Das verrückte Genie, das geniale Meisterwerke schafft – jeder ist wohl mit diesem Charakter vertraut und manch einer hat ihn vielleicht sogar schon in seine Geschichten eingebaut. Tatsächlich gab es zahlreiche berühmte Künstler, die an psychischen Erkrankungen litten. Man denke nur an Robert Schumann, der seine tollsten Stücke in manischen Phasen komponierte, während er in depressiven Phasen kaum eine Note aufs Blatt brachte. Oder an Vincent van Gogh, einen der größten Maler überhaupt, der sich in einem psychotischen Anfall ein Ohr abschnitt. Doch auch die Literaturgeschichte kennt zahlreiche tragische Schicksale dieser Art.
Bevor wir uns diesen berühmten Vertretern widmen, möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, ob Kreative wirklich anfälliger für psychische Störungen sind als weniger kreative Menschen.
Eine Studie gibt Antworten
Eine Studie von schwedischen Forschern mit dem Titel „Mental Illness, Suicide and Creativity: 40-Year Prospective Total Population Study“ ist dieser Frage auf den Grund gegangen. Für die Studie wurden über einen Zeitraum von vierzig Jahren die Daten von rund 1,2 Millionen Patienten und deren Angehörigen gesammelt und analysiert. Das Ergebnis zeigte, dass gerade die Bipolare Störung bei kreativen Berufen wie Tänzern, Fotografen, Schriftstellern aber auch Wissenschaftlern häufiger auftrat. Dies hat mit der dabei vorkommenden Manie zu tun – einem Zustand, in dem der Erkrankte keine Grenzen kennt und vor Kreativität und Energie beinahe platzt. Ein Mensch, der eine Manie, oder in schwächerer Form einer Hypomanie, durchlebt, hat unglaublich viele neue Ideen und „das Denken außerhalb der Box“ fällt ihm besonders leicht. Er braucht weniger Ruhephasen und ist meist bis spät in die Nacht aktiv und arbeitet mit höchster Konzentration an seinen Werken. Doch eine Manie ist keinesfalls ein wünschenswerter Zustand. Nicht selten verlieren diese Menschen früher oder später die Kontrolle über sich, erschöpfen sich durch zu wenig Schlaf, leben verschwenderisch und überschätzen sich völlig.
Doch die Studie fand noch mehr heraus. Die Schriftsteller taten sich in besonderem Maße hervor: Im Gegensatz zu ihren künstlerischen Kollegen sind bei ihnen auch andere psychische Krankheiten wie Schizophrenie, Angststörungen, Depression und Abhängigkeit von Suchtmitteln häufiger an der Tagesordnung. Und die Studie zeigte noch eine traurige Tatsache: Die Selbstmordrate ist bei Schriftstellern um 50 Prozent höher als bei anderen, nicht kreativen Berufsgruppen.
Natürlich bedeutet das nicht, dass jeder, der schreibt, gefährdet ist, psychisch krank zu werden, oder dass nur psychisch Kranke eine hohe Kreativität haben. Die Wissenschaftler konnten nämlich keinen generellen Zusammenhang zwischen Kreativität und psychischen Erkrankungen feststellen.
Die Liste prominenter Beispiele ist lang ...
Dennoch zeigt uns die Geschichte der Literatur zahlreiche Beispiele von talentierten Schriftstellern, die an einer psychischen Erkrankung litten.
Der amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Ernest Hemingway (1899 – 1961) litt Zeit seines Lebens unter schweren Depressionen und Alkoholismus. Als er 29 Jahre alt war, erschoss sich sein Vater. Es kursieren Gerüchte, nach denen sowohl er als auch sein Vater an der Bipolaren Störung gelitten haben sollen. Hemingway selbst war mehrfach in Behandlung, ehe er sich im Alter von knapp 62 Jahren mit seiner Lieblingsschrotflinte selbst erschoss.
Die britische Schriftstellerin und Verlegerin Virginia Woolf (1882 – 1941) soll an der Bipolaren Störung gelitten haben. Mit 31 Jahren unternahm sie einen ersten Selbstmordversuch, bei dem sie Schlaftabletten schluckte. Immer wieder erlebte sie schwer depressive Schübe und extreme Stimmungsschwankungen, die sogar Krankenhausaufenthalte nötig machten. Sogar von psychotischen Symptomen und Stimmenhören wird berichtet. 1941 ertränkte sie sich in einem Fluss.
Sylvia Plath (1932 - 1963), die vor allem für ihre Lyrik und ihren Roman „Die Glasglocke“ berühmt wurde, bekam 1953 im Alter von 21 Jahren erstmals schwere Depressionen und Stimmungsschwankungen und versuchte sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen. Sie kam daraufhin in eine psychiatrische Klinik, wo sie mit Elektroschocks therapiert wurde. 1958 wurde bei ihr eine Bipolare Störung diagnostiziert und sie musste sich erneut in Behandlung begeben. 1963 beging sie nur vier Wochen nach Erscheinen ihres einzigen Romans Suizid. Sie wurde nur 30 Jahre alt.
