In Südostasien finden sich zahlreiche Tempel, die schon vor langer Zeit errichtet wurden und heute immer noch teilweise in einem sehr guten Zustand sind. An diesen finden sich viele Reliefs zu verschiedenen Geschichten. Ich möchte euch heute einen dieser Tempel vorstellen, an dem vor allem die Geschichten des Helden Panji zu finden sind. Panji ist im Prinzip eine Märchenfigur, die immer eine Art Kappe auf dem Kopf trägt.
Jedoch erlebt er nicht nur eine, sondern sehr viele kurze Geschichten. Ich möchte euch damit zeigen, dass man sich auch für Kurzgeschichten gut von diesen Reliefs inspirieren lassen kann. Es ist dabei nicht so wichtig, die wahre Geschichte dahinter zu sehen, die auch in Büchern nachgelesen werden kann. Viel mehr ist es doch gut, dass es tatsächlich so viele Möglichkeiten gibt, die Szenen zu deuten. Also, wenn ihr Lust habt, dann kommt mit auf eine kleine Reise in die verschlungenen Pfade Ostjavas und in die gewaltige Höhe von 1090 Metern.
Südlich von Surabaya und nördlich von den Arjuna- und Welirangbergen reicht der Penanggungan bis in 1653 Metern Höhe. Die zwei bekanntesten Tempel auf dem Berg sind der Belahan auf dem östlichen Hang und Jolotundo auf dem westlichen Hang. Umrandet wird das Ganze von 16 weiteren Bergen, die sich auf verschiedenen Höhen befinden. Zu diesen gehört auch der Bekel, welcher im Nordwesten des Penanggungan liegt und den Tempel Kendalisodo beheimatet. Eigentlich sind die meisten heiligen Bauten auf den Bergen Heilgenstädten, doch einige sind auch Höhlen, die früher als Unterkunft für Asketen und Einsiedler dienten, in denen sie meditieren konnten. Der Kendalisodo jedoch vereint beide Arten und ist damit einzigartig. Weil der Tempel einer der am vollständig erhaltensten Tempel auf dem Penanggungan ist, kann immer noch gut erkannt werden, wie er in der Majapahitperiode, von 1292 bis 1500, wahrscheinlich ausgesehen hat. In 1090 Metern Höhe steht das aus dem Vulkangestein Andesit bestehende Heiligtum. Dieses hat vier Terrassen, die ca. sechs Meter lang und einen Meter breit sind. In der Mitte befindet sich ein Aufgang, der das Heiligtum in zwei Seiten aufteilt. Rechts vom Heiligtum stehen außerdem noch die verwitterten Überreste eines Miniaturtempels, welcher das Heiligtum vor bösen Einflüssen schützen sollte.
Das Relief am Heiligtum zeigt eine kurze Episode von Panji. Im Kern geht es darum, dass der Prinz Panji mit der Prinzessin Chandrakirana verlobt ist, doch durch einen Zwischenfall werden die beiden getrennt und jeder macht sich auf seine eigene Reise. Panji sucht dabei mit seinen Dienern nach seiner Prinzessin, wobei er auch Liebesbeziehungen zu anderen Frauen unterhält. Während der Geschichte zeigt er sein Können als Poet und als Musiker, um kurz vor dem Ende seiner Reise zur Meditation zu finden. Am Ende der Geschichte kommen der Prinz und die Prinzessin wieder zusammen und können heiraten.
Die Reliefs, die sich am Kendalisodo befinden, gehören wahrscheinlich zu der Geschichte Jayakusuma, die damit beginnt, dass Prinz und Prinzessin verlobt sind. Doch bevor die beiden heiraten können, wünschen Panjis Eltern, dass sie zu seinen mütterlichen Großeltern nach Borneo reisen und dort ihre Ehrerbietung erweisen. Doch während ihrer Reise durch die schöne Natur, werden sie bei ihrer Überfahrt durch einen Sturm voneinander getrennt. Panji ist daraufhin in Borneo und lernt das Volk der Dayak kennen, wohingegen Chandrakirana nach Bali kommt. Der Prinz ändert nun seinen Namen in den Titel der Geschichte, also Jayakusuma, was die „Blume des Sieges“ bedeutet. Nach einigen weiteren Abenteuern finden die Liebenden wieder zusammen und können doch noch heiraten.
Ich finde diesen ganzen Hintergrund sehr spannend und habe schon selber neue Kurzgeschichten zu Panji geschrieben. Solange ihr euch an das Grundmuster und die zeitlichen Zusammenhänge haltet, wird auch eine neue Geschichte wunderbar in das Muster der bisherigen passen. Aber vielleicht ist es auch spannender, wenn die Episode zwischen Panji und seiner Prinzessin nicht gut ausgeht und sie am Ende nicht heiraten. Während seiner Meditationen lernt er mit Tieren zu sprechen und kann so einen bösen Dämon besiegen.
Eure Aufgabe ist es, im Internet nach einem Relief zu suchen, das euch sofort ins Auge springt. Wenn ihr selber gut zeichnen könnt, dann dürft ihr auch euer eigenes Relief malen, vielleicht sogar mit euch als eine der Figuren?
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Gastautorin Rebecca
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Indonesien ist mein absolutes Lieblingsland. Es war spannend, über die Tempelreliefs zu lesen - mal wieder was dazu gelernt :-)
AntwortenLöschenDas freut mich doch sehr zu hören! :)
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