Willkommen zu der Writing Excuses Master Class. Dieses Projekt entstand aus dem Wunsch der Hörer heraus, einen Schreibkurs zu besuchen. So ist die 10. Staffel wie einen Schreibkurs aufgebaut. Es gibt einen Theorieteil und dazu passende Aufgaben – Hausaufgaben, so zu sagen. Es ist weniger ein Einmaleins des Schreibens, wie man es aus Anfängerkursen kennt, es ist eher eine Hilfestellung für ein aktuelles Projekt, woran ihr arbeitet. Es geht darum, das Handwerk zu verbessern und auszuarbeiten.
In dieser Episode geht es darum, woher ihr eure Ideen bekommt. Die nächste wird darauf aufbauen und wir beschäftigen uns damit, was wir mit den Ideen bzw. einer speziellen Idee machen. Ein wichtiger Punkt: Was ist überhaupt eine gute Idee? Es ist einfach, viele unterschiedliche, brillant erscheinende Ideen zu haben. Das Schwierige ist, und das ist oft mein Problem, sie dann zu einer Story zu entwickeln. Liest man ein Buch, schaut man die Nachrichten oder einen Film, kommen automatisch eine Menge Ideen. „Was wäre, wenn …“ oder „Wäre es nicht cool, wenn in der Zukunft dies und das geschähe?“, sind nur einige Gedanken, die uns dabei durch den Kopf huschen können. Oder wenn wir unseren Lieblingsfilm schauen, sei es Harry Potter oder Herr der Ringe, denken wir oft genug, wie toll es doch wäre, wenn wir auch so was erschaffen könnten. Wir können das schaffen. Wir sind Autoren und wir haben eine Unmengen Phantasie.
Der Autor Brandon fände eine Kombination aus Western und Sherlock Holmes cool. Jedoch liebt er u.a. auch Geschichten über Raub und Überfälle. Warum das nicht in ein Fantasy-Setting packen? Alles scheint auf dem ersten Blick möglich. Meist ist es recht einfach, eine Idee für eine Story zu 'outlinen', doch besteht die Schwierigkeit – ja die Kunst – darin, diese zu füllen.
Doch wie unterscheiden wir die wirklich guten von den eher schwachen Ideen? Das Podcast-Team spricht von der 'attractive depth'. Ihr müsst euch das wie folgt vorstellen: Ihr habt zum Beispiel eine Idee, die eine neue Technologie beinhaltet. Ihr fragt eure Freunde, Familie etc. was sie davon halten. Wenn sie dann anfangen zu spinnen und eigene Ideen zu entwickeln 'Und wie wäre es damit?', dann hat die Idee genug Tiefe, um ausführlicher damit arbeiten zu können. Natürlich gehört die eigene Begeisterung auch immer noch mit zu den wichtigsten Punkten. Natürlich sollten wir von unserer Idee vollkommen überzeugt sein. Aber all das hilft nichts, wenn die Idee keinen Raum für einen Konflikt oder eine umfangreiche Geschichte bietet.
Wie kommen wir aber nun zu diesen wunderbaren Ideen?
Unsere Podcast-Autoren raten mit den Ideen in die Tiefe zu gehen „One of the things that I like to talk about is going two or three ideas deep.“* Die erste Idee, die wir haben, kommt aus unserm Umfeld, womit wir uns umgeben oder welche Themen uns im Augenblick umschwirren. Das Problem hierbei: Nicht nur wir werden die Idee haben. Meist ist es etwas, was viele andere Leute auch sehen. Also müssen wir noch etwas tiefer gehen, die Grundidee nehmen und versuchen, sie außergewöhnlich zu machen. Mary gibt ein Beispiel: Sie denkt da an ein Basketball-Team, das anstatt mit Bällen mit Orangen spielt. Aber die Idee verfolgt Dan bereits, also braucht sie eine andere Idee. Sie pickt sich die Orangen als Thema heraus und versucht diese in eine andere Idee zu setzen. Ihre Idee wäre ein Assassine, der Leute mit Orangen tötet. Aber eigentlich ist der Assassine cooler, also sucht Mary nach einer Idee zu einem Assassinen. Brandon spinnt die Idee weiter: Was wäre wenn der Assassine gewisse Gerätschaften als Stempel benutzt. Er tötet die Menschen dann mit dem Gerät, welches er ihnen aufgestempelt hat.
Ich hoffe euch ist jetzt klar geworden, was mit tieferen Ideen gemeint ist. Mein Problem ist oftmals, dass ich nur an der Oberfläche kratze. Dies erscheint mir also eine gute Übung zu sein, in die Tiefe zu denken.