Auch den Autoren Leo Tolstoi, Scott Fitzgerald, Mark Twain, Emily Dickinson und Charles Dickens werden Depressionen nachgesagt. Der Meister des Horror und Suspense, Stephen King, litt unter depressiven Verstimmungen, die er mit Drogen und Alkohol zu bekämpfen versuchte. Selbst Harry-Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling blieb nicht verschont: Vor ihrem großen Erfolg als Autorin hatte sie mit schweren Depressionen zu kämpfen. Später verarbeitete sie diese Erfahrung, indem sie die „Dementoren“ entwickelte, die genau jenes Gefühl der völligen Freudlosigkeit verkörpern sollten.
Wie kann ich verhindern, dass mich eine Depression trifft?
Eine Depression ist eine Erkrankung, die vielerlei Ursachen haben kann. Dennoch gibt es ein paar Tricks, mit denen du dein Risiko, an einer Depression zu erkranken, senken kannst.
1. Beweg dich!
Schriftsteller verbringen täglich mehrere Stunden sitzend vor dem PC . Es ist wichtig, dass du hier einen Ausgleich schaffst und dich regelmäßig körperlich betätigst. Das kannst du allein oder auch mit anderen gemeinsam tun. Finde eine Sportart, die dir Spaß macht. Gehst du gerne an die frische Luft? Dann sind vielleicht Nordic Walking oder joggen eine Möglichkeit. Bleibst du lieber drinnen? Wie wäre es dann mit Yoga, Aerobic oder tanzen? Auch ein einfacher Spaziergang um den Block ist bereits hilfreich. Vielleicht findest du ja einen Begleiter, mit dem du dich dabei unterhalten kannst.
2. Iss gesund!
Wenn man gerade mitten in einem Projekt steckt, verschwendet man nicht gerne viel Zeit mit anderen Dingen. Kochen gehört auch dazu. Trotzdem solltest du darauf achten, dich ausgewogen und gesund zu ernähren. Zwischendurch kann etwas Obst oder Gemüse ein leckerer Snack für deine Schreibpause sein. Anstatt zur Schokolade greife lieber zu einem Apfel. Nicht umsonst heißt es so schön: „An apple a day keeps the doctor away.“
3. Schlaf genug!
Auch wenn du, so wie ich, zu den Nachteulen gehörst, die abends erst so richtig auftauen: Genug und regelmäßig schlafen ist wichtig! Gewöhne dir am besten einen festen Schlafrhythmus an und versuche, nicht weniger als sieben Stunden pro Nacht im Bett zu verbringen. Schreiben ist Arbeit und davon muss sich dein Körper auch erholen.
4. Vergiss deine Freunde nicht!
An einem Roman zu schreiben ist eine tolle Sache – allerdings auch eine einsame! Auch wenn Schriftsteller oft Einzelgänger sind, und da zähle ich mich auch dazu, sollte man selbst in aktiven Schreibzeiten zwischendurch Zeit für Freunde und Familie einplanen. Das fördert nicht nur die Beziehungen zu den jeweiligen Personen, sondern schützt dich auch vor Vereinsamung. Das kann nämlich schneller passieren, als dir vielleicht bewusst ist.
Nicht zuletzt kann das Schreiben selbst heilsam wirken. Wie man das Schreiben nutzen kann, um mit Stress und Problemen besser umzugehen, damit werde ich mich in meinem nächsten Artikel beschäftigen. Bis dahin, bleibt happy :-)
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Weitere Artikel:
- Prokrastination – Morgen ist auch noch ein Tag
- »Du kannst das sowieso nicht!« - Vom Umgang mit dem inneren Kritiker
- Kreativität – Begabung oder Übung?
Mimi bloggt auf www.myna-kaltschnee.com über Bücher und das Schreiben. Ihre Geschichten sind in den Genres Horror, Fantasy und Science Fiction zu Hause.
Gut geschriebener, interessanter Artikel!
AntwortenLöschenVielen Dank! Es freut mich, dass dir der Artikel gefallen hat.
LöschenLiebe Grüße,
Mimi
Schön, dass du einen Artikel zu diesem Thema verfasst hast. Wenn du Lust hast, noch ein bisschen mehr dazu zu lesen, dann schau doch mal auf meinem Blog vorbei und lies dir meine Beiträge zur Mental Health Week durch. :-)
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße
Lisa
traeumenvonbuechern.blogspot.de
Hallo Lisa,
Löschenschön, dass dir der Artikel gefällt. Ich werde gerne mal auf deinem Blog vorbeischauen, denn mich interessiert alles, was mit dem Thema zu tun hat.
Ganz liebe Grüße,
Mimi
Danke für diesen schönen Artikel!
AntwortenLöschenIch möchte dennoch einen scheinbaren Widerspruch erwähnen:
"1. Beweg dich!
Wie wäre es dann mit Yoga, Aerobic oder tanzen?"
"Das Ergebnis zeigte, dass gerade die Bipolare Störung bei kreativen Berufen wie Tänzern, …"
;)
Hallo Victoria,
Löschenschön, dass dir der Artikel gefällt. Huch, da hat sich wirklich ein kleiner Widerspruch eingeschlichen. Danke für den Hinweis! Ist mir gar nicht aufgefallen :P
Ganz liebe Grüße,
Mimi
hardstyle 4 ever!!!
AntwortenLöschenHardstyle will never die!!! *love* *Herz*
MfG