Mittwoch, 25. Mai 2016

»Yo-ho-ho und ne Buddel voll Rum« - Piratenlieder für deine Geschichte

Ich weiß nicht, ob Piraten besonders gute Sänger wären, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Unterhaltung auf hoher See Mangelware war. Außerdem gehört Musik zum Menschen dazu wie das Atmen. Seit jeher machen Menschen Musik - was sogar steinzeitliche Funde von Instrumenten belegen - so sicher auch auf Piratenschiffen.
Ich möchte heute zwei Möglichkeiten vorstellen, wie ihr Piratenlieder für eure Geschichten nutzen könnt.




Piratenlieder, um eine Stimmung zu erzeugen


Nehmen wir einmal das irische Lied »Drunken Sailor«. Sicher hat jetzt jeder von euch schon die Melodie im Kopf. Genau so ergeht es auch euren Lesern, wenn ihr allein schon die ersten paar Zeilen aufschreibt. Wenn ihr es noch nicht kennt, könnt ihr hier einmal reinhören: 

            Zu diesem Lied existieren verschiedene Versionen, weil sich die Seemänner selbst neue Strophen ausdachten. In eurer Geschichte könntet ihr dieses Lied zum Beispiel in einem Gasthaus ertönen lassen, wenn eure Piraten gerade auf Landgang sind und sich richtig volllaufen lassen.
»Drunken Sailor« ist ein Beispiel der Liedgattung Shanty, der Begriff kommt aus dem Französischen und bezeichnet die traditionellen Arbeitslieder der Seemänner. Sie wurden auf Handels- und Fischfangschiffen gesungen, um durch die rhythmische Melodie die körperlich anspruchsvollen Arbeiten zu unterstüten. Meinst konnten sie nur mit gebündelter Kraftanstrengung vieler Männer ausgeführt werden.
Die meisten überlieferten Texte der Shantys sind in englischer Sprache, da Großbritannien zu ihrer Blütezeit im 19. Jahrhundert die führende Seenation war. Dieses Englisch nennt man Pidgin-Englisch, denn an Bord versammelten sich Männer aus verschiedenen Ländern und so war die Sprache genauso vermischt. Zwar ist diese Sprache unfein und nicht sehr melodisch, aber im Vordergrund stand nicht das Singen, sondern die Tätigkeit.

Piratenlieder zur Inspiration


Außer in Volkserzählungen erhalten sich in Liedern besonders gut Rituale, Mythen und Geschichten. Warum? Der Rhythmus sorgt dafür, dass man sich Texte besser merken kann und außerdem verändert sich der Text durch die Vorgabe nicht so schnell. Sie sind also eine gute Möglichkeit, um sich inspirieren zu lassen.


Als Beispiel gebe ich euch einmal das bekannte Lied »Fifteen Men«
           

Im Prinzip geht es hier um fünfzehn Männer, die ziemlich brutal umgebracht wurden und um die Kiste des toten Mannes. Um diesen Schauplatz kann man jetzt seine Geschichte spinnen und den W-Fragen (Wer? Wie? Wo? Was? Warum?) auf den Grund gehen.
An die Kiste kann man hier sicherlich »die Kiste von Davy Jones« knüpfen, so, wie es Disney in »Fluch der Karibik« gemacht hat. Als Davy Jones´ Locker (Kiste) wird der Grund des Ozeans, die letzte Ruhestätte oder das »nasse Grab« von ertrunkenen Seemännern bezeichnet, also ist diese Verbindung gar nicht so weit hergeholt. Man kann also ruhig mehrere Mythen und Legenden miteinander verknüpfen oder auch seine eigene Phantasie spielen lassen, was mit dieser Kiste wohl gemeint sein könnte.
Um sich von bekannten Erklärungen zu lösen, könnte man die »10-Wege-Methode« nutzen. Dazu nimmt man sich ein weißes Blatt Papier, schreibt in die Mitte z.B. »15 tote Männer + Kiste« und dann stellt man sich die »Black-Stories-Frage«: Was ist passiert? Von der Mitte ausgehend, versucht man nun 10 verschiedene Möglichkeiten zu finden, wie es zu diesem Szenario kommen konnte.
Versuch es doch einmal selbst und schreib mir in die Kommentare, was deine Geschichte zu Fifteen Men ist.


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Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht. 


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