Mittwoch, 26. April 2017

Writing Excuses – Master Class #02: I Have an Idea; What Do I Do Now?

Willkommen zurück beim Schreibkurs der etwas anderen Art. Wenn ihr die Hausaufgabe von unsrer letzten Master Class erledigt habt, dann sollten in eurem Notizblock oder auf eurem Bildschirm fünf unterschiedliche Geschichten, die aus unterschiedlichen Inspirationen entstanden sind, zu finden sein. 


Im heutigen Artikel geht es nun darum, weiter mit diesen Ideen zu arbeiten. Am Ende werdet ihr eine wählen und zu einer Geschichte auszugestalten. Doch nicht nur das! Das Writing-Excuses-Team zeigt euch, wie ihr noch tiefer in die Ideenfindung eintauchen könnt. Welche anderen Gedanken können mit der favorisierten Idee kombiniert werden? Behaltet die Frage im Hinterkopf und ihr werdet zu erstaunlichen Ergebnissen kommen.

Der Podcast veranstaltet in dieser Folge eine Brainstorming Session. Je nachdem, wie ihr gerne vorgeht, eignet sich eine solche Methode sehr gut um einfach mal 'herumzuspinnen'. Was würde als nächstes passieren, wie würde es die den Charakter beeinflussen? Schreibt jeden Einfall, den ihr habt, auf. Was könnt ihr davon ableiten? Verfolgt fantastische Ideen, die euch begeistern.

Wenn Autor Brandon einen solchen Einfall hat, nimmt er sein Notizbuch voller vieler Ideen zu Hilfe. Jene Ideen sind zwar gut, eignen sich aber oft nur bedingt für eine eigene Story. Er sucht sich eine davon aus, die sich mit dem eigentlichen großartigen Geistesblitz kombinieren lässt und dadurch etwas Neues und Interessantes hervorbringt. Tut, was immer euch hilft, Ideen für eine Geschichte zu sammeln: Tabellen, Skizzen, Brainstorming, Schautafeln, Recherchen etc.


Folgende Stichworte könnten euch eine Hilfe sein: was wäre wenn, wie und warum.

Eigentlich unsere bekannten W-Fragen. Was wäre wenn … diese magischen drei Worte könnten euch in jeder Situation helfen voranzukommen oder Ideen auszubauen. Howard lässt sich z.B. von Comicbüchern inspirieren. Er stellt sich die Frage: „Was wäre, wenn ich diese Superkräfte hätte? Was würde ich damit tun?“ Was könnte noch schlimmer und dramatischer sein, als bereits in dem Comicbuch beschrieben? Auch daraus können neue Denkrichtungen entstehen.
Dabei solltet ihr immer darauf achten, dass eure generierten Probleme, die ihr für eure Story erfindet, nicht zu plump sind. Dies würde die Geschichte platt erscheinen lassen. Wichtig ist, tiefer in die erste Idee einzutauchen. Sie ist meistens zu offensichtlich. Schaut nach einem Problem. Ihr müsst jetzt noch keine Lösung dafür haben. Auch Ideen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen würden, können gut miteinander funktionieren und etwas völlig neues erschaffen – auch wenn es euch zu absurd vorkommt.

Erinnert ihr euch an die Idee mit dem Assassine im letzten Artikel?

Was wäre, wenn die Person, anstatt ein Assassine ein Hutmacher wird. Ein Hutmacher-Assassine hört sich erst einmal albern und unglaubwürdig an. Aber unsere Podcastcrew denkt weiter. Der Assassine könnte mit Hutstecknadeln oder vergifteten Hüten töten. Daraus ergeben sich Fragen, für die eine Antwort her muss: Wie stellt der Assassine das an? Wie bekommt er die vergifteten Hüte zu den Opfern? Was tut er, um nicht erwischt zu werden? Oder was hat ihn zum Leben eines Assassine getrieben? Ihr seht also: Aus einer bestimmten Idee oder einem Geistesblitz ergeben sich immer weitere Fragen, die eure Gedanken zu einer Geschichte formen.

