Mittwoch, 14. Dezember 2016

Erfahrungsbericht - geschlossenes Pseudonym

Wenn man in verschiedenen Genres schreibt, kommt man vielleicht irgendwann an den Punkt, an dem die Unterschiede der Zielgruppen so stark hervortreten, dass ein Pseudonym nach einer guten Lösung klingt.

Aber ist es das auch?

Ich bin in vielen Genres unterwegs und habe immer unter demselben Autorennamen veröffentlicht. Bis meine Muse mich mit erotischen Ideen bombardierte. Doch, was tun, wenn die Zielgruppe bei jungen Lesern beginnt und irgendwo im hohen Alter endet, wenn also die Geschichten bis dahin für nahezu jedes Alter geeignet waren? Man trennt die Erotik, ist doch ganz einfach. Aber so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte, war es leider nicht.

Ich möchte gerne meine Erfahrungen diesbezüglich mit euch teilen.


Nach wochenlangem Suchen nach einem geeigneten Pseudonym legte ich eine Fanpage dafür an. Mein Buch erschien und musste jetzt noch beworben werden. Doch da tauchte bereits das erste Problem auf, denn mit einer Fanpage kann man leider nicht in Gruppen werben oder diskutieren. Also ging ich einen Schritt weiter und legte für mein Pseudonym Accounts bei Facebook, Twitter, Bookrix und Instagram an. Ich begann, mich zu vernetzen. Doch auch hier stieß ich wieder an Grenzen, die ich nicht einberechnet hatte, denn ich wollte inkognito bleiben und konnte somit kein echtes Profilbild verwenden. Einige nahmen meine Freundschaftsanfragen an, doch viele blieben einfach unbeantwortet, denn man wusste nicht, wer oder was sich hinter dem Pseudonym verbarg. Ich hätte genauso gut ein Kreditspammer sein können oder ein Hacker. So gestaltete sich die Werbetour für mein neues Buch sehr holprig und ich ärgerte mich darüber, dass ausgerechnet ich, die Geheimnistuerei nicht sonderlich mochte, mein neustes Baby verschweigen musste. Hinzu kam, dass ich auf meinem Hauptaccount frei nach Bauchgefühl munter drauflos posten konnte - klar, mit einigen Einschränkungen, denn man will ja nicht gleich alles von sich preisgeben. Doch mein Pseudonym blieb dabei auf der Strecke. Was posten, um sich nicht sofort zu verraten? Außerdem merkte ich rasch, dass dieses Doppelleben neben meiner Familie und meinem Autorendasein ein Zeitfresser war. Ich ahnte schnell, dass ich das nicht lange durchhalten konnte und begann, mal hier, mal da einige Hinweise zu streuen, um langsam die Katze aus dem Sack zu lassen.

Als »Dana Müller« war alles einfacher.

Aber warum?

Es liegt meiner Meinung nach an der Vernetzung, an der Kommunikation, der Interaktion mit Lesern und Kollegen, an der Persönlichkeit sowie am Foto. Leser wollen wissen, wer hinter dem Profil steckt, sie wollen ihrem Autor begegnen, ihn greifen können, wenn aber nichts zum Greifen da ist, gibt es auch keine oder sehr wenig Interaktion. Das ist fatal.

Wer es trotzdem mit einem Pseudonym versuchen möchte, dem rate ich, sich lange vor der Veröffentlichung eine große Netzgemeinde zu schaffen, sich unter dem Pseudonym aktiv in Gruppen und Gemeinschaften zu beteiligen und überall Spuren zu hinterlassen. Berichtet über euren Fortschritt, reißt Szenen kurz an, entfacht Gefühle in den potenziellen Lesern, indem ihr immer mal wieder einen tragenden Satz aus eurem Projekt oder Bilder, Zeichnungen - eben alles, was euer Projekt ausmacht - postet. Winzige Ausschnitte, denn auch hier ist weniger mehr. Ihr wollt ja nicht spoilern, sondern nur die Neugier eurer Leser wecken. Und das am besten über einen langen Zeitraum.