Es ist auch möglich, sich der aktuellen Geschichte zu bedienen, zu schauen, was schief gehen könnte und es dann einfach passieren lassen. Wenn also ein Wissenschaftler eine besondere Technologie oder Chemikalie erfunden hat, überlegt, was eurer Meinung nach damit passieren könnte. Ihr werdet erstaunt sein, was für Szenarien eure Phantasie malen kann.
Oder wenn ihr eine Idee habt und sie für wahnsinnig cool haltet, der aber noch das gewisse Etwas fehlt. Dann kombiniert sie mit irgendwas, wovon ihr denkt, dass diese Kombination noch niemanden zuvor beachtet hat.
Schreibhausaufgabe/Hausaufgabe:
Schreibt fünf verschiedene Storyideen in maximal 150 Wörtern auf, als würdet ihr euch eine Notiz machen.
Die Ideen kommen von:
1. einem Interview oder Gespräch mit jemandem
2. einer Idee aus einer Recherchearbeit heraus
3. Lesen einer Zeitschrift oder eines Buches
4. einer Beobachtung heraus. Beobachtet eine Person auf der Straße: In welche Richtung geht sie? Wie sieht sie aus? Was könnte da für eine Story lauern?
5. den Medien (etwas, was ihr gesehen oder in einer Musik gehört habt)
Meine Hausaufgabe:
1. Gespräch mit Kommilitonen zu meiner Masterarbeit im Fach Denkmalpflege, Historische Substanz ohne Rettungsmöglichkeit. Ein altes Rittergut eines alten Adelsgeschlechtes in Sachsen-Anhalt. Europa ist ein Staat mit sehr starker kultureller Ausprägung. Viele Denkmale stehen leer – historische Substanz, deren Mauer eine Menge Geschichten bergen – und sie verfallen. Moderne Architektur nimmt Überhand.
Denk mal! Was wäre, wenn ein Nachfahre eines alten Adelsgeschlechts auf der Suche nach den alten Familiensitzen ist. Der Nachfahre ist reich und unglücklich in seinem eintönigen Leben. Er trägt zwar den großen Namen, aber was bringt es ihm wirklich? Er hat das Gefühl, dass diese moderne Welt ihn vergessen lässt, wer er eigentlich ist. Nach einem Schicksalsschlag beschließt er, auf Ahnenforschung zu gehen, um zu erfahren, wo seine Wurzeln liegen. Er sucht die alten Adelssitze auf, will sie restaurieren und wieder aufbauen, um die Geschichte seiner Ahnen wieder aufleben zu lassen. Wenn da nicht nur die Konzernhaie wären, die absichtlich denkmalgeschützte Gebäude verfallen lassen, um Bauland zu gewinnen.
2. Referatsrecherche zum Thema: niederländische Landschaftsmalerei des 16./17. Jahrhunderts: Maler Stevens war Hofmaler Kaiser Rudolfs II.
Kaiser Rudolf war ein großer Förderer von Kunst und Wissenschaft, begeisterte sich sehr für mystische Landschaftsgemälde und die geheimen Künste der Alchemie
Das goldene Gässchen in Prag des Spätmittelalter. Viele Alchemisten suchen nach der Formel, um unedle Metalle in Gold oder Silber zu verwandeln. Doch eine kleine Gruppe, angeheuert vom Kaiser forscht nach etwas weitaus größerem. Sie suchen nach der Formel, welche die Welt zusammenhält. Der Stein der Weisen kann doch noch nicht alles sein? Es muss doch möglich sein, eine weitere kleine Erde in einem simplen Stein zu erschaffen. Der Stein der Erde würde jedem, der ihn besitzt die Macht geben, Leben zu erschaffen und zu zerstören. Doch so einfach lässt sich nicht nach der Formel forschen, wenn Kriege und Neider einem ins Handwerk pfuschen wollen. Viele Gegner weigern sich, die kaiserlichen Forschungen zu unterstützen, aus Angst dieser könne den Stein allein für seine Machtspiele missbrauchen. Doch ist es überhaupt möglich, alle Kräfte der Erde in einem Stein zu bündeln?
