Der Autor
Wie stellt man sich als Autor das
perfekte Buchcover vor? Als Selfpublisher hat man keine
Verlagsmaschinerie im Rücken, die das Design übernimmt, dafür aber
große Freiheit bei der Gestaltung des eigenen Buchcovers. Man hat
Monate, oft auch Jahre mit der Aus- und Überarbeitung des Textes
verbracht – nun soll das Cover als wichtiges Verkaufsargument den
Inhalt auch perfekt widerspiegeln.
Doch wie präsentiert man den Inhalt am
besten? Man ist versucht, alle wichtigen Figuren und Schlüsselobjekte
auf dem Cover zu platzieren – schließlich machen diese doch den
Inhalt aus, nicht wahr? Nicht immer ist das eine gute Idee, denn wenn
das Titelbild aus zu vielen Elementen besteht, wird der Leser eher
verwirrt als angesprochen. So wichtig es ist, dass Cover und Inhalt
einander entsprechen, so wichtig ist auch Klarheit in der Gestaltung.
Der Leser
Und was erwartet der Leser von einem
Buchcover? Natürlich sollte sein Interesse geweckt und seine
Fantasie angeregt werden – aber er möchte ein Buch auch anhand des
Covers einem Genre zuordnen können. Wird eine falsche Erwartung
geweckt oder Verwirrung gestiftet, wirkt sich das negativ auf den
Verkauf aus.
Ein Thriller verfolgt ein anderes
grafisches Konzept als ein Liebesroman, soviel ist klar. Aber auch
innerhalb eines Genres kann es große Unterschiede geben: ein
gerichtsmedizinischer Thriller kommt anders daher als ein
Cyber-Thriller, eine Urlaubsromanze anders als eine
Teenager-Lovestory.
Doch das muss nicht bedeuten, dass sich
ein Cover in ein enges Korsett zwängen muss, um gut anzukommen –
es gibt viele originelle Cover, die gekonnt Genrekonventionen
ausreizen. Es heißt aber, dass man sich bewusst sein sollte, was man
dem Leser vermitteln will. Denn dessen Erwartung ist von gängigen
Designs bereits geprägt. Wenn man das im Kopf behält, kann man auch
mutiger werden und mit verschiedenen „Looks“ spielen.
Die Gestaltung
Ein Titelbild, das eine Szene direkt
aus dem Roman oder die Gesichter der Hauptfiguren zeigt, kann sehr
interessant und ansprechend wirken. Doch es kann auch Nachteile
haben: Manchmal hat der Autor eine zu konkrete Vorstellung, zu der es
kaum passendes Bildmaterial gibt und der Frust ist programmiert.
Vieles lässt sich durch geschickte Bildbearbeitung lösen, aber eben
nicht alles.
In solchen Fällen kann es lohnend
sein, sich von einer allzu konkreten Vorstellung zu lösen und etwas
abstrakter zu denken: Müssen wirklich alle wichtigen Figuren auf dem
Cover untergebracht werden? Soll der Fokus nicht besser auf dem
Protagonisten liegen? Ist es aussagekräftiger, ein Symbol oder ein
Schlüsselmotiv zu wählen, das einen prominenten Platz auf dem
Buchcover einnimmt? Prägt sich ein reduziertes Motiv eventuell
deutlicher ein als ein überladener Hintergrund?
Gedanklich einen Schritt zurück zu
gehen und eine Designidee auf das Wesentliche zu reduzieren wird mit
einer klareren Komposition belohnt, die dem Leser im Gedächtnis
bleibt – und die nicht schon die ganze Geschichte vor dem Kauf
verrät.
Das Foto einer Person auf dem Cover
vermittelt dem Leser bereits eine sehr konkrete Vorstellung dieses
Charakters. Der Fantasy-Autor Patrick Rothfuss erklärte in einer
Lesung einmal, er vermeide bewusst, seine Figuren allzu genau zu
beschreiben, damit er die Vorstellung seiner Leser nicht einschränkt.
Er lässt Raum für Interpretation – und damit für Identifikation.
Fotos können eine tolle Wirkung erzielen, aber sie sind nicht das
einzige Mittel zum Zweck.
Zu einer guten Präsentation des
Inhalts gehört übrigens auch, dass die Schriftart des Titels zum
Rest des Covers passt. Denn ein gutes Titelbild überzeugt nur in
Verbindung mit einer schönen Titel-Type. Bei dem aktuellen Trend zu
langen Titeln sollte man auch beachten, dass ein langer Titel mehr
Raum einnimmt als ein kurzer und nicht vor einem unruhigen
Hintergrund stehen sollte – zu groß ist die Gefahr, dass er
untergeht oder gar nicht erst lesbar ist.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten der Covergestaltung – hier ein kleiner Überblick:
Illustration
Ob analog oder digital – der
Illustration sind keine Grenzen gesetzt. Es ist im Vergleich die
aufwändigste Technik, die aber den größten gestalterischen
Spielraum lässt. Neben reinen Illustrationen gibt es auch
Mischformen aus Foto und Illustration. Besonders bei phantastischen
Szenen oder Kinder- und Jugendbüchern sind Illustrationen ein
beliebtes Mittel.
Foto-Composing
Hier wird aus verschiedenen Fotos
digital ein Gesamtbild erstellt. Ein Gewitterhimmel kann zum Beispiel
aus ganz verschiedenen Ebenen zusammengestellt werden, um einen
besonders dramatischen Effekt oder einen bestimmten Bildlook zu
erzielen. Der Aufwand kann von gering bis zu sehr intensiv reichen,
je nachdem wie viele Fotos und Details miteinander kombiniert werden.
Typografisch
Der Text steht hier klar im
Vordergrund, dazu können illustrative Elemente oder dezente
Hintergründe kommen. Die Schriftart und -gestaltung sind besonders
wichtig, da sie für den optischen Haupteindruck sorgen. Allein die
Wahl der Schrift kann viel vom Inhalt vermitteln, jede hat ihren ganz
eigenen Charakter und sorgt bei Buchreihen für Wiedererkennungswert
auf dem Cover.
Besonderheiten bei E-Books
Bei E-Books kommen beim Kauf zwar nicht
die haptischen Merkmale zur Geltung wie im Buchladen – optisch
überzeugen muss es trotzdem. Zuerst einmal durch eine gute
Lesbarkeit des Titels, denn feine Schriften oder Details gehen in der
Verkleinerung oft unter. Große Lettern und gute Kontraste geben auch
auf der Schwarz-Weiß-Anzeige eines E-Readers ein schönes Bild ab.
Die jeweiligen Buchtitel stehen im
Vordergrund, die Hintergründe sind dezent, aber wirkungsvoll
gestaltet.
Illustrationen im Zusammenspiel mit der
passenden Schrift vermitteln eine gute Vorstellung des Genres.
Bei Foto-Composings ergeben sich
einprägsame Effekte oder phantastische Szenen:
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Zum Weiterlesen:
- Erfahrungsbericht - geschlossenes Pseudonym
- Mit Instagram zum ersten eigenen Buch
- Autorenfotos - ein Erfahrungsbericht
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