Mittwoch, 11. Juli 2018

Es kommt immer auf die Ziele an - Interview mit Alice Högner über „AuthorWing“

Wenn man gerade anfängt, sich mit dem Schreiben zu beschäftigen, ist es gut, sich zu informieren. Doch, wo findet man alle Infos, die man braucht? Wen kann man fragen, ohne zu stören oder eine genervte Antwort zu bekommen? Ein großartiges Projekt ist „AuthorWing“. Ich bin selbst seit einigen Monaten ein Teil der Community und fühle mich dort sehr wohl. Nicht zuletzt, weil Ally dieses Projekt mit so viel Liebe aufzieht. Ich habe ihr ein paar Fragen darüber und ihr Autorenleben gestellt und auch als erfahrenere Autorin noch den einen oder anderen Tipp mitnehmen können. 



Hallo Ally, du machst so viele Dinge, dass ich mir jetzt einfach mal dein Projekt „AuthorWing“ rausgepickt habe, um mit dir darüber zu sprechen. Außerdem bin ich selbst Teil dieser Community und habe einen Welpen*, den ich unterstützen darf.


 

Magst du dich zuerst einmal vorstellen, damit auch diejenigen, die dich noch nicht kennen, erfahren wer du bist?

Na klar! Hi, ich bin Alice, die meisten nennen mich allerdings Ally. Das kommt von meinem Pseudonym Ally J. Stone, unter dem ich Urban Fantasy und Romantasy im Selfpublishing veröffentliche. Unter einem zweiten Pseudonym – Nicky B. Barnes – veröffentliche ich im Verlag Hawkify Books Romance „nur mit Menschen“. Mein Erstling „Basterds – Rockstar sucht Nanny“ ist ziemlich gut gelaufen, weshalb bald Band 2 folgt.

Neben AuthorWing baue ich auch gerade die Community „Diva Up!“ auf. Das ist eine Gemeinschaft von, mit und für Frauen, die eng mit meinem Blog „Diva Up!“ zusammenhängt. Mein Motto dort ist „Be you. Be awesome.“, weil ich denke, dass in jeder Frau etwas ganz Besonderes steckt. Eine Diva, die nur darauf wartet, sich entfalten und ihre Träume leben zu können.

Abseits von meinen Büchern, meinen Blogs und den beiden Communitys leite ich zur Zeit mit meiner Geschäftspartnerin Tanja Rörsch von „Mainwunder“ ein Sommer-Bootcamp für Autoren, in dem es um persönliche Entwicklung, Marketing und das Autorenbusiness geht und arbeite – manchmal in Vollzeit ;D – in einem StartUp eines Software-Unternehmens. Mein Plan ist es allerdings, mich selbstständig zu machen, weshalb ich zur Zeit einen Blog-Kurs belege und einen Podcast sowie einen Youtube-Kanal gestartet habe. Oh, und aktuell twittere ich mehr schlecht als recht auch für den „Selfpublisher“. Da möchte ich mich unbedingt noch verbessern, weil mich mein Engagement dort noch nicht zufriedenstellt. Ich möchte gern mehr tun, weil ich Sandra Uschtrin, Anke Gasch und die anderen Mitarbeiter unbedingt unterstützen möchte. Ich finde die Unternehmungen der Autorenwelt und Co. nämlich unglaublich interessant und wichtig für unsere Branche. Leider zwingen mich so viele unterschiedliche Projekte aber auch dazu, sehr zu jonglieren und manchmal die ein oder andere Sache schleifen zu lassen (Spanisch will ich momentan nämlich eigentlich auch noch lernen).

Zusammengefasst bin ich ein fröhlicher, kreativer und witziger Mensch, Autorin, Mindset-Trainerin, begeisterte Leserin und Lernerin, die sich gern mit Menschen umgibt. Zum Aufladen brauche ich dann allerdings meine Wohnung ganz für mich allein und kann mich auch gern mal ein bis drei Tage komplett verkriechen und abtauchen, um meine Akkus wieder zu füllen.

Und vielleicht nehme ich mir manchmal zu viel auf einmal vor. *hust*


Was ist „AuthorWing“ und wie bist du auf die Idee dafür gekommen?
 

