Samstag, 13. Februar 2016
Geschichten träumen - Interview mit Dana Müller
Bevor wir anfangen, stell dich doch bitte kurz vor. Wer bist du und was schreibst du?
Mein Name ist Dana Müller, ich bin Mutter, Ehefrau und Frauchen von Hund und Katze. Ich schreibe mit Vorliebe Fantasy, probiere mich aber auch in anderen Genres aus. So habe ich die Ausschreibung eines Verlags (Bastei Entertainment) genutzt, den Psychothriller „LEA“ zu schreiben. Übrigens kam „LEA“ unter dem Titel „Klang der Träume“ unter die Top 9. Indirekt passt LEA zu diesem Interview, denn auch in diesem Buch spielen Träume eine gewisse Rolle.
Zu deinem Debüt wurdest du von einem Traum inspiriert. Was für ein Traum war es und wann kam die Idee, ihn in einer Geschichte aufzuschreiben?
Richtig. Jayden erschien mir im Traum. Er spielte mit Wasser und formte Figuren mittels seiner Gedanken. Dieser Traum kehrte regelmäßig wieder, bis ich mir mein Notizbuch schnappte und die Szene kurz notierte. Einige Nächte später träumte ich von Jaydens Heimat Pila, allerdings fehlte mir der Name. Mein Traum schenkte mir die Umgebung. In einigen Abständen folgten weitere Szenen, in denen Jayden auftauchte, und auch Melina fand mein Gehör durch meine Träume.
Basieren alle deine Bücher auf Träumen oder inspirieren dich auch andere Dinge?
Mich inspirieren auch andere Dinge. Fotos erzählen meistens eine eigene Geschichte, man muss es ihnen nur erlauben.
Manchmal bin ich so sensibel für Inspiration, dass nur ein Wort genügt, um daraus eine Geschichte zu weben. Erst neulich fragte mich mein Sohn, wer sich denn die Sprüche auf Glückskeksen ausdenken würde und antwortete sich selbst: die Leute in der Glückszettelfabrik. Nun, damit hatte er meine Fantasie angekurbelt, und mein Kopf begann, daraus eine Geschichte zu spinnen, in der es darum geht, einen Bösewicht zur Strecke zu bringen, der die Fabrik übernimmt und demotivierende Sprüche in die Kekse steckt. Da mein Sohn mich auf die Idee brachte, sollte der Protagonist in meiner Idee auch ein Junge (7) sein. Dieser muss sich seiner größten Hürde stellen, denn er mag Lesen nicht, kommt aber auf seiner Suche nach den richtigen Zettelchen nicht drumherum ;)
Wie arbeitest du mit den Träumen? Wie viel von den Träumen bleibt am Ende in der Geschichte?
Das ist unterschiedlich. Manchmal sind es nur Charaktere, die mich im Traum faszinieren. Solch einen Charakter notiere ich im Notizbuch und mein Kopf beginnt langsam, eine Geschichte um ihn herum zu weben. Dies dauert dann meist einige Wochen, bis meiner Muse etwas Handfestes einfällt. Traumbold basiert auf einem erschreckend intensiven Traum, den ich sogar in die „Aufwachphase“ mitnahm. Ich schlug also meine Augen auf, und vor meinem Bett stand dieser kleine blasse Junge mit seinem Glasgow-Lächeln und dem kirschenübersäten Pyjama. Er starrte mich an, sein Kopf war nach rechts abgeknickt und mein Herz schlug im Hals. Als ich aber meine Hand ausstreckte, fasste ich durch ihn hindurch, und er löste sich auf. Diese Situation erlebte ich etwa sechs Monate in unregelmäßigen Abständen. Irgendwann dachte ich mir, dass dieser Junge eine schlimme Geschichte erlebt haben könnte. Der Drang, diese niederzuschreiben, wurde immer größer. „Traumbold“ basiert also auf dem Jungen aus meinem Traum.
Ganz anders bei Zlatans Erbe, denn bei Bookrix gab es einen Ausschreibung: „Mein Freund der Vampir“. Ich dachte, „warum nicht?“ Denn Vampire übten schon immer eine enorme Anziehung auf mich aus. Ich träumte also von Zlatan und dem Baugerüst, widmete ihm die Kurzgeschichte und dachte, damit wäre es das. Weit gefehlt, denn plötzlich tauchte Emma immer wieder in meinen Träumen auf, zeigte mir ganze Szenen, redete mit mir über ihre Erlebnisse und ließ mich einfach nicht mehr los. Anfangs völlig unerwartet, später legte ich es auf diese „Begegnungen“ an … Mehr dazu etwas weiter unten.
Ich würde sagen, das Grundgerüst – der grobe Plot für Zlatans Erbe - entstand in meinen Träumen.
In deinem Roman „Traumbold“ spielt das Träumen eine große und auch unheimliche Rolle. Wie war es für dich, sich mit dem Thema „Träumen“ auseinanderzusetzen? Hat die Arbeit an dem Roman auch deine Träume beeinflusst oder ist es nur andersrum?
