In einem meiner letzten Artikel habe ich dir
ja schon erklärt, warum Schreiben als Hobby scheiße ist. Heute
möchte ich dir zeigen, dass du das Schreiben auch nicht zum Beruf
machen solltest, weil es ebenfalls ziemlich scheiße ist – sogar
noch viel scheißer!
1. Schreiben bringt kein Geld
Zumindest im Vergleich
zu anderen Jobs, kannst du fürs Schreiben einfach keinen normalen
Stundenlohn ansetzen. Bücher wären so teuer, dass selbst du dir
kein Buch mehr kaufen wollen würdest.
Vor allem als Selfpublisher lässt du
dich erst einmal auf ein Minusgeschäft ein. Du musst irgendwoher ein
Cover, ein Lektorat und ein Korrektorat bekommen. Das kostet, wie wir
alle wissen. Und du musst mega gut sein, wenn du allein diese
Ausgaben durch Buchverkäufe wieder reinkriegen willst – zumindest
am Anfang. Hinzu kommt dein Verdienst, der nicht nur gegen Null geht,
sondern durch sonstige Ausgaben eben häufig in den zwei- oder
dreistelligen Bereich gehen kann. Nur leider mit einem Minus davor.
Vom Mindestlohn kannst du erst mal
schön träumen.
Also muss ein Brotjob her, von dem du
leben, deine Familie versorgen und dein Minusgeschäft finanzieren
kannst. Dieser lastet dann wieder auf der Zeit, die du brauchst, um
zu schreiben (wofür du kein Geld bekommst, weswegen diese Aufgabe
eher unten auf deiner Prioritätenliste steht).
Wenn du Mut hast, dann versuchst du,
mit weniger Stunden die Woche deiner Brotbeschäftigung nachzugehen
und die restliche Zeit ins Schreiben zu investieren. Hierfür
brauchst du nicht nur Mut, du musst auch knallhart sein: gegenüber
deiner Familie, aber auch dir selbst mitsamt deinen Träumen,
Wünschen und Sehnsüchten.
2. Schreiben ist keine richtige Arbeit
Genau so sehen das die Menschen in
deiner Umgebung meistens. Für Arbeit bekommt man Geld. Du steckst
Geld in diese „Arbeit“, also ist es ein Hobby. Und so ein
skurriles Hobby, das will man doch wirklich nicht haben (siehe meinen
Artikel „Warum schreiben als Hobby scheiße ist“!).
Es ist echt schwer, mit vernünftigen
Argumenten vor Freunden, deiner Familie und irgendwann auch dir
selbst, dein Schreiben zu verteidigen.
All das, was andere zu ihrer Arbeit
motiviert (zumindest in unser Gesellschaft) wie Geld, feste
Arbeitszeiten (und dann Feierabend, Urlaub, Wochenende) und
Anerkennung (weil es ein anstrengender, gutbezahlter oder
prestigebehafteter Job ist für den jeder, der ihn ausübt, eine
ordentliche Ausbildung gemacht hat, die er zumeist durch ein Zeugnis
belegen kann), hast du nicht.
Du wirst müde belächelt, denn –
seien wir mal ehrlich – es ist verdammt unrealistisch, dass du
irgendwann mit deinem Schreiben genug Geld verdienst, um all das
stemmen zu können, was ein „normaler“ Mensch nun einmal stemmen
kann.
3. Du stehst unter enormem Leistungsdruck
Burnout ist die Krankheit der
Angestellten. Sie leisten Tag für Tag mehr, als ihnen gut tun würde.
Mit dabei: Die Angst im Nacken, irgendwann entlassen zu werden.
Dein Hamsterrad ist um ein vielfaches
kleiner. Du musst nicht nur Tag für Tag mehr leisten, als dir gut
tut. Du bekommst auch viel weniger, als die anderen für das, was sie
tun (ich erinnere an den Buchpreis auf Stundenbasis). Du musst nicht
nur etwas produzieren oder den ganzen Tag freundlich sein – was
meiner Meinung nach schon hart genug ist -, du musst dabei auch noch
kreativ sein. Das erwartet man einfach von dir.
Du musst gute Geschichten schreiben,
die logisch sind, die sich von der Masse abheben und das gewisse
Etwas haben. Außerdem musst du einen tollen Schreibstil haben.
Auch die bucklige Verwandtschaft
erwartet einiges – sollte sie denn einmal akzeptiert haben, dass du
ein Künstler bist (was, unter uns gesagt, für viele konservativ
eingestellte Menschen immer ein wenig gruselig ist). Du sollst
besonders literarisch schreiben oder die Besteller-Listen stürmen.