„AuthorWing“ ist eigentlich eher per Zufall entstanden. Vor gut drei Jahren habe ich neben meinem Job – damals noch für einen Forenanbieter – ein Fernstudium als Coach gemacht. Weil ich nebenbei schon „üben“ wollte, habe ich mit einer Freundin verabredet, sie kostenlos zu coachen, wenn ich im Gegenzug darüber bloggen darf. Diese Abmachung hielt für genau einen Blogpost an, in dem ich vorstellte, was wir tun. Weil ich Hashtags liebte, dachte ich mir: „Hey, das kannst du doch mit AuthorWing taggen!“ Ich liebe nämlich Barney Stinson (wer nicht?) und habe es vom Wingman abgeleitet (Hey, kennst du Ted?). Da ich meine Freundin dabei unterstützte, ihr Buch fertig zu schreiben und ihr mit meiner Erfahrung – damals dem wahnsinnigen Wissensschatz von nur einer Veröffentlichung – zu helfen, war ich ja auch so etwas wie ihr Wingman, bzw. ihre Wingfrau. Und weil es um Autorenkram ging, wurde daraus „AuthorWing“.

Ich teilte den Blogpost, in dem ich die Idee vorstellte, auf Twitter und ging nichts ahnend schlafen. Und als ich am Morgen aufwachte, war mein Twitterkanal ein bisschen explodiert. Die liebe Jennifer Jäger, die damals noch für „neobooks“ getwittert hatte, hatte meinen Artikel nämlich entdeckt und mit ihrer eigenen Reichweite und der von „neobooks“ geteilt. Auch andere haben es gelesen, gut gefunden und geteilt (und meine Freunde mischen bei der Retweet-Sache eh immer kräftig mit) und plötzlich hatte ich lauter Anfragen von Autoren, die auch gerne mitmachen würden.

Also sagte ich: „Okay, gebt mir eine Woche und ich baue euch eine Webseite und eine Community.“ Und dann hab` ich mich hingesetzt und am 1.3.2016 launchte ich die erste Version der AuthorWing-Webseite samt der dazugehörigen Facebook-Gruppe. Am Anfang hatte ich sechs Leute, weil ich die Webseite nicht nur mit mir und meiner Freundin online bringen wollte und daher noch ein paar andere gefragt habe, ob sie mitmachen wollten. Das war der kleine, aber feine Start. Inzwischen sind wir über 200 Leute und die Community ist der Wahnsinn.


Für wen ist AuthorWing geeignet?

AuthorWing funktioniert in beide Richtungen. Erfahrene Autoren, die etwas zurückgeben möchten, können dort junge Autoren mit ihren Erfahrungen unterstützen. Ich selbst habe bei meinem ersten Buch von einer praktisch fremden Autorin unglaublich viel Hilfe bekommen. Das hat mich tief beeindruckt und mir sehr geholfen. AuthorWing ist also auch ein bisschen meine Art, das zurückzugeben und andere junge Autoren zu unterstützen. Die Reise zum ersten Buch kann anstrengend, frustrierend und beängstigend sein und AuthorWing versteht sich als Netzwerk, einen auf diesem Weg aufzufangen und sicher ans Ziel zu bringen.

Und natürlich profitieren auch die jungen Autoren, weil sie einen Ort haben, an dem sie ganz ungezwungen erfahrene ansprechen und ihre Fragen stellen können. Beide Gruppen haben außerdem den entscheidenden Vorteil, ein stabiles Netzwerk vorzufinden, in das sie sich einfügen können. Wir haben inzwischen Autoren aus den unterschiedlichsten Genres, Lektoren, Coverdesigner, Korrektoren und und und.

Wofür sich „AuthorWing“ NICHT eignet, sind Leute, die keine Lust haben, richtig mitzuarbeiten. Mein Motto lautet: „Ich arbeite nur mit dir, wenn du auch mit mir arbeitest.“ So gibt es zum Beispiel drei Fragen, wenn man beitreten möchte. Wer nicht mal die beantwortet, kommt nicht rein. Einfach weil ich mir sage, wer nicht einmal den Bock hat, drei kurze Fragen zu beantworten, wird vermutlich weder die Energie haben, ein Buch zu beenden, noch etwas Sinnvolles zur Community beizusteuern.


Warum macht sich jemand wie du den Stress, um andere Autoren zu unterstützen? Ich weiß ja selbst, wie anstrengend sowas ist, zumal du nebenbei auch noch arbeitest.

Ich empfinde es nicht als Stress. Es erfüllt mich, anderen weiterhelfen zu können, weil ich unglaublich gern das Wissen teile, das ich mir angeeignet habe. Und weil ich auch immer von Menschen umgeben bin, die ihr Wissen mit mir teilen, wenn ich Fragen oder Probleme haben.

Wissen ist für mich ein unglaublich wichtiges Gut und ich liebe es zu sehen, wenn andere aufblühen, indem sie tun was sie lieben und darin erfolgreich sind.

