Mittwoch, 19. Oktober 2016

Denn keiner weiß, wie ich wirklich heiß! - Pseudonyme

Das eigene Buch ist endlich fertig. Das Cover ist wunderschön und der eigene Name prangt stolz über dem überzeugenden Titel. Ist das nicht ein Traum?

Nicht für jeden. Es kann gute Gründe geben sich ein Pseudonym zuzulegen – oder eben auch nicht.



Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich mir für meine Autorentätigkeit ein Pseudonym zulegen soll und habe mich schließlich dafür entschieden. Aus welchem Grund, verrate ich später. Erstmal will ich allgemein aufzählen, welche Gründe es eventuell für ein Pseudonym gibt. Die Liste ist vermutlich nicht vollständig.

Der erste ist wahrscheinlich der nachvollziehbarste, aber in Deutschland (und unter den Lesen hier) vermutlich eher der unwahrscheinlichste Grund: Politische Verfolgung. Wer mit dem geschriebenen Wort in seinem eigenen Land auf Unverständnis stößt, vielleicht sogar gegen geltendes Recht verstößt und mit Verfolgung rechnen muss, hat einen wirklich guten Grund, nicht unter dem echten Namen zu veröffentlichen.

Aber auch viel weniger dramatische Gründe können einen dazu bewegen, ein Pseudonym zu wählen. Ein unaussprechlicher Name vielleicht, den sich wahrscheinlich kein Fan merken kann.
„Hey, ich hab da was gelesen von dem … Dingsi … Irgendwas mit Ikogolomo … keine Ahnung.“
Da man als Autor heutzutage ja heutzutage seine eigene Marke aufbaut, wünscht man sich eigentlich, von seinen Fans wiedererkannt und weiterverbreitet zu werden. Ein komplizierter oder unscheinbarer Name kann die Sache erschweren.

Einige wollen ihre Autorenidentität vielleicht nicht mit ihrem echten Namen in Verbindung bringen, weil sie auch noch eine berufliche Identität haben, die nicht dazu passt. Ein Rechtsanwalt beispielsweise, der in seiner Freizeit kitschige, abgedrehte SciFi-Romane schreibt und beides getrennt halten möchte.
Das ist auch der Grund, weshalb ich mich letztlich für ein Pseudonym entschieden habe. Nein, ich bin keine Rechtsanwältin, arbeite aber in einem seriösen Job, zu dem eine Identität als Fantasyautorin nicht so richtig passt. Im Beruf trete ich anders auf, als beispielsweise auf meiner Homepage oder auf meinen Autorenprofilen. Daher möchte ich beides gerne getrennt halten, auch wenn es durchaus Kollegen gibt, die wissen, dass ich nebenher schreibe.

Dann gibt es da noch den Grund mit dem Medienrummel. Man möchte nicht im Mittelpunkt stehen, in aller Ruhe in die Innenstadt gehen können, ohne von Fans angesprochen zu werden usw. Allerdings habe ich noch nie von Autoren gehört, die sich von Fans oder Papparazzi bedrängt gefühlt haben. Daher würde ich mal sagen, kann man diese Angst eigentlich als unbegründet abhaken.

Aber auch, wenn man ein Pseudonym verwendet, ist man vor Enthüllungen nicht gefeit. So erging es der Erfolgsautorin Elena Ferrante , deren Pseudonym gegen ihren Willen enthüllt wurde. Auch im Fall von J.K. Rowling wurde schließlich bekannt, dass sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith Kriminalromane veröffentlicht.

Manchmal kann es auch Sinn ergeben, das Pseudonym dem Genre entsprechend zu wählen. Zu Liebesromanen, die in Paris spielen, passt ein französicher Name einfach besser als Brunhilde Glomkowski. Im Fantasy-Genre sind viele Männer vertreten, ebenso bei Krimis oder Thrillern. Bei historischen Romanen eher Frauen. Auch ist es sinnvoll, seinen Namen marketingtechnisch anzupassen. Wobei das natürlich einen großen Nachteil birgt. Als Hans-Peter kann ich schlecht auf einer Lesung die Anneliese geben. Wer sein Geschlecht ändert, muss auf Medienauftritte verzichten, oder sich eine „Vertretung“, organisieren.

Das gilt natürlich auch, wenn ich in unterschiedlichen Genres schreiben möchte. Leser, die meine Fantasyromane mögen, werden bei einem neuen Buch unter demselben Namen eventuell zuschlagen, ohne den Klappentext zu lesen. Wenn sie dann einen Horror/Splatter statt der erwarteten romantischen Fantasy bekommen, könnte die Freude eventuell nicht allzu groß ausfallen.

Und es gibt noch einen weiteren Grund: „Ich mag meinen Namen nicht!“ Warum unter dem eigenen, unbeliebten Namen auftreten, für den man vielleicht schon ausgelacht wurde, wenn man einfach einen hübscheren wählen kann.

Eine weitere Frage ist, ob die wahre Identität hinter einem Pseudonym wirklich geheim bleiben soll, oder ob man seine verschiedenen Namen ganz offen verwendet. Gerade in dem Fall, dass man als Autor in verschiedenen Genres veröffentlicht, kann es durchaus Sinn machen, seinen Lesern von den Veröffentlichungen unter anderen Namen zu berichten. Vielleicht sind ja Leser dabei, welche auch die anderen Genres gerne mögen.

Bei der Wahl eines Pseudonyms hat man eigentlich freie Wahl. Es gilt das gängige Namensrecht, sowie das Persönlichkeitsrecht. Sich in der Hoffnung auf viele Verkäufe wie ein bekannter Autor zu nennen, ist nicht erlaubt. (Fast) alles andere ist möglich. Googelt also vorher mal, ob es euren Wunschnamen schon gibt, damit Verwechslungen ausgeschlossen sind. Ihr könnt euch eines euer Pseudonyme sogar auf dem Personalausweis als Künstlernamen eintragen lassen. Dieser kann allerdings nicht so einfach wieder geändert werden, wohingegen man so viele Pseudonyme haben kann, wie man möchte.

Denkt ihr auch gerade darüber nach, euch ein Pseudonym zuzulegen? Was sind eure Gründe? Soll euer Pseudonym einfach cool sein, oder mit irgendetwas bestimmten in Verbindung stehen? Schreibt eure Erfahrungen und Überlegungen in die Kommentare.

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Zum Weiterlesen:



Sabrina bloggt außerdem auf sabi-writing-whatever.com

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