Nun habe ich euch noch ein paar Fragen aufgelistet, die ihr euch stellen könnt, um eine Grundidee auszuformen:

  • Welche Probleme kann eure Idee hervorrufen?
  • Wer wird dadurch verletzt werden?
  • Welche schmerzhaften Entscheidungen kann die Idee kreieren?
  • Wie beeinflusst es die Extreme einer Gesellschaft?
  • Was ist der Schwarzmarkt (im Sinne Schattenseite einer Gesellschaft)? Wie kann dieser missbraucht werden?
  • Wo ist der Konflikt?
  • Wie macht er das Leben der Menschen härter? Wie passen sich die Leute an?
  • Welche speziellen Charaktere sind beteiligt? Was können sie dagegen tun?
  • Wer befindet sich im Kernpunkt des Problems, bzw. wer ist Mittelpunkt des Konfliktes?
Am besten beginnt ihr mit einem Charakter, den ihr in den Mittelpunkt eures Geschehens setzt bzw. einen Charakter der die Auseinandersetzungen beobachtet.

Schreibaufgabe:

Für die heutige Aufgabe braucht ihr eure fünf entwickelten Ideen aus dem letzten Artikel. Habt ihr das nicht, dann nehmt euer Ideenbuch (oder was immer ihr habt) und wählt dort fünf Ideen aus.
- Zwei davon sollen in einer Story kombiniert werden.
- Nimm eine weitere Idee und ändere das Genre. Dies kann euch einen ganz neuen Blick auf eure Geschichte geben.
- Ändert in einer weiteren Idee einfach das Alter und das Geschlecht der Charaktere und sieh was dann mit den Charakteren und der Story passiert.

- Wählt eine Idee, in der eine Entscheidung getroffen wird. Nehmt nun einen Charakter, der die entgegengesetzte Entscheidung trifft und schaut, wo diese andere Entscheidung euch und eure Story hinführt.


Ich werde mich nun selbst der Bearbeitung der Aufgaben zuwenden. Als erstes stelle ich euch kurz meine fünf Ideen aus dem letzten Artikel vor und ergänze sie mit den neuen Ideen.

 

1. Ein vom Leben gebeutelter Nachfahre eines alten Adelsgeschlechtes will nach einem Schicksalsschlag herausfinden, wer er ist. Er sucht die alten Adelssitze auf, will sie restaurieren und wieder aufbauen, um seine Familiengeschichte zu erhalten. Doch Großkonzerne und die Baupolitik hält gar nichts davon.
Was wäre, wenn es sich in dieser Geschichte nicht um einen unzufriedener älterer Mann handeln würde, sondern um ein Kind, ein Waisenmädchen, gerade volljährig, die an ihrem 18.Geburtstag einen Brief vom Notar erhält und alte Gutsgebäude und Ländereien erbt? Daraus ergeben sich ganz andere Probleme, als für einen Mann mit gewisser Lebenserfahrung. Was macht die junge Dame mit ihrem Erbe? Wie geht sie mit Neidern um? Was hat sie in ihrem Leben im Waisenhaus gelernt? Aber mit ihrer Volljährigkeit erbt sie nicht nur Güter und Geld, sondern auch einen sonderbaren Hund, den sie aus dem Tierheim holen soll. Dieser spricht zu ihr und eröffnet ihr wirkliches Erbe. Da sie erst einmal alles besser findet, als sich als Waise selbst ein Leben aufzubauen, lässt sie sich darauf ein. Mit ihm gemeinsam taucht sie immer weiter in die Geheimnisse der Familie ein. Die Weisen der alten Adelsfamilie hatten eine tiefe Verbindung zur Erde. Sie sagten schon vor hunderten von Jahren eine Gesellschaft voraus, die sich selbst ins Verderben stürzen könne. Um dies zu verhindern wird eine große Versammlung abgehalten. Die auserwählten Menschen, Flora und Fauna entwickeln einen Plan, wie sie den Menschen ihr eigenes Spiegelbild vor Augen halten können.


2. Wir befinden uns zur Zeit Kaiser Rudolfs in Prag. Versteckt im goldenen Gässchen im Prag des Spätmittelalters suchen viele Alchemisten nach der Formel um unedle Metalle in Gold oder Silber zu verwandeln. Doch eine kleine Gruppe, angeheuert vom Kaiser, forscht nach etwas weitaus größerem. Sie suchen nach der Formel, welche die Welt zusammenhält. Der Stein der Erde würde jedem, der ihn besitzt die Macht geben, Leben zu erschaffen und zu zerstören. Doch so einfach lässt sich nicht nach der Formel forschen, wenn Kriege und Neider einem ins Handwerk pfuschen wollen.
Hier bietet es sich an das Genre zu ändern: Ursprünglich hatte ich einen Mix aus Historischem Roman und Science-Fiction im Sinn. Ich kann nun, um noch mehr Spielraum zu bekommen, Science-Fiction zu Fantasy ändern und der ganzen Geschichte einen gewissen Horror geben. Natürlich wird es durch die Thematik immer noch einen geschichtlichen Touch haben, aber es geht dann nicht mehr um historische Korrektheit, sondern um das Schaffen einer düsteren Atmosphäre. Die Alchimisten könnten bei ihrem Bestreben, eine Formel für den Erdenstein zu materialisieren, eine unsichtbare Kraft/Wesen erschaffen, das eigentlich das Gegenteil verursacht. Die Welt beginnt auseinanderzubrechen. Gesellschaftlich genauso wie physikalisch.


