Samstag, 25. März 2017

Fortsetzungsreihen – häufige Fehler und was man dagegen tun kann



Fortsetzungsreihen – die einen lieben sie, die anderen stehen ihnen skeptisch gegenüber. Aber woran liegt das? Dieser Frage will ich heute nachgehen.


Wir alle kennen das. Wir lesen ein Buch, verlieben uns in das Setting, die Charaktere, den wundervollen Schreibstil und wollen, dass es niemals endet. Wir fiebern auf die Fortsetzung hin,nur um weiter schwelgen zu können. Und manchmal kommt dann die große Ernüchterung: Es ist nicht so, wie wir es uns erträumt haben. Und wir legen das Buch enttäuscht weg. Denn es gibt viel,das man bei einer Fortsetzung falsch machen kann.






Also wann ist eine Fortsetzung gut? Und wann sollte man lieber aufhören?


Besonders in Fantasy-Genre sind Fortsetzungsreihen sehr beliebt. Epische High Fantasy mit einer komplexen Handlung lässt sich nun einmal nicht in einem Band abhandeln. Aber auch Urban- und Young Adult Fantasy bestehen oft aus mehreren Bänden. Besonders Bücher mit jungen Protagonisten dienen zugleich dazu, den Leser das Heranwachsen des Protagonisten miterleben zulassen oder von ihm beim Erwachsenwerden begleitet zu werden. 
Im Krimi/Thriller-Genre bestehen Fortsetzungsreihen häufig aus einzelnen Bänden, in denen ein oder mehrere Ermittler einen konkreten Fall lösen. Eine Verknüpfung der Bände untereinander erfolgt dabei gerne durch Nebenplotlines der Figuren, in denen es um Themen geht, mit denen sie sich jenseits ihrer Arbeit herumschlagen. Auch bei Erotik erfreuen sich Fortsetzungsreihen unter Autoren einer gewissen Beliebtheit. Allerdings kann ich zu diesen nicht viel sagen. Die einzige, die ich je gelesen habe, war eine Aneinanderreihung einer langweiligen Sexszene an die nächste. Und diese waren einander so ähnlich, dass man die Bücher durchaus auf eines hätte zusammenkürzen können. 

Im Folgenden stelle ich ein paar typische Fallen vor, in die man beim Schreiben einer Fortsetzungsreihe tappen kann, und zeige euch ein paar Lösungsmöglichkeiten.

Der schwache zweite Teil


Findet sich vorzugsweise bei Trilogien, kann jedoch auch auf den vorletzten Band längerer Reihenübertragen werden. Während der erste eine farbenfrohe Einführung in die Geschichte und die Figuren darstellt, fehlt im zweiten oft das Erzähltempo und Handlung und Charaktere treten auf der Stelle. Band 3 ist dann wiederum grandios und im Nachhinein erscheint Band 2 manchmal doch nicht wie ein Lückenfüller, sondern wie eine Vorbereitung auf das große Finale. Allerdings muss der Leser bis zum Ende durchhalten, um dies zu erkennen. Also überlegt euch, wie ihr den zweiten Teil interessant gestalten könnt. Gerade bei einem temporeichen Einstieg ersten Teil bietet es sich an, in der Fortsetzung ein wenig Tempo herauszunehmen und sich auf die Entwicklung der Charaktere (und ggf. dem Worldbuilding) zu konzentrieren. Denn dieses ist wichtig für später. Aber wie bei allem kommt es dabei auf das richtige Maß an. Je spannender die Charakterentwicklung gestaltet ist, desto weniger wird sich der Leser an mangelnder Action stören. (Einmal abgesehen von jenen,die immer Action brauchen). Hierzu bietet es sich an, den Charakteren eigene kleine Storylines zugeben, die ihrerseits für Spannung sorgen. Damit schlagt ihr gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Diese Nebenstorylines können zugleich zu einem Zwischenfinale am Ende von Band 2 führen (wenn ihr eure Leser quälen wollt, beendet das Buch mit einem Cliffhanger). Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass euch diese „Einzelschicksale“ ein paar großartige Ideen für Band 3 liefern und darüber sogar einige Plotprobleme lösen.


Die ruinierte Reihe


Drastische Plottwists und Charaktertode sind wundervolle Stilmittel, um der Handlung eine neue Richtung zu geben, für Spannung zu sorgen, Charakterentwicklung zu betreiben und die Leser zu quälen. Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Es kann passieren, dass das Ergebnis für die Leser so inakzeptabel ist, dass sie nicht mehr weiterlesen wollen. Fragt euch daher, ob diese Maßnahme wirklich nötig ist oder ob es eine Alternative gibt, die für die Geschichte mehr Potential bietet und die Leser bei Laune hält. Spielt die Konsequenzen durch, die die verschiedenen Varianten für die Handlung hätten, und versucht euch, in die Lage der Leser zu versetzen. Kennt ihr Bücher, die für euch nicht mehr funktionieren würden, wenn eine bestimmte Figur stirbt oder die Handlung sich auf eine Weise verändert, die für euch die Magie dieses Buches zerstört? Versucht, das auf eure Situation zu übertragen. Eine ruinierte Story ist nicht nur für die Leser ärgerlich, sondern auch für den Autor, den es eben diese Leser kostet, Auch wirft man damit unter Umständen jede Menge Potential für eine Fortsetzung weg. Auf dieses Thema werde ich in einem anderen Artikel noch einmal genauer eingehen.

