Inzwischen ist alles ganz einfach – Idee im Kopf? Zack, ich greife zum Smartphone und notiere sie. Oder notiere die ganze Szene. Oder schreibe mal eben 1000 Wörter, während ich im Bus sitze und von A nach B fahre.
Aber welches Smartphone ist für einen Autor das richtige? Und braucht man wirklich unbedingt eins?
Historischer Abriss – oder wie ich die letzten 15 Jahre Notizen gemacht habe
Zugegeben, ich gehöre zu der Generation, die ein Handy in die Hand gedrückt bekamen, sobald sie der Grundschule entwachsen waren. Also mit zehn. Nicht, dass mein damaliges Handy viel mehr als telefonieren konnte. Wenn ich also unterwegs Notizen machen wollte, musste ich daran denken und ein extra Heft bei mir tragen.
Ungefähr mit 15 entdeckte ich die Notizfunktion meines damaligen Handys. Die war nicht besonders gut und man konnte ungefähr 140 Zeichen eintippen. Das reichte für kurze Gedichte, aber spätestens bei Geschichten wurde es schwieriger.
Und dies war der Beginn einer Handykaufhistorie, die mein Autorenleben mitberücksichtigte. Denn das Erste, wonach ich die Verkäufer im Laden von da an fragte, war: „Hat es ein Notizprogramm? Wie viele Zeichen passen da rein?“
Das letzte Handy in meinem Besitz – bevor ich mir ein Smartphone zulegte – hatte immerhin Platz für ca. 2000 Wörter pro Notiz. Das weiß ich, weil ich die einmal auch wirklich ausgereizt habe. Fürs Abtippen habe ich dann fast länger gebraucht als fürs Schreiben, da das Handy dauernd dunkel wurde, ich es neu aktivieren durfte, mir dann die Stelle verrutscht ist …
Auf meinem Android-Handy arbeitete ich mit Evernote (meinen Erfahrungsbericht gibt es hier) – und das ultimative Glücksgefühl habe ich mit meinem Lumia 640 XL, mit dem ich von unterwegs Zugriff auf meine Worddateien habe. Lückenloses Weiterarbeiten am Text wurde zu einem wahr gewordenen Traum.
Aber heißt das jetzt, dass alle Autoren sich unbedingt ein Lumia kaufen müssen?
Es geht auch anders – oder ganz ohne
Um zu überprüfen, wie universell die von mir gemachten Erfahrungen sind, habe ich ein wenig herumgefragt.
Einige Autoren besitzen gar kein Handy – und vermissen es auch nicht als Schreibtool. Andere besitzen zwar ein Smartphone, nutzen es aber nicht zum Schreiben unterwegs und haben es auch nicht vor. Auch wenn dies möglich wäre.
Die meisten Autoren, die ich kenne, nutzen das Smartphone dann zum Outsourcen von kleineren Schreibaufgaben und für Notizen.
Aber nur wenige verwenden das Smartphone so wie ich als mobiles Büro für alle Lebenslagen. Woran das liegt, ist schwer zu sagen.
Zum einen bin ich ja, wie bereits erwähnt, praktisch mit einem Handy in der Hand aufgewachsen. Für irgendeine Aufgabe ein Smartphone einzusetzen, ist für mich damit so selbstverständlich, wie für andere Menschen der Griff zu Post-It’s und Kugelschreibern. Andere haben nicht so einen langen Zugang zum Handy, mögen es nicht oder haben sich nie mit den Möglichkeiten als Büro auseinandergesetzt, weil sie dafür ihre eigenen erprobten Routinen haben und die Nutzung des Smartphones eine (für die meisten Menschen unbequeme) Umgewöhnung darstellen würde – und man sowieso wieder zur vertrauten Methode zurückkehren würde.
Für andere Menschen ist es eine Grundsatzentscheidung, Technik nicht mehr als nötig zu nutzen oder zumindest ihre Freizeit handyfrei zu halten.
Oder sie nutzen stattdessen Geräte mit Diktierfunktion. Und das können sowohl die alten Handys, als auch beispielsweise ein iPod oder ein Diktiergerät leisten.
