgendwie wie in Watte gepackt und ganz in mir. Natürlich bekomme ich mit, wenn um mich herum etwas passiert, aber es juckt mich nicht, weil ich in diesem Moment nur schreibe.

Auch wenn es vorbei ist, dann fühlt sich der Körper immer noch anders an. Tiefenentspannt und als würde ich auf einem superweichen Kissen sitzen. Auch das Wabbeligkeitsgefühl ist immer noch da. Und ich bin glücklich. Einfach nur glücklich. Nicht, weil ich etwas geschrieben habe, sondern einfach nur berauscht glücklich, durch diesen Zustand, den ich durch das Schreiben erreicht habe.

Ein Writer's High kommt nicht oft. Durch das Schreiben war ich in den letzten Jahren vielleicht zwei oder drei Mal in diesem Zustand. Natürlich wollte ich es dann auch selbst hervorrufen - ich bin grandios gescheitert. Wie auch das Verliebtsein einfach so kommt, kommt auch das Writer's High. Und irgendwann geht es wieder.

Mich interessiert jetzt natürlich total, ob ihr auch schon mal ein Writer's High hattet und wie sich das angefühlt hat.

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Zum Weiterlesen:

Schattenseiten des NaNoWriMos
5 Gründe, wieso Schreiben als Hobby scheiße ist!
Schreiben mit Kind – Spagat zwischen Organisation und Improvisation



Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht.


1 Kommentar:

  1. Ich habe solche Highs recht regelmäßig. Interessant ist, dass sie manchmal auch dann kommen, wenn man sich zum Schreiben eigentlich zwingt. Da setzt man sich hin mit dem Vorsatz, wenigstens einen Absatz zu schreiben, weil man schon seit einem Monat nichts mehr geschrieben hat, und das nächste, was man weiß, ist, dass man mehrere Stunden ununterbrochen hindurchgeschrieben hat. :)

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