Man möchte dein Werk nur dann gern im Regal stehen oder überhaupt
gelesen haben, wenn du wer bist.
Aber auch dein eigener Anspruch ist
unendlich hoch. Du möchtest gut schreiben. Doch Schreiben ist dann
nicht mehr das Einzige.
Du schreibst nicht, du produzierst.
Denn von nur einem Werk allein kann kein Autor leben (zumindest nicht
zu Lebzeiten und danach ist es sowieso egal). Du musst nachlegen, dir
von irgendwoher die Ideen aus dem Körper oder deinem Geist saugen,
während hinter dir das Finanzamt steht und unruhig mit dem Fuß
trippelt, weil du die Steuererklärung immer noch nicht abgegeben
hast.
4. Du bist nicht normal, wenn du das Schreiben als Beruf ausübst
Manchmal bin ich wirklich froh, dass
95% der Menschen, mit denen ich zu tun habe, Autoren (oder zumindest
Künstler) sind. Sie ticken wie ich und darum fühle ich mich
pudelwohl, wenn ich mit ihnen zu tun habe.
Werde ich aber mit den „normalen“
Menschen dieser Welt konfrontiert, weiß ich nicht, wie ich mich
verhalten soll. Ich habe keine Ahnung, wie man sich als „normaler“
Mensch verhält.
Für mich ist es ganz natürlich,
Menschen zu beobachten. „Normale“ Menschen finden das irgendwann
gruselig.
Für mich ist es inspirierend, Menschen
zuzuhören. „Normale“ Menschen warten wahrscheinlich darauf, dass
ich irgendwann mal eine Frage stelle. Sowas liegt mir gar nicht –
oder zumindest fällt es mir extrem schwer. Die interessantesten
Dinge erfährt man einfach, wenn man nur zuhört, wenn der andere den
Eindruck hat, er spricht nur mit sich selbst.
Auch wenn mich manche Probleme echt
heftig aus der Bahn werfen, bin ich doch die meiste Zeit in meiner
Rosawatteflauschewelt unterwegs. Ich kann mir vorstellen, dass
„normale“ Menschen auch das ziemlich unheimlich finden, denn …
Habt du schon mal die ganzen Autofahrer gesehen, die euch auf der
Straße entgegen kommen? Und dann guck im Gegensatz dazu mich an. Es
gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht grinse (liegt vielleicht auch
daran, dass ich später lieber Lach- statt Sorgenfalten hätte).
5. Andere Menschen reagieren echt komisch, wenn du ihnen erzählst, dass du beruflich schreibst
Du musst dir anhören, was für tolle
Ideen andere Menschen haben.
Wenn du es vermeiden kannst, zu sagen,
was du beruflich machst, ohne dass es komisch rüberkommt, dann tu
es. Nichts ist nerviger als „normale“ Menschen, die von sich
behaupten, eine so geniale Idee zu haben, so super genial, dass sie
dir davon erzählen müssen, damit du ihnen sagst, wie genial doch
ihre Idee ist. Du musst diese dann loben, wenn du es nicht tust, dann
sind sie beleidigt. Und wenn du es getan hast, dann wird dir
vorgeschlagen, dass du doch die Geschichte schreiben kannst, weil sie
selbst ja keine Zeit dafür hätten. Du bist doch sowieso den ganzen
Tag zu Hause … und schreibst an deinen eigenen Projekten, du hast
davon so viele, dass dir der Kopf zu zerbersten droht. Das willst du
ihnen sagen, aber sie hören schon gar nicht mehr hin, während sie
dir erzählen, wie du ihr Buch am besten schreiben sollst.
Du wirst gefragt, was du denn schreibst
und ob man es mal lesen kann
Coole Sache, wenn du bereits
veröffentlicht hast. Nicht so cool, wenn du gerade dabei bist, das
Buch zu schreiben. Denn auch dann wollen es andere Menschen schon
lesen, obwohl du nicht einmal ansatzweise fertig bist.
Noch weniger cool ist es, wenn du
herumdruckst und sagst, in welchem Genre du schreibst. Klischees
können ja echt ziemlich praktisch sein, aber nicht, wenn du als
Kinderbuchautor belächelt wirst, weil es ja für andere so einfach
scheint, Kinderbücher zu schreiben, nicht, wenn du dich als Horror-
oder Krimiautor outest und die anderen einen halben Schritt
zurückweichen, weil sie denken, du schlitzt ihnen gleich die Kehle
auf, nicht, wenn du mit Leib und Seele und aus voller Überzeugung
sagst, dass du erotische Geschichten schreibst, denn auch hier
könntest du den einen oder anderen skeptischen Blick bekommen und
wenn du ein bisschen Glück hast, dann ist dein Gegenüber peinlich
berührt und wechselt nach der Gesichtsfarbe auch schnell noch das
Thema.
