Was ist Clean-Writing?
Clean-Writing beschreibt das Phänomen, die erste Fassung so sauber wie möglich schreiben zu wollen. Soweit ist das verständlich, denn von kaum einem Autoren hört man, dass er das Überarbeiten liebt. Doch wie schon Hemmingway sagte: „Die erste Fassung ist immer Mist“, darf daher die erste Fassung auch wirklich Mist sein. Wenn man jedoch schon eine Weile mit Clean-Writing gelebt und geschrieben hat, dann fällt genau das schwer. Es ist der Perfektionismus, der unserem inneren Künstler einen Strich durch die Rechnung macht, denn er wird von unserem inneren Kritiker übertönt.
Wie entsteht Clean-Writing?
Die Befürchtung, dass Clean-Writing ansteckend ist, steht für mich schon eine Weile im Raum. Je mehr ich mit Autoren zu tun habe, desto mehr bin ich darauf bedacht, mich den Regeln des Autorendaseins zu fügen. Dazu gehört es, so wenige Adjektive wie möglich zu verwenden, möglichst kurze Sätze zu schreiben, Dialoge ohne überflüssige Begleitsätze zu schreiben, jeden Satz so zu schreiben, dass er auf den nächsten neugierig macht und so weiter. Jeder Autor kennt mindestens eine der genannten Regeln, wenn er nicht ganz abgeschirmt von anderen Autoren und sämtlichen Autorenratgeberblogs und -büchern sein Autorendasein fristet.
Wie erkennst du, dass du an Clean-Writing leidest?
Bei mir war es so, dass mir mein eigenes Schreiben kaum noch Spaß gemacht hat. Ich hatte das Gefühl, dass alle Sätze bei mir gleich aufgebaut sind: Subjekt, Prädikat, Objekt. Sogar die Sätze in meinen Blogbeiträgen fand ich unkreativ. Ich schrieb zwar immer noch gerne, doch irgendwie lustloser als zuvor, nicht so frei, und ich fühlte mich eingeengt. Auch Adjektive und andere Füllwörter versuchte ich zu vermeiden.
Was kannst du gegen Clean-Writing tun?
Ich muss gestehen, dass ich mich immer noch in Therapie befinde. Schreibtherapie. Schon nach zwei Wochen bemerke ich eine Verbesserung. Ich bin auf dem richtigen Weg. Zudem motivierte mich mein Lektor mit den Worten: „Erzähle die Geschichte so, wie du willst und sie dir in den Sinn kommt. Um den Rest kümmere ich mich.“
Was ist denn dabei, wenn man eine Geschichte wirklich erst einmal so schreibt, wie sie einem in den Sinn kommt? Wörter, die überflüssig sind, kann man später wieder löschen, genauso wie ein Künstler einen Radiergummi benutzen kann. Es muss nicht im ersten Lauf perfekt sein. Hier zählt nur die Geschichte, denn wenn die nicht stimmt, bringt auch die reinste Schreibe nichts.
Tinka liebt es, andere Menschen zu motivieren und zu inspirieren. Die Autorin bloggt auf tinkabeere.com, hat einen Ratgeber zum Bloggen veröffentlicht und schreibt fantastische Jugendbücher.
Ich finde, man darf sich von Schreibratgebern und dem inneren Kritiker nicht verrückt machen lassen. Wenn man sich beim Überarbeiten nicht allzusehr unter Druck setzt, sollte es auch kein Problem sein, auch bei der Korrektur Spaß und Freude zu empfinden. Dir frohes Schaffen.
AntwortenLöschenJens
Dankeschön, wünsche ich dir ebenfalls :)
LöschenTinka