Fiktion: notwendige Konzentration auf Wahrheits-Fragmente der Wirklichkeiten
- Andreas Egert -
Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Literatur nimmt in der heutigen Zeit einen sehr hohen Stellenwert ein. Vor allem das Genre der Science-Fiction ist auf eine solche Kommunikation angewiesen, doch auch Fantasybücher und Thriller aller Art greifen auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurück. Neben der Science-Fiction arbeitet besonders das Genre des Krimis mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, unter anderem im Bereich der Forensik und der forensischen Anthropologie.
Beispielhaft soll nachfolgend Frank Schätzings Ökothriller/Science-Fiction Roman „der Schwarm“ verwendet werden. Wissenschaft und Wissen - Schätzing überlässt nichts dem Zufall und hat sich über die, für seinen Roman so wichtigen, Meereswissenschaften informiert. Welche Beziehung besteht aber zwischen Schätzings „Der Schwarm“ und der aktuellen wissenschaftlichen Literatur? Warum legt Schätzing so einen großen Wert auf die Realitätsnähe zwischen Wissenschaft und Literatur? „Der Schwarm“ ist nicht nur in einem wissenschaftlich anspruchsvollen Niveau geschrieben, sondern beinhaltet auch einige Kritikpunkte gegenüber der modernen Gesellschaft. Er bietet Einblicke in die Theorien und Methoden der Meeres- und Verhaltensforschung sowie der künstlichen Intelligenz. Schätzing baut immer wieder die Frage nach der Rolle des Menschen in der Schöpfung in die Handlung ein. Ebenso werden die Meeresverschmutzung und die Beeinträchtigung der Meereslebewesen, durch Sonar und andere Geräusche, durch den Autor hervorgehoben. Schätzings Handlung ist sowohl geprägt von seinem umweltpolitischen Anliegen als auch von Antiamerikanismus. Der ganze Roman hat Züge eines großen Warnrufs, welcher durch den Tsunami in Ostasien ein Jahr nach der Veröffentlichung noch relevanter und vor allem realer wurde. Schätzing bettet die realen wissenschaftlichen Erkenntnisse in einen fiktiven Rahmen und stellt dem Leser dadurch eine mögliche Zukunftsversion vor. Die Wirkungen der Geschichte auf den Leser sind von sehr unterschiedlicher Ausprägung. Die Katastrophenthematik ist durchaus vorstellbar und gewann kurz nach der Veröffentlichung des Romans durch das Unglück 2005 noch an Aktualität.
Wissenschaft hat etwas Faszinierendes an sich. So eine geringfügige Investition an Fakten liefert so einen reichen Ertrag an Voraussagen.
- Mark Twain -
Schätzing ist wohl nicht der einzige Autor, der sich während seiner Wissenssuche an verschiedenste Wissenschaftler gewandt hat, aber einer der wenigen, bei denen dies so deutlich wird. Allein die Danksagung des Romans „Der Schwarm“ umfasst elf ausgewiesene Doktoren, sieben davon mit Professur. Auch in Schätzings Zusatzwerk „Nachrichten aus einem unbekannten Universum“ sind eine große Anzahl an Zeitungsartikeln, Pressemeldungen und wissenschaftliche Arbeiten eingeflossen. Das Science-Fiction-Genre erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit und verdeutlicht nicht nur die Wissbegierde der Leser, sondern auch das Interesse der Autoren an wissenschaftlichen Themen. Science-Fiction ermöglicht Autor und Leser die Reflektion menschlicher Erfahrungen und Erkenntnissen und ein interdisziplinäres Umgehen mit den verschiedenen Themen.
Jenny bloggt außerdem auf https://jennifergreve.wordpress.com/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wie hat dir dieser Artikel gefallen?