Wer also mit einem Smartphone partout nicht warm wird, muss nicht zwingend auf Biegen und Brechen eins kaufen.
Wenn ein Autor nun unbedingt eins haben möchte – worauf sollte man dann achten?
Wie immer beim Handykauf gilt gerade bei Autorenhandys: Was brauche ich, was möchte ich? Und was muss das Gerät können, um diese Anforderungen zu erfüllen?
Für mich persönlich sind folgende Punkte beim Kauf eines Autorenhandys wichtig:
- Die Bildschirmdiagonale – Auf größeren Bildschirmen ist das Tippen langer Texte einfach angenehmer, ebenso wie das Lesen. Dabei sollte das Gerät trotzdem gut in der Hand liegen, mobil sein und sich gegebenenfalls mit einer Hand bedienen lassen.
- Anbindung an den Cloudservice meines Vertrauens – Da ich seit Jahren Onedrive (wenn auch unter anderen Namen) nutze, ist für mich ein Microsoftgerät die beste Wahl. Wer dagegen schon immer Googledrive als Cloudspeicher genutzt hat, wird eher mit einem Android glücklich.
- Damit einhergehend: Schreibprogramm meines Vertrauens – Auf meinem Smartphone ist beispielsweise eine mobile Version von Word installiert, damit sind meine Texte auf dem Smartphone mit denen auf dem Rechner kompatibel. Wer ein Schreibprogramm auf dem Rechner hat, mit dem nichts kompatibel ist, wird vielleicht am Ehesten mit Evernote glücklich, das gibt es für alle Geräte. Es gibt allerdings auch andere Apps, z.B. JotterPad, die mit der Dropbox synchronisieren und die Dateien direkt als Textdokumente ausgeben. Hier muss man selbst die perfekte App für das eigene Nutzungsverhalten finden.
- Lange Akkulaufzeit – Nein, zocken und whatsappen sind nicht die Tätigkeiten, die am Meisten Akku ziehen. Echt nicht. Mein Handy wird nie so schnell leer, wie nach einer ausgiebigen Schreibsession oder beim Lesen eines eBooks. Der Akku sollte also einiges aushalten und trotzdem noch bis nach Hause reichen.
- Zubehör – Was gibt es da für das Handy eurer Wahl? Eine Powerbank (mobiler Akku für unterwegs) ist relativ universal und vom Betriebssystem unabhängig, die Größe solltet ihr allerdings von der Akkugröße des Handys abhängig machen. Ich habe mein Smartphone noch zusätzlich mit einer mobilen Bluetooth-Tastatur aufgerüstet.
Dafür muss man allerdings an anderen Stellen Abstriche machen – viele bekannte Spieleapps gibt es beispielsweise nicht für WindowsPhone, auch einige andere Entwickler verzichten derzeit darauf, dafür Software zu entwickeln.
Aber als leistungsstarkes Büro für Unterwegs ist es zumindest für mich persönlich derzeit unschlagbar.
Was ist mit euch?
Seid ihr Autoren mit Smartphone oder trennt ihr bewusst Schreibzeit und Zeit unterwegs? Warum? Warum nicht?
Welches Gerät würdet ihr weiterempfehlen und welches ist für euch gefloppt? Diskutiert in den Kommentaren!
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Zum Weiterlesen:
Alphaleserin, Forumsadministratorin, Entdeckerin, Trilogie-in-X-Bänden-Autorin, Chara-Dichterin, Neologistin, Polyglotin... und ein Fan kurioser Worte. Sie bloggt über das Autorendasein, Bücher und den Weltenbau.
Ich bin nicht mit einem Handy in der Hand aufgewachsen und deswegen ist der Gebrauch des Handys als mobiles Büro für mich widernatürlich. Theoretisch würde sich gerade mein aktuelles Smartphone wunderbar zum Schreiben eignen, aber da gibt es eben langjährige Gewohnheiten. Ich habe beim Schreiben immer zig Online-Lexika auf und möchte ohne viele Umstände hin und her switchen. Das geht beim Smartphone zwar auch, ist aber immer noch einen Tick aufwendiger als am PC und dieser Tick Mehraufwand treibt mich manchmal in den Wahnsinn. Außerdem sind eine große Tastatur und ein großer Bildschirm für mich gerade beim Schreiben ein Grundbedürfnis. Also noch ein Grund, das Schreiben am Handy frustrierend zu finden.