Außerdem arbeitet die Community wirklich toll untereinander, sodass ich nicht stundenlang arbeiten muss, um sie am Laufen zu halten. Ich führe den Blog, jemand anderes kümmert sich um die Bewerbungen der Wings, die eine eigene Wingseite haben wollen (auf der Webseite) und ich schaue täglich in die Community, um Fragen zu beantworten, hier und dort einen Rat zu geben oder auch um selbst ein paar Postings zu schreiben. Lediglich den Podcast will ich ein bisschen besser integrieren und auch den Pinterest-Kanal weiter ausbauen. Das sind gerade zwei so Bottlenecks**, die sich zeitlich bedingt bei mir auftun. Ich denke, wenn ich die sprengen kann, wird „AuthorWing“ noch einmal einen guten Wachstumsschub erhalten.


Hand aufs Herz: Du hast doch sicher einen Zeitumkehrer irgendwo gebunkert! Woher nimmst du die Zeit und wie motivierst du dich in deinem Alltag, um alles zu schaffen?

Das Geheimnis ist: Ich schaffe gar nicht immer alles. Mein Frühstück werfe ich manchmal einfach in den Mixer, um es als Shake auf dem Weg zur Arbeit zu trinken. Obwohl 22 Uhr meine Schlafenszeit ist, tapse ich manchmal um 23 Uhr oder noch später ins Bett, weil der eine Blogartikel zu lange gedauert hat. Manchmal lasse ich Blogartikel auch ausfallen und der Podcast schleift schon eine Weile. Auf die Fortsetzung von „Savage – Ruf der Instinkte“ warten meine Leser schon über 1,5 Jahre, was mir ein unglaublich schlechtes Gewissen macht. Der dritte Teil meiner Trilogie ist Ende 2017 als eBook erschienen und der Print ist immer noch nicht draußen. Außerdem habe ich seit 1,5 Wochen kein Sportstudio mehr von innen gesehen.

Was ich damit sagen will: Ich habe auch nur 24 Stunden am Tag, genau wie jeder andere. Wenn ich Serien streame und faul auf der Couch liege, was öfter vorkommt, als es mir lieb ist, dann schaffe ich die Dinge eben nicht. Wenn ich dann allerdings etwas tue, tue ich zuerst das Wichtige. Das, was nach draußen geht, z.B. Kundenaufträge, Blogartikel und die Pflege meiner Communitys. Zur Zeit liegen bei mir das Bootcamp und der tägliche Austausch mit den Teilnehmern sehr in meinem Fokus. Letzten Sonntag habe ich mich aufgerafft, um nach dem Live-Video für das Bootcamp noch mein erstes YT-Video für den Autorenkanal aufzunehmen, weil ich ohnehin für ein Video gestylt war. Einfach Kontaktlinsen rein und los geht’s.

Der Trick ist es, die Aufgaben zu finden, die dich in deinen Zielen wirklich nach vorn bringen und die dann zu machen. Außerdem kannst du Aufgaben kombinieren. Wie eben, dass ich z.B. mein Frühstück einfach im Zug trinke. Außerdem lese ich auf der Fahrt zur Arbeit und zurück immer in einem Buch über persönliche Weiterentwicklung, um Neues dazuzulernen, was ich in meiner Arbeit als Trainerin brauchen kann. Oder wenn ich morgens doch zu Hause frühstücke, schaue ich mir dabei meinen Blogger-Kurs an, den ich gekauft habe. Ich versuche, Lücken zu nutzen und sie mit nützlichen Aufgaben zu füllen. Und wäre ich nicht eigentlich so strunzfaul momentan, würde ich viel schneller viel weiter kommen als jetzt.

Andere Dinge, die nicht so wichtig sind oder auf die ich einfach keine Lust habe, mache ich nicht oder ich lagere sie aus. Heute Morgen habe ich zum Beispiel beschlossen, die Formatierung von „Bruderkrieg“, dem Abschluss meiner Werwolf-Trilogie, abzugeben. Das kostet mich Geld, das dann erst einmal weg ist, aber dafür wird mir eine Aufgabe abgenommen, die ich wirklich und absolut nicht leiden kann und mein Buch hat die Chance, endlich als Print zu erscheinen, weil ich es sonst noch Monate vor mir hergeschoben hätte. Ich denke, ehrlich zu sich selbst zu sein und zu prüfen, was man auslagern kann, ist ein erster guter Schritt.

Und wer kein Geld hat, um Dienstleister zu bezahlen, kann sich in seinem Freundeskreis umhören. Vielleicht gibt es jemanden, der total gern macht, was man selbst nicht mag und von dem man im Gegenzug andere Aufgaben übernehmen kann. Vorsicht allerdings bei Lektorat, Korrektorat und Coverdesign: Hier finde ich es extrem wichtig, mit professionellen Dienstleistern zu arbeiten.


Wie wichtig ist es, deiner Meinung nach, sich mit anderen Autoren zu vernetzen? Hast du vielleicht ein paar Tipps für unsere Leser?

