Mittwoch, 17. Mai 2017

LitCamp Bonn 2017 – Ein Erfahrungsbericht

Nachdem ich das LitCamp in Heidelberg letztes Jahr nicht besuchen konnte, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, als es hieß: „Wir in Bonn machen auch ein Litcamp.“
Ich bin dem Ruf gefolgt und habe euch viele fantastische Eindrücke mitgebracht. 



 

Was ist das?

Die ersten Barcamps kamen 2005 in Amerika auf und bereits 2006 gab es die ersten Camps auch in Deutschland. Barcamps sind offene Tagungen mit offenen Workshops, Vorträgen, Diskussionsrunden und Präsentationen rund um ein Hauptthema. Dabei steht es den Teilnehmern frei, sich selbst miteinzubringen und den Ablauf selbst zu gestalten. So entsteht eine bunte Auswahl an Unterthemen, die sich rund um das Hauptthema drehen.

 

Die Location und der erste Eindruck

Wo kann man am besten ein LitCamp veranstalten? Die Bonner machen es vor: Zentral in der Innenstadt gelegen, fand das Litcamp im Haus der Bildung, in den Räumen der VHS statt.
Passenderweise befinden sich dort auch die Stadtbibliothek und das Büro des Bonner Literaturhauses.
Perfekte Location für ein Barcamp, das sich um Literatur dreht.

Nachdem ich mein Namenskärtchen und mysteriöse, bunte Klebepunkte entgegengenommen hatte, betrat ich den Vorraum. Dort wimmelte es bereits von literaturbegeisterten Menschen.
Kleine Stehtische luden zu einer Tasse Kaffee und Tee ein.
Die Veranstalter hatte ein kleines Frühstücksbuffet vorbereitet und dann begaben sich alle nach und nach in einen großen Raum.
Dort wurde uns das Rahmenprogramm vorgestellt, es gab eine Vorstellungsrunde (die sich bei über hundert Teilnehmern echt zog) und uns wurde das Geheimnis der bunten Punkte offenbart.
Damit sollten wir am Ende der Veranstaltung, auf einer vorgefertigten Skala das Camp beurteilen. Außerdem wurden wir dazu aufgefordert, über das Camp zu twittern, zu posten usw. bis die Finger qualmen (#LitCampBN17).

Schließlich kam das Spannendste: Die Teilnehmer, die Workshops oder ähnliches vorstellen wollten, kamen an die Reihe. Die Qual der Wahl. Ungefähr 35 verschiedene Themen zu Literatur, einer interessanter als der andere. Wie soll man sich da entscheiden?

 

Die Angebote

Jede Session sollte ungefähr 45 Minuten lang sein. Das hieß ich musste mich für fünf aus dem reichen Angebot an interessanten Themen entscheiden.
Meine erste Wahl fiel auf:  

 

Charakterdesign von und mit Michael Schäfer

Mit einer gut vorbereiteten Präsentation stellte Michael die verschiedenen Möglichkeiten vor, wie man einen Charakter erstellt und worauf man dabei achten soll. Einige Fragen wurden gestellt und kleinere Diskussionen geführt.
Wer sich das Ganze noch mal ansehen möchte, es gibt die Präsentation noch mal auf seiner Seite: www.einwortzuviel.de/2017/04/charakterdesign/


Als nächstes besuchte ich die mittlerweile legendäre (siehe Twitter #LitCampBN17) Session:
 

Netzwerken im Literaturbetrieb von und mit Jasmin Zipperling

Dabei ging es darum, wie ich mich mich als Autor und Blogger in den sozialen Netzwerken verhalte.
Ein No-Go ist und bleibt unpersönliche Dauerwerbung und das Trollen anderer Individuen.
Aber auch das persönliche Netzwerken außerhalb von Twitter und Co. ist wichtig. Für ganz Schüchterne greift da die „Kennst du schon Ted“-Methode (man lässt sich vorstellen). So kommt man schnell ins Gespräch und kann ggf. neue Bekanntschaften schließen oder die aus dem Netz vertiefen.
Jeder, der sich in dieser Session beteiligte, bekam außerdem, wie nicht anders gedacht, von Jasmin einen Schokoriegel.


Fantastisch war auch meine dritte Wahl.
Die Session hatte mich am meisten neugierig gemacht.
 

Lies doch mal vor! von und mit Almut Schnerring

In wie vielen Varianten man folgenden Satz:

Das Meerschweinchen freut sich über Paprika
vorlesen kann, war mir bis zu dieser Session nicht bekannt.
Die Sprachtrainerin Almut Schnerring faszinierte uns mit den verschiedenen Möglichkeiten des Vorlesens. Worauf man achten sollte und welcher Effekt entstehen kann. Wie wichtig es ist, sich zuvor Notizen in seinen Text zu machen, die Pausen und Betonung anzeigen haben wir auch gelernt.
Am Ende wurde sogar ein Sprachkurs mit ihr verlost.


Last but not Least (ich war einfach zu reizüberflutet nach sechs Stunden, das ich nicht bis zum Schluss geblieben bin) besuchte ich die Session:
 

Der Autor und sein Lektor – ein Drama in drei Akten? von und mit Svenja Heneka
 

Die freie Lektorin Svenja Heneka von Text.Lektorat. (eine der Sponsoren des LitCamps) stellte ihre Arbeit mit Autoren vor. Damit nahm sie vielen das Vorurteil, dass Lektoren innerhalb eines Manuskripts schalten und walten, wie es ihnen beliebt.
Die Arbeit des Lektors besteht darin, den Autor zu stärken, ihm Plot Holes, Logikfehler und Satzstellungen, die der Lesbarkeit dienen, nahezulegen. Doch im Endeffekt ist es an dem Autor zu entscheiden, ob er diese Tipps annimmt oder nicht.
Das Thema schien viele Teilnehmer zu beschäftigen und es entwickelte sich eine rege Diskussion.
Am Ende hatte man das Gefühl, man nimmt viele neue Eindrücke mit.

 

Fazit

Ich bin begeistert. Ich würde jederzeit wieder an einem Litcamp teilnehmen. Auch wenn es an kleineren Stellen etwas holprig war, habe ich doch viel gelernt und tolle Menschen kennengelernt.
Das Format an sich ist überzeugend und ich kann es nur weiterempfehlen.

Das nächste Litcamp 2017 findet im Juni in Heidelberg statt. Vielleicht sehen wir uns da.


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Zum Weiterlesen:



Jessica Bradley – Jugend- und Drehbuchautorin.

 


2 Kommentare:

  1. Hallo Jessica,
    danke für den tollen Erfahrungsbericht! Ich werde in Heidelberg an meinem ersten BarCamp teilnehmen und freue mich ggfs dann auch auf Bonn 2018. Das ist wenigstens nicht so weit zu fahren für mich ;)
    Trifft man dich denn auch in Heidelberg?
    Liebe Grüße
    Kia

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  2. Hallo Kia,
    freut mich sehr das dir mein Bericht gefallen hat. Ob ich in Heidelberg bin kann ich dir noch gar nicht sagen. Ich denke wenn ich noch ein Ticket bekomme, werde ich es mir nicht entgehen lassen. Also ggf. bis Heidelberg

    Liebe Grüße
    Jessica

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