Ich für meinen Teil habe genug vom Verstecken. Auf der »Buch Berlin - Die Berliner Buchmesse« habe ich bereits den ersten Schritt getan, denn hier trat ich als Dana Müller und Cecilia Bennett auf.

Einzig auf meiner Autorenseite bei Amazon, sowie bei Bookrix bleibt die Trennung erhalten, allerdings mit Erwähnung des jeweils anderen Autorennamens. Doch in den sozialen Netzwerken wird es eine Zusammenlegung geben, denn um die Accounts von beiden zu bedienen, bräuchte ich auf Dauer einen Klon.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne und hoffe, euch mit meinem kleinen Einblick zumindest dazu angeregt zu haben, es mit einer Trennung zu versuchen und eigene Erfahrungen zu sammeln Ich würde mich freuen, wenn ihr mir in die Kommentare schreibt, wie es bei euch funktioniert.

Eure Dana Müller (Cecilia Bennett)





Zu finden bin ich hier:

Dana Müller:
Amazon Autorenseite
Bookrix
Homepage

Cecilia Bennett:
Bookrix
Fanpage
Homepage

4 Kommentare:

  1. Sehr guter Erfahrungsbericht. Ich stehe vor dem gleichen Problem. Schreibe Krimis und ich glaube, genauso gut auch Liebesromane schreiben zu können. Aber nimmt mir eine 25 Jahre alte Leserin das auch ab? Es gibt Männer, die schreiben ziemlich offen auch in diesem Bereich. Aber es beginnt schon wie von dir geschildert mit dem Portrait in den sozialen Netzwerken. . . Bei mir zeigen sich schon die grauen Haare . . . Ich muss noch weiter darüber nachdenken. Oder ich schicke meine Tochter vor. Aber ich glaube, die wird sich bedanken . . .

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    1. Ein Pseudonym kann ein gutes Werkzeug sein, gerade solch verschiedene Genres zu trennen. Mein Tipp an dich:

      So, wie du deine Charaktere für deine Geschichten erstellst, baue dir dein Pseudonym auf. Angefangen beim Namen, bis hin zu Hobbys, Privaleben...Versuche, wie oben beschrieben, ein Netzwerk aufzubauen.
      Es ist leider sehr zeitaufwendig, aber es lohnt sich.

      Vielleicht ist auch ein offenes Pseudonym etwas für dich. Dann wissen eine Leser, dass du dahintersteckst und schnuppern evtl. auch mal in eine Liebesgeschichte von dir, teilen deine Beiträge oder empfehlen dich (dein Pseudonym) auch auf anderen Plattformen oder Freunden. Dennoch sind die Genres getrennt und deine Leser laufen nicht Gefahr, aus Versehen einen Liebesroman aus deiner Feder zu kaufen, wo sie doch einen neuen Krimi erwartete haben.

      Welchen Weg du auch wählst, ich wünsche dir viel Erfolg.

      P.S. Die Idee mit der Tochter hatte ich auch, aber die hat mir einen Vogel gezeigt :D

      Lieben Gruß, Dana Müller

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Hey,
    danke für den Klasse Artikel.
    Ich sehe das Pseudonym als einen Schutz des Namens der Person, habe aber ein Foto von mir auf meiner Webseite. Meine Leser dürfen schon wissen, wie ich aussehe. Allerdings ist da auch die Grenze erreicht. Andere Sachen gehören nicht in die Öffentlichkeit oder ins Netz. Nette Grüße austauschen, über Bücher und Figuren diskutieren, ja. Fragen zu meinem Privatleben? Sorry, nein. Von daher muss ich nie groß Überlegenheit, was ich über mich preisgebe oder was nicht. Mein Pseudonym ist meine Arbeitskleidung, mein Schreibtisch, mein AArztkittel, wenn man so will und seinen Arzt oder Anwalt fragt man auch nicht nach seinen Kindern, Haustieren oder so.

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