3. Der Selbstversorgergarten – wie ich von meinem Garten lebe
Die Erde ist ein fast toter Stein im Weltall. Kriege, Machthunger und Umweltkatastrophen haben die Bevölkerung auf der Erde beinahe ausgelöscht, ganze Zivilisationen und Städte vernichtet. Aufgrund die Misshandlung der Erde durch die Menschen hat die Natur einen Schlussstrich gezogen. Die Weltbevölkerung ist um die Hälfte reduziert, große Städte gleichen eher einem Schlachtfeld, als einem langwierig erschaffenen Lebensraum. Keiner hat damit gerechnet, dass etwas dauerhaft Geglaubtes mit einem Mal zerstört und beendet sein könnte. Die Menschen stehen vor dem Nichts. Geld ist kaum etwas wert, Kaufhallen und Marktbörsen gibt es nicht mehr. Sie leben in notdürftig zusammengezimmerten Behausungen. Sie müssen lernen sich von dem zu ernähren, was die Natur hergibt. Gekauft wird selten, nur gehandelt. Doch selbst in einer solchen Notlage haben es tatsächlich Menschen geschafft, sich einen den Umständen entsprechenden Reichtum anzuhäufen und andere Menschen zu kontrollieren. Aber sie haben nicht mit der Macht des Pöbels gerechnet!
4. Zwei Männer unterhielten sich auf Straße und hatten einen Hund dabei – ein wunderschönes Tier.
Der Hund ist das Seelentier der beiden. Ja, sie leben unter uns. Es ist so weit. Es ist egal welches Tier, aber sie erwählen sich immer je ein Menschenpaar und bereiten es vor. Aber worauf? Die große Konferenz steht bevor. In aller Welt werden Menschen gesucht, die sich nicht der schnellen Zeit hingegeben haben, jene Menschen kennen die alten Werte noch und achten Flora und Fauna. Diese Seelentiere sind unsichtbar, solange bis sie ihr Menschenpaar gefunden haben. Sie sollen sie zur Konferenz nach Neuseeland begleiten. Auf dieser Konferenz kommen Menschen, Tiere und Pflanzen zusammen und beraten gemeinsam, was sie mit der momentanen Welt machen sollen. Jede Partei ist unzufrieden, doch alle scheinen sich einig, dass die Menschheit droht, aus dem Ruder zu laufen. Das muss verhindert werden.
5. Oonagh Songs/Konzert
Letztens war ich auf einem Konzert von der bezaubernden Oonagh. Sie ist ja bekannt für ihre 'Elfenmusik' und auch ich war sehr verzaubert und inspiriert. Sie hatte viele Melodien, Töne und Phrasen drin, wo mir sofort ein großer Fantasy-Epos vor meinen Augen ablief.
Die ganze Welt schläft. Die Zeit ist angehalten. Es schaut so aus, als habe einfach jemand im Film auf Pause gedrückt. Nur die Protagonistin nicht. Sie ist ganz verstört, als der Briefbote vor ihrer Haustür einfriert. Sie erbt ein Haus und findet dort eine Truhe. Darin liegt ein Tagebuch und vier Gegenstände darin. Sie gehören den Kindern der Erde. Sie ist die Wächterin der Anderswelt, die Beschützerin des verborgenen Volkes. Und sie muss sie suchen. Die Kinder der Erde schlummern in Reinkarnationen. Erst die Gegenstände wecken die Erinnerungen. Doch warum müssen die Kinder der Erde wieder gerufen werden? Wer hat die Zeit angehalten und warum? Für die Protagonistin ist jedoch eines klar: sie muss es herausfinden, schließlich schläft sie ja nicht!
Das waren meine Ideen. Ich habe natürlich schon Favoriten. Zu Punkt 5 habe ich schon viel mehr Ideen und Informationen. Doch diese würden die maximale Wortzahl überschreiten. Bei Punkt 4 war ich selbst überrascht. Als ich überlegte, warum der Hund das Seelentier ist und was er mit den Menschen macht, kam mir der Film 'Die Konferenz der Tiere' in den Sinn. Und schon war die Idee da. Das Problem der Erde betrifft ja nicht nur die Tiere. Auch Idee 2 gefällt mir ganz gut, was aber natürlich sehr viel Recherchearbeit bedeuten würde. Aber das ist Zukunftsmusik. Ich lasse das erst einmal so stehen. Wie findet ihr die Ideen? Lasst es mich wissen, welche Story euch am meisten interessieren würde. Vielleicht wollt ihr auch ein eigenes neues Projekt starten, dann macht doch einfach bei dieser Master Class mit.
P.S. Ich bitte euch, meine Ideen nicht ohne mein Einverständnis zu verwenden. Vielen Dank.
* Writing Excuses Episode 10.1 Transkript
Writing Excuses Episode 10.1 Audio
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Zum Weiterlesen:
- Writing Excuses - Master Class # 00
- Keine Ahnung, wie es weitergeht?
- Die 5 Grundmotivationen – Was treibt deine Charaktere an?
Fasziniert von der Welt, mit zu vielen Hobbys im Gepäck, versucht Anki ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen. Mit Worten, aber auch mit Foto und Design greift sie auch anderen gerne unter die Arme. Willkommen beim Zeitfänger!
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