Mittwoch, 16. Dezember 2015

Was weiße Wände, Postkarten und Lieblingsbücher mit Kreativität zu tun haben | Kreativität fördern – Teil 2

„Kreativität ist angeblich ansteckend. Aber nur wenige wissen, dass sie auch anstrengend ist.“
Wolfgang J. Reuss

Als Autor/in setzen wir uns jeden Tag an unseren Schreibtisch, öffnen unser Schreibprogramm und tippen stundenlang Wörter in die Tasten. Oder nehmen uns genau das zumindest vor. Wir verbringen also viel Zeit an einem bestimmten Ort. Dabei wollen wir fokussiert und kreativ sein, uns ganz auf unsere Arbeit konzentrieren können, neue Ideen entwickeln und uns gleichzeitig auch noch wohlfühlen. Doch wie muss unsere Arbeitsumgebung aussehen, damit wir möglichst produktiv und zufrieden sind?





Gestalte deinen Lebensraum


Unser Lebensraum lässt sich laut Mihaly Csikszentmihalyi (2014) in zwei Ebenen gliedern:

  • Die Makroebene: Der Wohnort, an dem ich lebe 
  • Die Mikroebene: unsere eigenen vier Wände 

Was die Makroebene angeht, sind wir in unserer Auswahl häufig leider etwas eingeschränkt. Nicht jeder kann ich ein Strandhaus in Malibu, eine einsame Berghütte in den Schweizer Alpen oder ein Penthouse in London leisten, auch wenn er den jeweiligen Ort für seine perfekte Schaffensstätte auserwählen würde. Und doch lohnt sich vielleicht die Überlegung, ob man dort, wo man momentan lebt, tatsächlich gut aufgehoben ist. „Es ist wichtig, an einem Ort zu leben, der nicht zu viel potentielle Energie verbraucht, indem er entweder unsere Aufmerksamkeit einschläfert oder indem er uns zwingt, gegen unerträgliche Umgebungen anzukämpfen“ Mihaly Csikszentmihalyi (2014). Vielleicht reicht es schon, einen Ort weiterzuziehen, näher an eine Großstadt heran, oder auch nur ein paar Straßenzüge weiter in Richtung Stadtrand, um das Wohlbefinden zu steigern.

Aber zugegeben: Gleich umzuziehen erscheint auf den ersten Blick vielleicht übertrieben oder ist aufgrund der Lebenssituation vorläufig nicht drin. Zum Glück gibt es da noch die Mikroebene, die eigenen vier Wände, die jeder gestalten kann, wie er möchte. Robin S. Sharma beschreibt in seinem Video „How I beat procrastination“ (Link), dass eine perfekte Arbeitsumgebung für ihn möglichst frei von Ablenkungen sein sollte. Dazu gehört so ziemlich alles. Herumliegende Zeitungen, Facebook, Unordnung usw. Er bringt in seinem Video auch das Beispiel von Steve Jobs, der bei NeXT (der Firma, zu der er ging, nachdem er bei Apple rausgeflogen war) alles weiß gestrichen hat. Auf die Frage, warum er alles weiß gestrichen hat, antwortete er laut Robin S. Sharma: „Because I want to be able to think really clearly“. Er möchte möglichst klar denken können, wobei die klar strukturierte Umgebung hilft. Mihaly Csikszentmihalyi (2014) beschreibt in seinem Buch hingegen, wie schön es ist, sein eigenes Heim mit vielen Gegenständen und Erinnerungen auszustatten, die dafür sorgen, dass wir uns heimisch fühlen: Lieblingsbücher, Mitbringsel, Urkunden oder Postkarten. Erinnerungen, welche unsere Wesenszüge und Werte des eigenen Ichs widerspiegeln, tragen zu unserer Einzigartigkeit und somit auch Kreativität bei. „Eine unterstützende symbolische Umwelt in unserem Heim sorgt dafür, daß wir uns sicher fühlen, unsere Schutzschilde fallen lassen und neue Kraft für die Aufgaben des Lebens sammeln“ Mihaly Csikszentmihalyi (2014).
Zwei Meinungen, und wieder ist es an uns, herauszufinden, was für uns persönlich am besten passt.


Tipp: Gewohnheiten

Aber Mihaly Csikszentmihalyi gibt uns noch einen konkreten Tipp mit: „Platz für alles und alles an seinem Platz.“ Das heißt nicht, dass immer alles aufgeräumt sein muss. Wichtig ist nur, dass man weiß, wo was ist. Egal, wie groß das Chaos ist. Denn suchen kostet Zeit. Verbringt ihr viel Zeit mit unnötigem Herumkramen, ergibt es eventuell Sinn, eine bestimmte Grundordnung zu etablieren.

Wer Inspiration braucht, dem empfehle ich die Fotostrecke „Autoren zeigen ihren Arbeitsplatz – Wo Bestseller entstehen“ (Link) 

Ihr seid mit eurem Arbeitsplatz unzufrieden und habt ab und an so gar keine Lust, euch in diesen Stuhl zu setzen und anzufangen? Dann überlegt doch mal, ob ihr an der Umgebung etwas verändern könnt, damit ihr euch wohler fühlt.
Gibt es zu viele Ablenkungen?
Fehlen inspirierende Anstöße?
Herrscht Chaos und ihr seid nur am Suchen?
Passt das Licht?
Könnt ihr bequem sitzen?
Braucht ihr mehr Gemütlichkeit? Oder im Gegenteil: Mehr „professionelle“ Arbeitsatmosphäre?


Aufgabe zum Ausprobieren:
Probiert es doch einfach mal aus. Dekoriert um, packt alles Überflüssige in eine Kiste und stellt sie in den Keller, schiebt den Schreibtisch mal direkt vor das Fenster oder stellt eure schönsten Erinnerungen so hin, dass ihr sie von eurem Arbeitsplatz aus gut sehen könnt.

Das war der vorläufig letzte Teil meiner „Kreativität“-Reihe. Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren und Entdecken eurer Kreativität!


Quelle: Mihaly Csikszentmihalyi (2014). Flow und Kreativität, wie sie ihre Grenzen überwinden und das Unmögliche schaffen.



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Hier kannst du den ersten Teil nachlesen: 
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