Höher, schneller weiter

Ein Phänomen, das mir bisher eher bei Filmen, insbesondere Actionfilmen aufgefallen ist, sich jedoch auf Bücher übertragen lässt. Der zweite Teil ist noch bombastischer, mit noch mehr Actionund noch mehr Special Effects als der erste. Und der dritte ist noch bombastischer, mit noch mehr Action und noch mehr Special Effects als der zweite undsoweiterundsofort. Dadurch, dass so viel in Action und optische Effekte investiert wird, bleiben zwei andere zentrale Bausteine einer guten Geschichte auf der Strecke: die Entwicklung der Charaktere und die Handlung. Irgendwann überlegt man sich, ob man dafür noch Geld in eine Kinokarte investieren will. Etwas Ähnliches konnte ich bei Serien beobachten, von denen mittlerweile schon die x-te Staffel draußen ist. Was bei Kinofilmen durch Action kompensiert wird, geschieht hier durch noch mehr undurchschaubare Intrigen, Charaktere, die andauernd die Seiten wechseln, bis der Zuschauer nicht mehr durchblickt,wer gerade mit wem verbündet ist. Gerne werden auch die Bösewichte immer kurioser. Und natürlich werden die Plottwists dabei immer absurder und die Charaktere immer unglaubwürdiger.
Solltet ihr merken, dass eure Romanreihe Gefahr läuft, eine solche Entwicklung zu nehmen, überlegt euch, ob ihr nicht lieber eine neue Reihe anfangt, bevor es eskaliert. Fragt euch, warum ihr überhaupt weiterschreiben wollt. Wenn es euch schwerfällt, euch von den Charakteren zu trennen, verschiebt das Schreiben der Fortsetzung, bis ihr wirklich gute Ideen habt, und schreibt in der Zwischenzeit etwas anderes. Dadurch erhaltet ihr geistigen Abstand, mit dem es leichter ist, wiederneue Ideen zu finden.

Die unendliche Reihe


Meist eher divergent, als konvergent. Je weiter eine Reihe gedeiht, desto größer ist die Gefahr, dass man weitere Handlungsfäden aufbaut und darüber weitere Verwicklungen schafft. Der Grad der Komplexität wird höher und höher und man braucht mehr und mehr Wörter, um dem wieder Herr zu werden. Oder auch weitere Handlungsfäden und Verwicklungen. Gerade bei epischer Fantasy/High Fantasy rennt man schnell in diese Falle. Denn schließlich soll die Welt möglichst komplex sein, die Charaktere spannend mit hellen und dunklen Seiten – und natürlich gehören Kriege und Intrigen ebenso dazu. 
Mit geschickt eingesetzten Plottwists kann man die zahlreichen Handlungsfäden auflösen, beenden oder zusammenführen. Storylines können auch mit dem Tod eines oder mehrerer Charaktere beendet werden, hier solltet ihr euch vorab jedoch über die Konsequenzen im Klaren sein. Achtet beim Entwirren und Verknüpfen der Handlungsfäden auf Logik und Nachvollziehbarkeit. Der Leser merkt, wenn die Auflösung an den Haaren herbeigezogen ist. Also auch bitte hier: keine absurden Plottwists.

Die „Was bisher geschah“-Infodump-Falle


Zwischen den Veröffentlichungsterminen der Bücher einer Reihe liegen häufig ein bis zwei Jahre. Genug Zeit, um den Leser vergessen zu lassen, worum es zuvor noch einmal ging. Manche Autoren erschlagen ihre Leser daher zu Beginn eines neuen Bandes mit einer Zusammenfassung aus Sicht der Charaktere. Das ist Infodumping und nimmt der Handlung ihr Tempo. Hier bewähren sich zwei Möglichkeiten: Streut man vorangegangene Ereignisse geschickt in die Handlung ein, je verteilter und je kürzer ihr dies haltet, desto besser. Leser, die erst später auf die Reihe stoßen und die Bücher hintereinander lesen, werden es euch danken. Dies funktioniert auch, wenn zwischen zwei Bänden ein Zeitsprung liegt und ihr die Geschehnisse der Zwischenzeit abhandeln wollt. Alternativ könnt ihr dem ersten Kapitel eine Zusammenfassung der bisherigen Handlung voranstellen. Damit gebt ihr den Lesern die Möglichkeit, es zu lesen, wenn sie eine Auffrischung brauchen, haltet die Geschichte selbst jedoch frei von Wiederholungen.

Die meisten Fallen lassen sich vermeiden, wenn ihr schon zu Beginn das Endziel grob vor Augen habt. Damit habt ihr ein Ziel, auf das ihr hinarbeiten könnt, egal wie lange es dauert. Es hält euch davon ab, immer höher, schneller und weiter zu wollen. Und es wirkt der Büchse der Pandora entgegen, die man unweigerlich öffnet, wenn man die Komplexität mehr und mehr erhöht, indem man weitere Handlungsstränge öffnen muss, um andere zu verknüpfen. 

Kennt ihr vom Lesen oder aus eigener Schreiberfahrung noch weitere Fehler, für die Fortsetzungsreihen anfällig sind, und wie würdet ihr diese beheben?

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Zum Weiterlesen:


Sonea schreibt Fanfictions auf Fanfiktion.de und bloggt übers Schreiben und ihre Projekte auf Tales From Kyralia.


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