Samstag, 10. März 2018

Zeitsparend gegen eBook-Piraten kämpfen

Ob eBook-Piraterie [1] den Autor*innen wirklich schadet oder „es doch am Ende Werbung ist“ und wie viele der Pirat*innen das Buch auch wirklich lesen und/oder jemals gekauft hätten und somit als potentielle Käufer*innen ausgefallen sind, da sie es ja „gratis“ bekommen haben, ist nicht das Thema des Artikels. Das ist ein Wespennest, in das ich nicht stechen möchte. Die Meinungen dazu gehen von „das kostet mich Einnahmen im fünfstelligen Bereich“ und Autor*innen wie Maggie Stiefvater, deren Reihen darum teilweise nicht mehr als eBook erscheinen bis hin zu Autor*innen wie Cory Doktorow, Aktivist bei der Open Rights Group , oder Paulo Coelho, die ihre Bücher selbst hochladen.




Gründe, gegen Piraterie anzugehen oder es nicht zu tun, gibt es viele. Meiner war folgender: Ich veröffentlichte mit 18 im Selfpublishing über BoD ein Buch, das rückwirkend nur als Ergebnis jugendlicher Eitelkeit bezeichnet werden kann. Damals lag die Laufzeit bei fünf Jahren, nach denen ich das Buch dann recht verschämt vom Markt genommen habe, um zu neuen Ufern aufzubrechen.

Wichtig: Das Buch existiert(e) ausschließlich als Print, eine autorisierte elektronische Version hat es nie gegeben.

Als Autor*in sollte man gelegentlich schauen, was so in den Suchmaschinen auftaucht, wenn man den eigenen Namen eingibt. Das habe ich getan – nach 2014 wohlgemerkt, als ich meine ersten Anthologieveröffentlichungen hatte – und war ernüchtert.

Die Piratenseiten füllten die ersten drei Seiten bei Google

Mit nicht autorisierten eBooks meiner kleinen Jugendsünde, die es nie als eBook gegeben hat, wohlgemerkt.

Mir entstand hier kein finanzieller Schaden – wer das bilinguale Gequatsche, das eine Achtzehnjährige als ihr Lebenswerk bezeichnet, illegal runterladen möchte, nun, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Wer dabei auch noch riskiert, in eine teure Abofalle zu tappen oder sich einen Virus herunterzuladen … nun, auch der Schaden liegt nicht bei mir. (Ja, ich bin so zynisch. Wenn ihr den Schwachsinn lesen wollt, kauft halt das eine Exemplar, das Amazon noch hat oder fragt mich.)

Der Schaden, der mir entstand, war immaterieller Natur. Wer auch immer nach mir suchte, fand sich erst mal vor einer Wand aus Piraterieseiten und jetzt mal ehrlich – kaum jemand klickt bei Googlesuchergebnissen auf Seite 2. Zumindest wenn man meinen Vor- und Nachnamen eingab. Von folgenden Seiten fange ich gar nicht erst an. Meine eigenen Inhalte erstickten also hinter einer Wand aus geklauten Büchern.
(Möglich, dass es bei Suchmaschinen wie Bing anders aussieht – aber da Google der Platzhirsch ist und ich kaum eine Person kenne, die wirklich freiwillig Bing benutzt, wenn sie es vermeiden kann ...)

Auch „Zarin Saltan“ ist inzwischen auf der einen oder anderen Seite gelandet, aber ich bekam sie recht flott dort wieder weg und die eine Seite, an die ich nicht herankomme, fristet ein Nischendasein auf Seite 6 der Suchergebnisse. Die ignoriere ich jetzt einfach mal.

 

Eine – fast automatisierte – Anleitung, um dagegen anzugehen

Viele Autor*innen sagen, dass sie das Problem kennen, es ihnen aber zu mühsam ist, regelmäßig das Web auf Raubkopien zu durchkämmen. Dabei ist das gar nicht notwendig. Es gibt eine sehr einfache Möglichkeit, sofort benachrichtigt zu werden, falls es ein neues Suchergebnis für das eigene Buch gibt: Google Alerts.

Einen solchen Alert einzurichten, ist denkbar einfach. Dafür müsst ihr nicht einmal bei Google registriert sein.

Ruft diese Webadresse auf: https://www.google.at/alerts#

Ohne Anmeldung sieht die Seite ungefähr so aus, je nach eurer Bildschirmbreite:




Ihr gebt ein, bei welchen Stichpunkten ihr benachrichtigt werden wollt. Ich habe als Beispiel „Titel meines Buches“ eingegeben. Ihr gebt selbstverständlich euren eigenen Buchtitel ein. Dann konfiguriert ihr, wie oft ihr Nachrichten erhalten wollt. Wichtig: Bei „Anzahl“ solltet ihr auf alle Fälle auf „Alle Ergebnisse“ umstellen. Nun müsst ihr nur noch eine Mailadresse eingeben. Das sieht am Ende so aus:



Ihr erhaltet eine Bestätigungsmail – und von nun an regelmäßige Updates, die ihr jederzeit abbestellen könnt.

Wenn ihr bei Google angemeldet seid, könnt ihr eure Alerts spielend leicht verwalten:



Das sind beispielsweise meine.

 

Nun hat man die Mail erhalten, dass ein Buch als Download herumschwirrt – was nun?

Auch dafür habe ich inzwischen eine Routine, sodass es nur wenige Klicks benötigt, um dagegen Einspruch zu erheben. Um ein Buch nämlich aus einem solchen Shop zu nehmen, schreibt man eine DMCA Takedown Notice. Man möge sich fragen, wieso ein US-Gesetz deutschsprachigen Selfpublisher*innen helfen soll – in der Regel werden die Seiten im Ausland gehostet und bieten – sofern ein Impressum und ein Kontaktformular vorhanden sind – selbst an, dass sie nach diesem Gesetz gemeldete Inhalte wieder entfernen.

