Mittwoch, 29. Juni 2016

Genre „Wie und Was“ - Romantasy

Romantasy wird immer mehr Lesern und Autoren ein Begriff. Doch was steckt eigentlich dahinter? In diesem Artikel erfahrt ihr nicht nur, was Bücher dieses Genres ausmacht - er ist zeitgleich eine „Anleitung“ für all die Schreiber unter euch, die sich an diesem Genre versuchen wollen.



Aber zunächst zu der Frage: Was ist Romantasy?


Romantasy ist die Verschmelzung zweier sehr beliebter Genres. Hier werden Romance und Fantasy zu einer großartig funktionierenden Einheit fusioniert. Dabei fließen die Hauptmerkmale beider Genres in einem Buch zusammen. Doch was sind das für Merkmale?

Romance: In einer solchen Geschichte dreht sich natürlich alles darum, dass er und sie (oder wahlweise sie und sie oder er und er) über einige Umwege am Ende der Story zusammenfinden.

Fantasy: In diesem Genre finden sich Dinge, Wesen, Welten oder Begebenheiten, die es in der eigentlichen Realität (also in unserer Welt, wie wir sie kennen) nicht gibt. Der wohl bekannteste Vertreter und Vorreiter dieses Genres ist „Der Herr der Ringe“. Allerdings reicht auch schon eine Kleinigkeit, wie das Existieren eines einzigen mystischen Wesens, um ein Buch in die Kategorie Fantasy einzuordnen.


Anleitung: Wie schreibe ich Romantasy?


Bausteine Romantasy:
  • eine Welt, die völlig gewöhnlich sein darf (aber nicht muss)
  • zwei die sich lieben (werden)
  • ein Element der Fantasy 
Romantasy kurz und knapp:
  • Zielgruppe: Romantasy-Leser sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weiblich und in den meisten Fällen jüngeren Alters (12 - 25) 
  • Hauptkonflikt: Aus irgendeinem Grund finden die Liebenden (in spe) nicht zusammen. Hier muss es keinen Big Boss Antagonisten geben, aber natürlich ist alles erlaubt. 
  • Hauptaugenmerk: Romance
  • Nebenaspekt: Fantasy

Fangen wir an:

Das Fantasy-Element:

Um aus der Romance eine Romantasy zu machen, braucht ihr ein Fantasy-Element. Ihr müsst keinesfalls wie im Herrn der Ringe eine völlig neue Welt erschaffen. Es reicht ein Fünkchen Etwas, um aus eurer Romance eine Romantasy zu machen. Bei Twilight sind es Vampire und Werwölfe. In der Lux-Reihe (Achtung: Spoiler) bekommen wir es mit Wesen von einem anderen Stern zu tun. Und wiederum in anderen Geschichten begegnen wir Zeitreisenden. Alles Drumherum bleibt so, wie wir es kennen.
Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Überlegt euch, was es dort draußen alles Mystisches unter uns geben könnte, und entscheidet euch für ein oder mehrere Elemente, die ihr in eure Liebesgeschichte einfließen lassen könnt.

Die Liebesgeschichte:

Das Hauptaugenmerk eines Romantasy-Buchs liegt auf der Liebesgeschichte. Meist dreht sich alles um die Liebe zwischen einer menschlichen (jungen) Frau zu einem übernatürlichen männlichen Wesen (ihr dürft aber natürlich auch den Spieß umdrehen). Diese beiden werden sich am Ende der Geschichte finden und allein der Weg dahin macht eure Romantasy-Geschichte aus. Um es spannend zu machen, braucht ihr also Konflikte. Es gibt verschiedene Arten von Konflikten, die zwar alle für sich stehen können. Eleganter ist es jedoch, wenn es euch gelingt, alle Konflikte miteinander zu verweben.


Der innere Konflikt:

Beide Protagonisten hatten schon vor ihrer Begegnung ein eigenes Leben, unabhängig von dem jeweils anderen. Sicherlich hat jeder von ihnen auch schon vorher mit irgendetwas zu kämpfen gehabt und diese Konflikte könnt ihr jetzt mit eurer Liebesgeschichte verweben.
Nehmen wir an, die menschliche Protagonistin steht kurz davor, ihr Abi zu machen, weswegen sie sowieso schon unter reichlich Druck steht. Nun platzt auf einmal ein gefallener (und natürlich heißer ;) ) Engel in ihr Leben, der alles über den Haufen wirft. Sie kann nur noch an ihn denken, sich nicht mehr aufs Lernen konzentrieren und befürchtet, ihre Prüfungen nicht mehr zu schaffen. Vielleicht will sie sich genau aus diesem Grund auch von ihm fernhalten.