AntwortenLöschenWenn mir unterwegs Ideen kommen, dann muss ich sie nicht aufschreiben. Über die Jahre bin ich schon sehr gut darin geworden, Ideen im Kopf zu behalten bis ich sie aufschreiben kann, deswegen versprüre ich da auch nicht so die Notwendigkeit, mir unterwegs etwas zu notieren. Mein Handy nutze ich eher für Recherche.
Ich finde es allerdings spannend, wie verschiedene Autoren sich die neuesten Technologien zunutze machen. Gerade im Falle des Handys finde ich es faszinierend, wie andere ein Gerät nutzen, das mich persönlich selbst beim Schreiben kurzer Forenbeiträge frustriert.
Da bin ich schon ein wenig neidisch. Um Ideen nicht zu vergessen, spreche ich sie mir nämlich lautlos immer und immer wieder vor und das treibt mich in den Wahnsinn, aufschreiben dagegen funktioniert gut.
LöschenAber ja, Vieles ist Gewohnheitssache - da ich noch auf T9-Tastaturen Gedichte ins Handy gehackt habe, ist für mich ein Smartphone im Vergleich dazu Luxus :D
Ich habe festgestellt, dass ich nicht vernünftig auf einem Smartphone/Tablet schreiben kann. Das liegt daran, dass ich bis jetzt noch keine Bildschirmtastatur gefunden habe, mit der ich einigermaßen intuitiv klar käme. Hinderungsgrund sind hierbei mal wieder meine zum einen langen und zum anderen dicken Finger. Ich bekomme keine natürliche Tipphaltung hin.
AntwortenLöschenWas ich jetzt schon ein paar Mal gemacht habe war bestenfalls, kurze Notizen in Evernote einzugeben, weil das halt mit meinem Rechner synchronisiert.
Die Office-Apps gibt es ja auch für Android und in der aktuellen Version von Office 365 kann man mit denen auch eigentlich ganz gut arbeiten. Jetzt habe ich zu allem Überfluss noch ein Samsung Galaxy S5 Mini, das weder besonders stark auf der Brust, noch mit einem großen Display gesegnet ist. Aber gut, das habe ich seinerzeit bei einem Preisausschreiben gewonnen, da war mir das egal.
Mein nächstes Smartphone kommt mit absoluter Sicherheit aus Fernost. Die dortigen Geräte bieten einfach gute Leistung mit großem Bildschirm zu unschlagbaren Preisen. Und wer weiß, vielleicht gebe ich dem mobilen Schreiben da noch einmal eine Chance.
Abgesehen von kleinen Notizen/Ideen nutze ich mein Handy lediglich fürs soziale Netzwerken, aber nicht zum Schreiben. Bei der Fehlerquote, die ich beim Tippen auf den kleinen Buchstaben plus Autokorrekt habe, würde das wohl auch meine Lektorin um den Verstand bringen. Und mich furchtbar nerven, wenn ich dann jedes zweite Wort nicht mehr entziffern kann oder völlig zusammenhanglose Begriffe im Text finde...
AntwortenLöschenNe, mein Handy muss wattsappen, facebooken und emailen können, mehr muss es nicht drauf haben. ;)
Als Büro nutze ich mein Smartphone auch nicht. Für Recherchen, wenn ich nicht zu Haus oder ausnahmsweise auf dem Sofa versackt bin, kommt es schon mal in Frage, aber das Meiste läuft über den PC. Kurze Notizen gibt es auch (das mit zunehmendem Alter löcherigere Gedächtnis erfordert es und ich finde es sinnlos jedes Mal Zettel und Stift zu nutzen).
AntwortenLöschenAllerdings zähle ich auch nicht zu der Generation wie du, aber ich glaube nicht, dass das wirklich eine Rolle bei mir spielt.
Welche Bluetooth-Tastatur hast du dir geholt?