Meistens reicht es dazu, über ein Kontaktformular einfach das hier zu verschicken:



Hallo,

 

Bitte entfernen Sie mein Buch "[Titel]" umgehend von Ihrer Seite.

Die betroffene URL: [URL mit eurem Buch auf der Piratenseite]

Von meiner Seite wurde in dieses Buch viel Zeit und auch einiges an Geld hineingesteckt und ich möchte es für [Preis]€ verkaufen, nicht hier verschenkt sehen.

Da ich das Buch im Selbstverlag herausgebracht habe und genau weiß, welche Shops ich zu welchem Preis mit der Auslieferung beauftragt habe, weiß ich auch, dass Ihre Plattform nicht autorisiert wurde. Daher verlange ich, dass Sie mein Buch schnellstmöglichst von Ihrer Plattform entfernen.

Das Original befindet sich dort: [Link zu Amazon]



Danke im Voraus

Viele Grüße,

[Name]


Wichtig: Es ist in der Regel ungefährlich, die URL aufzurufen, unter der eine solche Webseite das eigene Buch zur Verfügung steht. Was ich jedoch nie tue, ist, nachzuprüfen, was passiert, wenn ich dann tatsächlich auf „Download“ klicke. Es ist mir egal, ob da tatsächlich mein Buch zum Download angeboten wird, oder es sich um eine Lockvogeltaktik handelt, um unter Vortäuschung falscher Tatsachen unbedarften User*innen ein teures Abo oder einen Virus aufzudrücken. Und ich riskiere nicht, mir selbst etwas auf meinem Rechner einzufangen. Mir ist es wichtiger, dass die Seite nicht mehr von der wichtigsten Suchmaschine gefunden werden kann.

Sofern es sich um eine englischsprachige Plattform handelt (das ist die Regel), kann ein so einfacher Text mit Deepl ins Englische übersetzt werden.

Dieser kurze Text enthält im Grunde genommen alle Elemente einer DMCA Takedown Notice:

  • Benennung des gestohlenen Inhalts mit Link
  • Versicherung, dass man selbst Urheber*in ist
  • Versicherung, dass weder man selbst noch ein*e Vertreterin (bei Verlagsbüchern muss der Text gegebenenfalls angepasst werden) das Buch bei dieser Seite eingestellt hat
  • Link zum Original

In 90% der Fälle reicht das und man erhält innerhalb kürzester Zeit die Bestätigung, dass der gemeldete Inhalt nicht mehr auf der Piratenseite zu finden ist. Das prüfe ich immer kurz nach, bisher hat es immer gestimmt.

Manchmal stellt sich heraus, dass der Inhalt gar nicht auf der Seite selbst liegt, sondern angeblich über einen Hoster läuft, der dann aber auf Anfragen hin glaubhaft versichert, dass eine solche Datei nicht auf ihren Servern liegt. Dann ist die Datei ohnehin nur für Computercracks erreichbar. Das kann man entweder ignorieren oder im Falle eines über einen impressumlosen Wordpressblog geteilten Links Wordpress selbst anschreiben, damit die den Blog runternehmen. Das ist etwas komplizierter und nicht mehr automatisiert möglich, aber grundsätzlich machbar.

Manchmal erhält man einen „Mailer Daemon“ – die im Impressum angegebene Adresse existiert nicht oder das Kontaktformular ist kaputt.

Dann hilft es aber immerhin, diese Seite aufzurufen und einen Antrag auf die Löschung des Links aus der Suche zu stellen. Selbst wenn der Inhalt selbst – von dem gerade bei meinem „Print only“ ohnehin zu bezweifelt ist, dass da wirklich das eigene Buch drinsteckt – nicht gelöscht wird, wird immerhin der Suchmaschinenlink entfernt. Und damit ist es praktisch gesehen ebenfalls weg vom Fenster. Die Suchmasken bei den Piratenseiten sind meistens eine Katastrophe (selbst getestet, um zu schauen, ob da noch mehr von mir herumschwirrt und festgestellt, dass man alles Mögliche angezeigt bekommt. Nur nicht, wonach man gesucht hat), besonders bei denen, die aus Timbuktu (sinnbildlich) verwaltet werden.

 

Ein kleines Fazit


Ja, man kann die Hände in den Schoß legen und sagen, dass kein Schaden entstanden ist. Man kann auch Paulo Coelhos Methoden nachmachen (wird aber vermutlich eher unbekannten Selfpublisher*innen nicht helfen). Oder man kann teure Dienstleister für Pirateriebekämpfung damit beauftragen, den Job für einen zu erledigen.

Ich fahre seit 2014 mit meiner Methode eigentlich recht gut und hoffe, dass sie euch weiterhilft :).


[1] Mir ist bewusst, dass im Duden E-Book steht und ich somit eine Schreibweise gewählt habe, die streng genommen falsch ist und einigen derzeit gültigen Regeln widerspricht. Ich habe mich dennoch bewusst und im Wissen um die Regeln für diese Schreibweise entschieden. Rechtschreibung und Grammatik sind permanent im Wandel und auch wenn der Duden in Teilen eine preskreptive (vorschreibende) Funktion hat, bildet er vorrangig die derzeitige Sprache ab (deskriptive Funktion). Ich habe daher hier bewusst die Regeln gebrochen und eine Schreibweise gewählt, die ich als zukunftsweisender empfinde.

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Zum Weiterlesen:



Chara-Dichterin, Neologistin, Polyglotin... und ein Fan kurioser Worte. Sie bloggt über das Autorendasein, Bücher und den Weltenbau.


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