3. Die Erde ist ein fast toter Stein im Weltall. Kriege, Machthunger und Umweltkatastrophen haben die Bevölkerung auf der Erde beinahe ausgelöscht, ganze Zivilisationen und Städte vernichtet. Die Menschen stehen vor dem Nichts. Geld ist kaum etwas wert, Kaufhallen und Marktbörsen gibt es nicht mehr. Sie leben in notdürftig zusammengezimmerten Behausungen. Sie müssen lernen sich von dem zu ernähren, was die Natur hergibt. Doch selbst in einer solchen Notlage haben es tatsächlich Menschen geschafft, sich einen den Umständen entsprechenden Reichtum anzuhäufen und andere Menschen zu kontrollieren. Aber sie haben nicht mit der Macht des Pöbels gerechnet! (überzeugt mich nicht. Lasse ich erst mal weg)

 

4. Das Seelentier zweier Männer ist ein Hund. Er hat sie sich erwählt, um sie auf die große Konferenz vorzubereiten. In aller Welt werden Menschen gesucht, die sich nicht der schnellen Zeit hingegeben haben … Jene Menschen kennen die alten Werte noch und achten Flora und Fauna. Auf dieser Konferenz kommen Menschen, Tiere und Pflanzen zusammen und beraten gemeinsam, was sie mit der momentanen Welt machen sollen. (Kombiniert mit Idee 1)
 

5. Die ganze Welt schläft. Die Zeit ist angehalten. Nur die Protagonistin nicht. Sie erbt ein Haus und findet dort eine Truhe. Darin liegen ein Tagebuch und vier Gegenstände. Sie gehören den Kindern der Erde. Unsere Protagonistin ist die Wächterin der Anderswelt, die Beschützerin des verborgenen Volkes. Und sie muss sie suchen. Die Kinder der Erde schlummern in Reinkarnationen. Erst die Gegenstände wecken die Erinnerungen.
Was wäre, wenn die Protagonistin eine andere Entscheidung trifft? Was wäre, wenn der Protagonistin egal ist, was in dem Brief steht, den ihr der Postbote bringt? Als etwas egoistische Person belustigt sie die Situation und sie macht sich erst einmal auf und erkundet die stillgelegte Welt. Doch wie würde man sich fühlen, wenn man alleine in einer Stadt steht, wo sich nichts bewegt, kein Geräusch mehr zu hören ist, außer einigen Bildern und Filme die vom Band kommen? Irgendwann wird es wohl jeden in den Wahnsinn treiben.


Nachdem ich mich nun intensiver mit meinen Themen beschäftigt habe, konnte ich für mich herausfinden, welche Ideen für mich funktionieren und welche eher nicht. Ich werde auf jeden Fall im Rahmen dieser Writing Excuses die Geschichte um die Alchimisten weiter verfolgen. Zu dieser Geschichte schwirren mir schon Bilder im Kopf herum. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen.
In der nächsten Folge von Writing Excuses geht es um Lovecraftian Horror. Es hat zwar nichts mehr mit dem Ideenfindungsprozess zu tun und ist eher eine Themenfolge, jedoch glaube ich, dass sie mich und einige andere inspirieren könnte. Da es thematisch zu dem Alchimisten-Horror passt, werde ich die nächste Folge nutzen, um meine Geschichte um die Alchimisten auszuarbeiten. Und wer weiß: Vielleicht finden wir einige gute Hinweise, wie man Horror vor dem Unbekannten entwickeln kann.

Viel Spaß beim Schreiben!
Eure Anki

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Zum Weiterlesen:



Fasziniert von der Welt, mit zu vielen Hobbys im Gepäck, versucht Anki ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen. Mit Worten, aber auch mit Foto und Design greift sie auch anderen gerne unter die Arme. Willkommen beim Zeitfänger!



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