Ich habe mir eine Tastatur direkt von Microsoft geholt, wobei sie - das finde ich immer noch lustig - damals bei Amazon im Angebot war und 50% weniger kostete als im Microsoftstore selbst: https://www.amazon.de/Microsoft-Universal-deutsches-Tastaturlayout-Bluetooth/dp/B010WTVRO6/
LöschenDie passt einfach überall rein und ich kann damit auch in Zügen oder an anderen Orten mit beengtem Platz schreiben. Die zwei Leertasten weiß ich jedenfalls sehr zu schätzen.
Funktioniert die gut? Ich habe mich an sie nicht rangetraut, weil in den Bewertungen ja doch mehrfach steht, dass sie für Viel- und Schnellschreiber nicht so gut geeignet ist, weil sie dann immer ein bisschen zusammenklappen will. Deswegen habe ich mich dann für eine andere entschieden (bin aber trotzdem neugierig).
LöschenFür mich funktioniert sie wunderbar. In sehr beengten Verhältnissen nutze ich sie schon mal so halb ausgeklappt (mit einer Hand festhalten, mit einer Hand tippen und das Smartphone liegt im schlimmsten Fall in der Jackentasche, getippt wird also auch mal blind :'D ) und sonst bleibt sie flach, wenn sie flach bleiben soll.
LöschenWobei ich ja eh eine eingeschränkte Auswahl hatte, weil ein Kriterium "kompatibel mit WinPhone" ist und da gibt es nicht sonderlich viele.
Das klingt experimentell. :D
LöschenAber stimmt, Kompatibilität ist da schon ein wichtiger Aspekt, der bei einem Windows Phone wohl auch eingeschränkter ist als bei einem Samsung oder iPhone, vermute ich.
Definitiv, also im Fachhandel konnte man mir nicht weiterhelfen, die hatten keine Ahnung. Darum habe ich bei Amazon bestellt und mir vorher gut durchgelesen, ob Leute mit dem gleichen Handy wie meins die Tastatur schon mal getestet haben.
LöschenAlso ich muss gestehen, dass ich das noch gar nicht ausprobiert habe, mein Handy als mobilen Schreibtisch zu nutzen. Ich bin da (obwohl ich viel mit Technik zu tun habe) richtig altmodisch mit Notizbuch und Kugelschreiber.
AntwortenLöschenWarum ich das noch nicht geändert habe?
Ich denke zum einen, weil ich es sehr entspannend finde, mit der Hand zu schreiben und meine Hände davon auch nicht abgewöhnen möchte. Zum anderen denke ich, dass ich auch einfach eine Pause von den ganzen Bildschirmen brauche. Immerhin sitze ich bei der Arbeit schon ca 8h+ jeden Tag vor dem Computer und am Telefon. Da tut die Distanz auch mal ganz gut *lach*
Aber ich denke, ich werde das wirklich mal ausprobieren, und mein Handy mal als mobiles Büro verwenden.
Da hast du ja einige schöne Ideen hinterlassen ;) Danke auf jeden Fall dafür!
Hallo TiaraFlyable,
LöschenIch gebe ehrlich zu, manchmal brauche ich auch noch das Notizbuch. Aber das nutze ich eigentlich vorwiegend zu Hause und zum Kritzeln, weil ich dann auch Zeichnungen machen kann, statt zu erklären, wie ich etwas meine. Aber nur in ganz kleinem Rahmen, da das händische Schreiben mir SEHR schnell wehtut.
Daher wirkt es auf mich nur begrenzt entspannend, auch wenn ich es verstehen kann, wenn es bei anderen so ist :)
Probiere es aus und berichte darüber - ich wäre sehr neugierig! Und gern geschehen <3
Die besten Ideen fallen mir unterwegs ein, wenn ich mit dem Hund im Wald bin.
AntwortenLöschenObwohl ich mich lange gegen ein Handy allgemein gewehrt habe - bin ich nun zu einem Smartphone-Liebhaber geworden. ;)
Ich spreche meine Idee (weil Hund möchte sich ja austoben und nicht ständig stehen bleiben müssen, bis Frauchen ihre Einfälle fertig notiert hat) als WhatsApp Nachricht und schicke sie mir selbst.
So sind sie gut aufgehoben, gehen nicht verloren und Hund ist glücklich!
Das klingt nach einer super Lösung - für Hund und Frauchen :)
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