Träume übten schon früh eine gewisse Faszination auf mich aus. Aber durch die Arbeit an „Traumbold“ tauchte ich erst richtig tief in die Thematik ein. Dabei entschlüsselte ich einen Traum, der mich in meiner Kindheit quälte. Somit hatte die Recherche auch eine therapeutische Wirkung auf mich. Dennoch werde ich nie zu den Menschen gehören, die das Träumen rein wissenschaftlich betrachten. Der „Traumbold“ taucht übrigens noch immer in meinen Träumen auf und begegnet mir auch in meiner Aufwachphase. Vielleicht schreit er ja nach einem zweiten Teil. Im Grunde hat die Arbeit an „Traumbold“ meine Träume nicht beeinflusst. Ich träume noch immer im gleichen Muster, und auch die Intensität hat sich nicht verändert.
Führst du ein Traumtagebuch? Wenn ja, wie sieht das aus?
Neben meinem Bett liegt ein gewöhnliches Notizbuch – eine Kladde, wenn man so will, ist das eine Art Traumtagebuch. Viele der Träume geraten sofort in Vergessenheit, deshalb schreibe ich alles, woran ich mich erinnern kann, sofort auf.
Beherrscht du das luzide Träumen? Nutzt du das für deine Geschichten?
Ich befürchte, dass viele meiner Geschichten in Klarträumen weitergesponnen werden. So habe ich bei Zlatans Erbe vor dem Einschlafen den Gedanken an Emma festgehalten und war in der Lage, das Setting zu bestimmen. Aber immer wenn ich versucht habe, das Baugerüst aus der Vorgeschichte zu verlassen, wurde ich zurückgerissen. Hier übernahm Emma dann das Zepter. Ich würde sagen, meine Geschichten sind eine Mischung aus luziden und „echten“ Träumen, solchen, die mein Unterbewusstsein mir schenkt. Ich nutze alle wiederkehrenden Traumsequenzen für meine Geschichten. Denn erst, wenn ich diese niedergeschrieben habe, erreichen mich ganz neue Träume.
Hast du Tipps für unsere Leser, wie sie ihre Träume in ihre Geschichten einfließen lassen können?
Natürlich. Erlaubt euch zu träumen. Versucht einmal, euch eure Charaktere vor dem Schlafen vorzustellen. Wie sieht Chara XY aus, welche Vorlieben hat er, in welcher Situation steckt er, wo will er hin … Was sagt er – hört ihm zu. Nehmt ihn mit in das Land der Träume. Es bedarf einiger Übung, aber wenn ihr erst einmal den Faden raus habt, klappt das ganz ohne Anstrengung. Notiert euch eure Träume, auch wenn es nur noch Fetzen sind, an die ihr euch erinnert. Legt euch dazu einen Block, eine Kladde oder ein einzelnes Blatt Papier und einen Stift neben das Bett. Passt diese Notizen euren Ideen, euren Geschichten an. Lasst euch von eurem Unterbewusstsein inspirieren, leiten, denn Träume sind eigentlich nichts anderes, als der Versuch eures Innersten, mit euch zu kommunizieren. Im Grunde schlummern die ganzen Ideen bereits in euch und suchen einen Weg zwischen all dem Alltagsstress in euer Bewusstsein.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade Schreibblockaden durch meine Träume gelöst wurden, und wenn es nur ein winziger Fetzen war, der die Szene plötzlich in einem ganz anderen Licht zeigte. Hört auf eure „innere Stimme“.
Wie schreibst du Traumszenen und was hast du für Tipps zum Schreiben von Traumszenen?
Ich lasse meinen Chara den Traum „erleben“. Dabei versuche ich, mich zu erinnern, welche Sorgen und Ängste mir in meinen Träumen begegnen. Denken wir mal an Träume, werden wir feststellen, dass diese nie in kompletten Szenen erscheinen. Sie sind nicht logisch und wir tauchen plötzlich irgendwo auf. Bilder verschwimmen, Stimmen ertönen und wir tun Dinge in unseren Träumen, die wir uns nicht erklären können. Angst ist meines Erachtens nach das vorherrschende Gefühl, an das wir uns erinnern. Meist sind wir Beobachter, die den Wirren unserer Seele begegnen. Genau diese verwirrende, zusammenhanglose, springende und verschwommene Mischung sollte beim Leser ankommen.
Bevor ihr eine Traumszene schreibt, geht in euch, nehmt das „Traumtagebuch“ zur Hand und lasst euch von euren Träumen zu der Struktur einer Traumsequenz inspirieren. Wichtig ist, dass ihr die Traumsequenz in eurem Text klar abgrenzt und beim Leser nicht einige Seiten später die Frage entsteht, ob der Chara nun noch träumt oder bereits wach ist. Lasst Chara XY schweißgebadet erwachen, oder durch ein lautes Geräusch aus dem Schlaf schrecken … euch fällt da bestimmt etwas ein ;)
An dieser Stelle möchte ich mich bei Tinka und Ben bedanken, die mir dieses interessante Interview ermöglichten. Es hat mir großen Spaß gemacht, mit euch meine Erfahrungen zu teilen.
Wenn ihr noch Fragen habt, dürft ihr mich gerne anschreiben.
wortjongliererin@hotmail.de
Eure Dana
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