Ich hoffe, ich konnte dir hiermit
zeigen, dass es nicht nur scheiße ist, schreiben als Hobby zu haben,
sondern noch viel scheißer, wenn man es als Beruf ausübt.
Zum Weiterlesen:
Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht.
Hallo,
AntwortenLöschenich finde es sehr schade, dass du anscheinend nur Volldeppen um dich herum hast. Du berichtest auch hier wieder, dass die Leute das Schreiben als Arbeit nicht akzeptieren. Ähnlich war es als Hobby in deinem letzten Beitrag.
Das geht mir ganz anders. Die Leute freuen sich darüber, dass ich Schreibe und dass ich es zu meinem Beruf machen will. Sie sind begeistert davon und fasziniert. Eigentlich fallen meistens solche Sätze wie: "Wow, das ist ja spannend und bestimmt viel Arbeit. Wie machst du das neben deinem Job?" oder "Ich würde auch gern ein Buch schreiben, aber das könnte ich nie! Respekt."
Ich bin noch nie jemandem begegnet, der das Schreiben belächelt oder schlecht redet.
Deshalb spreche ich hiermit mein Beileid für dich aus, da du anscheinend von sehr unfreundlichen und seltsamen Personen umgeben bist, die dich für deine Arbeit belächeln. Das ist wirklich schade!
LG
Anna
Hallo, Tinka,
AntwortenLöschenDazu sage ich nur ein Wort: Blasphemie!
Lies und bereue: https://weltbestseller.blogspot.de/2016/09/sakrileg-nestbeschmutzer-ketzerei.html?m=1
Liebe Grüße
Felix
Guten Tag,
AntwortenLöschenwährend des Lesens habe ich immer auf die Stelle gewartet, in der Du den Artikel als Satire kennzeichnest. Aber sie kam nicht. Auch nicht am Ende.
Solltest Du das demnach tatsächlich ernst meinen? Dann finde auch ich es schade. Und ich möchte widersprechen.
"Nur fünf Prozent aller deutschen Autoren können vom Schreiben leben", so sagt es Andreas Eschbach. Was mich ehrlich wundert, denn in den drei Jahren, in denen ich jetzt schreibe (neben dem Brotberuf), habe ich unzählige Autoren kennengelernt, die allesamt vom Schreiben leben können. Und es waren nicht nur zwei oder drei. Alle eint, dass sie in der Tat mehrere Bücher pro Jahr veröffentlichen, aber keiner von denen hat offensichtlich Schwierigkeiten, sich Ideen und Plots auszudenken.
Und auch ich bin immer wieder ehrlich erstaunt, wie "leicht" es doch auch für unbekanntere Autoren ist, mit seinen Büchern einiges an Geld zu verdienen. Nicht das es das Ziel war, aber es ist jetzt ein schönes Nebeneinkommen. Und ausbaufähig.
Und vor allem finde ich es wichtig, dass wir Autoren aus der Ecke rauskommen, wir würden ja nicht arbeiten. (Wenn wir es hauptberuflich tun.) Einem Leser für eine bestimmte Zeit Unterhaltung, Spaß, Freude, Spannung, Kurzweil und dergleichen mehr zu bieten, ist sehr wohl Arbeit. Und eine richtig schöne, wie ich finde.
Hi,
AntwortenLöschenwitzig, ich konnte mich ziemlich gut darin wiederentdecken... =D Ich finde du hast ziemlich viel den Nagel getroffen. Andererseits fehlten mir manchmal Satzzeichen. Aber das hat schon gepasst, man kam mit. An einer stelle sollte glaube ich Hast und nicht Habt stehen, kann aber auch sein, dass ich mich da verlesen habe. Hatte irgendwie mehr mit Hast sinn ergeben. Sry dafür. Ansonsten muss ich jetzt erstmal mein Herz beruhigen =D ich stecke momentan selbst irgendwie in der Übergangsphase von Studium zu Beruf und Autor sein ist ja, wie du bereits sagtest, irgendwie nicht. Es ist wirklich verdammt hart und man konkurriert extrem mit anderen Medien, mit alten Klassikern und mit wirtschaftlichen Erwartungen.
Liebe Grüße
MAI Pepper