Schon der Titel dieses Artikels lässt auf einen gewünschten Perspektivenwechsel vom Autor zum Leser und vom Leser zum Autor schließen. Doch was ist damit gemeint - Perspektivenwechsel? Einerseits ist es logisch, vom Autor auf den Leser zu schließen, denn es sollte eine der Aufgaben des Autors sein, seinen Leser mit in die Planung seines Buches / Textes / Artikels einzubeziehen. Andererseits könnte die Frage aufkommen, inwiefern man vom Leser auf den Autor schließen kann, außer in der Rückwirkung die der Leser auf den Autor hat. Dieser Punkt soll jedoch nachfolgend keine Rolle spielen. Vielmehr soll es, wenn ich 'vom Leser zum Autor' schreibe, darum gehen, den Autor auch als Leser zu sehen und die Frage zu stellen, inwieweit die Leseerfahrung die Schreibkompetenz beeinflussen kann.
"Lesen bereichert den Menschen, mündlicher Gedankenaustausch macht ihn gewandt. Niederschriften verhelfen zu genauerem Wissen." - Sir Francis von Verulam Bacon
Dieses Zitat Bacons soll uns als Ausgangspunkt dienen und eröffnet keinen allzu großen Spielraum, besagt es doch nur, dass Lesen schlau macht. Hinter dieser These steckt jedoch, wenn man genauer hinsieht, mehr. Es geht nicht nur um den Prozess des Lesens an sich, sondern auch um das dort mitinbegriffene Nackdenken über Themen und Sachverhalte, vielleicht auch über die Art und Weise, wie etwas geschrieben wurde und welche Begrifflichkeiten verwendet wurden. Die Erfahrungen, die beim Lesen gesammelt werden, können also den eigenen Schreibstil verbessern. Hierbei sind unter anderem Bestseller, sowie andere wichtige und erfolgreiche Bücher und Klassiker gemeint. Vorallem die Klassiker eröffnen meist eine ganz neue Sichtweise, denn sie fördern das 'Zwischen-den-Zeilen-lesen' mit ihren unvorhersehbaren Wendungen und ihren Mehrdeutigkeiten. Die genauen Kenntnisse der Literatur aus Vergangenheit und Gegenwart ist natürlich nicht nur bei der Verbesserung des eigenen Schreibstils wichtig, sondern auch bei der Anpassung des noch zu verfassenden Werkes an die Leseerwartung Anderer. Hier wären wir wieder beim oben genannten 'vom-Autor-zum-Leser' und dessen Rückwirkung auf den Schreibenden.
"Lesen ist Denken mit fremden Gehirn." - Arthur Schopenhauer
Auch dieses Zitat ist, in dem was es aussagt, wieder sehr deutlich und kann für unsere Zwecke gut umfunktioniert werden. Mir geht es nicht darum, als Leser die Perspektive des Autors oder vielleicht sogar der Figuren im Buch einzunehmen, sondern darum, als Autor die Sichtweise des Lesers einzunehmen. Diese kann, wenn man selbst ein überkritischer Mensch ist, positiver oder negativer ausfallen, wenn man nur die guten Seiten an seinem Geschriebenen sieht. Das Wissen über die Klassiker ist hier eher nebensächlich. Der Fokus des Lesetrainings, wie es im nächsten Absatz kurz angesprochen wird, sollte also auf dem eigenen und angrenzenden Genres liegen. Wenn noch Zeit für mehr bleibt, möchte ich natürlich nicht davon abraten, sich Platon, Shakespeare, Goethe und all die anderen Klassiker nocheinmal genauer anzusehen.
Lesetraining: [Vergleich: Frank Gesing - Kreativ Schreiben. Handwerk und Techniken des Erzählens.]
- wichtige Fragen, die am Besten schon beim Lesen gestellt werden, bezüglich der:
- geweckten Neugierde / gelenkte Aufmerksamkeit
- genutzen Verführung
- Art und Weise wie man in die Geschichte hineingezogen / dort festgehalten wird
- und natürlich auch die negativen Aspekte gehören hinterfragt (Bezug: Form und Inhalt):
- Langeweile
- Abstoßendes
- Brechen / Stoppen des Leseflusses
Natürlich ist auch dieses Konzept nur eine Idee und kann um weitere Fragen und Prozesse ergänzt werden. So bleibt am Ende dieses Artikel nur noch eine Hilfestellung, die ich euch fleißigen Lesern mitgeben möchte. Schreibe für dich – Überarbeite für die Anderen. Die Grundidee dahinter ist vergleichsweise simpel. Im ersten Entwurf kannst du alles geben, was du hast. Du kannst wild sein, dich austoben, deiner Fantasie freien Lauf lassen und alles, was du hast und immer schon selber lesen wolltest, in den Text miteinfließen lassen. Bei der darauffolgenden Überarbeitung wird dann an den späteren Leser gedacht. Allerdings sollte man auch hier dazu sagen, dass eine gewisse Lesertauglichkeit, von dem, was man zu schreiben gedenkt, gegeben sein sollte. Warum? Sonst schreibst du entweder für dich selbst und vielleicht ein paar Freunde oder, im schlimmsten Fall, für die Schublade oder den Mülleimer.
Superinteressant!!! Wer länger schreibt, der /die kennen sich einigermaßen aus. Hier ist es sehr gut erklärt und zusammengefasst. Danke dafür.
AntwortenLöschenBitte, Bitte. Freut mich, dass der Artikel gefällt und ich ein bisschen Wissen teilen konnte. :)
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