Der Konflikt des Fantasy-Elements:

Das Schöne ist, dass euer Fantasy-Element von Haus aus Konflikte mit sich bringt. Gehen wir von unserem (heißen) gefallenen Engel aus. Möglicherweise hat er irgendetwas angestellt, weshalb er verstoßen wurde und gefallen ist. Doch sein größter Wunsch ist, den Status des Gefallenen loszuwerden. Wenn er allerdings mit dem Menschenmädchen etwas anfängt, verhindert dies, dass er jemals wieder das Gefallenen-Dasein hinter sich lassen kann. Er muss sich entscheiden.


Der äußere Konflikt:

Der äußere Konflikt ist etwas, das von Außen auf die Protagonisten einwirkt und im besten Fall (zumindest für die Geschichte) zwischen ihnen steht und ihr unbeschwertes Zusammensein vereitelt.
Selbst, wenn die Protagonisten gewillt sind, ihre eigenen inneren Konflikte beiseitezulegen, um doch mit dem anderen zusammen sein zu können, gibt es da also noch immer Etwas, was sie doch daran hindert.

Das kann, muss aber nicht, ein Big Boss im Sinne eines klassischen Antagonisten sein. Gehen wir mal davon aus, dass wir diesen einen Antagonisten haben, so könnte es in dem Engel-Beispiel ein nicht-gefallener Engel sein. Möglicherweise hat unser Protagonist diesem Engel versehentlich Schaden zugefügt (was auch der Grund für seinen eigenen Fall war). Dieser nicht-gefallene Engel will nun um jeden Preis verhindern, dass unser Engel jemals wieder glücklich ist.

Der äußere Konflikt (können auch mehrere sein) muss aber nicht von einem Big Boss herrühren. Ihr könnt euch alles Mögliche ausdenken, was unserem Pärchen Steine in den Weg legt, um endlich ein glückliches Leben zu führen. Zum Beispiel könnten die Eltern des Mädchens den Protagonisten ganz furchtbar finden und ihr den Kontakt verbieten. Oder ein Freund unseres gefallenen Engels trichtert ihm ununterbrochen ein, dass er nicht mit einem menschlichen Mädchen zusammensein sollte.

Gerade in der Romantasy könnt ihr aber auch wunderbar allein schon mit den inneren Konflikten der Protagonisten und/oder dem Konflikt des Übernatürlichen die Spannung in der Geschichte aufbauen.
Dies ist voll und ganz euch überlassen.

Das Ende:

Am Ende einer Liebesgeschichte, sei es in der Romantasy oder einem anderen Genre, steht immer das Happy End. Die beiden Liebenden finden endlich zueinander und können ein gemeinsames Leben führen. Gäbe es kein Happy End, hättet ihr ein Drama geschrieben.
Ihr mögt jetzt sagen: „Aber das ist ja langweilig. Damit rechnet doch jeder Leser.“ Und damit habt ihr auch recht. Aber genau das will der Leser einer Liebesgeschichte auch. Und es ist nicht schlimm, dass er von Anfang an weiß, dass sie am Ende doch zusammen kommen werden. Es geht hierbei darum, dass der Leser mit den beiden Liebenden mitfiebern will. Er will mit ihnen bangen, mit ihnen verzweifeln und sich am Ende mit ihnen freuen.
Also gebt ihnen genau das ;)

Perspektive:

Bei einem Liebesroman ist es vermutlich wichtiger, als in jedem anderen Genre: Dass sich der Leser in den Protagonisten / die Protagonistin hineinversetzen kann. Mit der Ich-Perspektive gelingt euch dies besser, als mit jeder anderen Perspektive. Natürlich ist es kein Muss, aber aus dieser Perspektive erfährt der Leser aus erster Hand und nächster Nähe, was in der Hauptfigur wirklich vorgeht.

Einzigartigkeit:

Derzeit erscheinen laufend neue Romantasy-Bücher, die sich zudem oft sehr ähnlich sind. Um aus der breiten Masse herauszustechen, müsst ihr euch etwas überlegen, etwas in eure Geschichte einfließen lassen, was noch kein anderer zuvor mit diesem Genre angestellt hat. Brecht die Regeln und erschafft etwas Neues.


Vielleicht sind euch gleich beim Lesen dieses Artikels Ideen für eure eigene Romantasy-Geschichte gekommen. Dann legt jetzt sofort los und schreibt sie auf. Viel Spaß beim Erfinden eurer ganz eigenen Liebesgeschichte mit einem Funken von Fantasy!

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Jill schreibt Urban-Fantasy & Romantasy. Auf ihrem Blog JillSchreibtEinBuch.de könnt ihr die Entstehung ihrer Bücher verfolgen und gleichzeitig nützliche Schreibtipps mitnehmen.



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