Es kommt immer auf die Ziele an. Wer nur für sich in seinem Kämmerchen schreiben und nie etwas veröffentlichen will, muss sich nicht zwingend vernetzen. Die Autoren, die ich kennengelernt habe – und das sind mittlerweile schon einige –, sind aber durch die Bank weg ganz anders. Buchmenschen sind eigentlich eine ziemlich gesellige Gattung. Klar gibt es auch Autoren, für die es schwierig ist, sich auf großen Veranstaltungen unter viele Menschen zu begeben. Aber auch von ihnen sind zumindest im Internet viele munter dabei.

Meiner Erfahrung nach kannst du nur gewinnen, wenn du dir ein ordentliches Netzwerk aufbaust. Mein Netzwerk hat mir einen kleinen Laudatio-Gig auf der Leipziger Buchmesse, den Twitter-Posten beim „Selfpublisher“ und meine jetzige Kooperation mit „mainwunder“ gebracht. Natürlich habe ich auch selbst viel dafür getan, aber Kontakte zu haben, öffnet dir auch gewisse Türen sehr viel leichter.

Darüber hinaus habe ich wahnsinnig tolle Menschen und gute Freunde getroffen, sehr viel gelernt und konnte in vieles reinschnuppern, was mir sonst vielleicht verschlossen geblieben wäre. Ich bin als Mensch und als Autorin gewachsen, mit jedem Menschen, den ich durch das Netzwerken kennengelernt habe.

Du weißt nie, welche Möglichkeiten sich ergeben können, wenn du mit anderen Menschen der Branche in Kontakt kommst.


Meine Tipps zum Netzwerken:

  • Twitter. Twitter ist eher ungeeignet, dein Buch zu bewerben, aber es ist DIE Plattform, um andere Autoren kennenzulernen und dich mit ihnen zu connecten.
  • „AuthorWing“. Bei uns findest du ein funktionierendes Netzwerk aus freundlichen Autoren, die sich gegenseitig unterstützen. Das ist ein guter Anfangspunkt, auch bzw. erst recht, wenn du noch gar keine Kontakte hast.
  • Das Schreibnachtforum. Die Community von Jennifer Jäger ist auch riesig. Bei den Schreibnachtaktionen auf Twitter kannst du unglaublich viele andere Autoren finden, mit denen du dich ganz locker austauschen und so entspannt erste Kontakte knüpfen kannst.
  • Messen / LitCamps. Wenn du Autoren treffen willst, geh dahin, wo Autoren sind!
  • Sei freundlich, hilfsbereit und neugierig! Autoren lieben es, über ihre Projekte zu reden. Wenn du nicht weißt, wie du ein Gespräch beginnen sollst, frage nach dem Genre und worüber sie gerade schreiben. Danach läuft`s. ;D. Sei an deinem Gegenüber ehrlich interessiert und unterstütze ihn mit eigenen Ideen, falls er an einem Punkt hängen oder Hilfe brauchen sollte.
  • Bringe Leute zusammen. Wenn du jemanden kennst, der Bücher lektoriert und jemanden triffst, der einen Lektor sucht, bringe die beiden zusammen! Funktioniert die Zusammenarbeit, bist du immer der/diejenige, die die beiden zusammengebracht hat und in ihren Storys immer wieder auftaucht. Außerdem tust du etwas sehr Freundliches und Nützliches für beide Parteien.
  • Suche nach Schreibgruppen in deiner Umgebung oder gründe selbst eine. Auch ein Autorentreffen ohne schreiben lohnt sich. Die „Berliner Federschwinger“ treffen sich zum Beispiel hin und wieder auf einen Cocktail. Das Ergebnis kannst du meist auf Twitter nachlesen, zumindest, wenn ich dabei bin. *g*

Danke, dass du mich zu diesem Interview eingeladen hast, Tinka! 😊
Sehr gerne, es hat Spaß gemacht und ich habe einiges daraus mitnehmen können. Danke für deine Antworten, Ally!

 



*Diese Community besteht aus Wings (erfahreneren, veröffentlichten Autoren), die Welpen/Schützlingen (unveröffentlichte Autoren) dabei helfen, ihr erstes Buch zu veröffentlichen.
**Bottleneck = Flaschenhals (Engpass) 


 Links:

----------------
Zum Weiterlesen:

„Für mich ist das Ziel vor Augen das Wichtigste“ – Interview mit Sissi Kandziora

Crowdfunding für Autoren

Ein Interview mit Tanja Hanika über gruselige Literatur







Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht. Auf Instagram nimmt sie uns als @tinkabeere mit durch ihren Alltag als Autorin.








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wie hat dir dieser Artikel gefallen?