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Mittwoch, 21. Dezember 2016

Die Entstehung eines Buchcovers

Der Autor

Wie stellt man sich als Autor das perfekte Buchcover vor? Als Selfpublisher hat man keine Verlagsmaschinerie im Rücken, die das Design übernimmt, dafür aber große Freiheit bei der Gestaltung des eigenen Buchcovers. Man hat Monate, oft auch Jahre mit der Aus- und Überarbeitung des Textes verbracht – nun soll das Cover als wichtiges Verkaufsargument den Inhalt auch perfekt widerspiegeln.

Doch wie präsentiert man den Inhalt am besten? Man ist versucht, alle wichtigen Figuren und Schlüsselobjekte auf dem Cover zu platzieren – schließlich machen diese doch den Inhalt aus, nicht wahr? Nicht immer ist das eine gute Idee, denn wenn das Titelbild aus zu vielen Elementen besteht, wird der Leser eher verwirrt als angesprochen. So wichtig es ist, dass Cover und Inhalt einander entsprechen, so wichtig ist auch Klarheit in der Gestaltung.


Der Leser

Und was erwartet der Leser von einem Buchcover? Natürlich sollte sein Interesse geweckt und seine Fantasie angeregt werden – aber er möchte ein Buch auch anhand des Covers einem Genre zuordnen können. Wird eine falsche Erwartung geweckt oder Verwirrung gestiftet, wirkt sich das negativ auf den Verkauf aus.

Ein Thriller verfolgt ein anderes grafisches Konzept als ein Liebesroman, soviel ist klar. Aber auch innerhalb eines Genres kann es große Unterschiede geben: ein gerichtsmedizinischer Thriller kommt anders daher als ein Cyber-Thriller, eine Urlaubsromanze anders als eine Teenager-Lovestory.

Doch das muss nicht bedeuten, dass sich ein Cover in ein enges Korsett zwängen muss, um gut anzukommen – es gibt viele originelle Cover, die gekonnt Genrekonventionen ausreizen. Es heißt aber, dass man sich bewusst sein sollte, was man dem Leser vermitteln will. Denn dessen Erwartung ist von gängigen Designs bereits geprägt. Wenn man das im Kopf behält, kann man auch mutiger werden und mit verschiedenen „Looks“ spielen.


Die Gestaltung

Ein Titelbild, das eine Szene direkt aus dem Roman oder die Gesichter der Hauptfiguren zeigt, kann sehr interessant und ansprechend wirken. Doch es kann auch Nachteile haben: Manchmal hat der Autor eine zu konkrete Vorstellung, zu der es kaum passendes Bildmaterial gibt und der Frust ist programmiert. Vieles lässt sich durch geschickte Bildbearbeitung lösen, aber eben nicht alles.

In solchen Fällen kann es lohnend sein, sich von einer allzu konkreten Vorstellung zu lösen und etwas abstrakter zu denken: Müssen wirklich alle wichtigen Figuren auf dem Cover untergebracht werden? Soll der Fokus nicht besser auf dem Protagonisten liegen? Ist es aussagekräftiger, ein Symbol oder ein Schlüsselmotiv zu wählen, das einen prominenten Platz auf dem Buchcover einnimmt? Prägt sich ein reduziertes Motiv eventuell deutlicher ein als ein überladener Hintergrund?

Gedanklich einen Schritt zurück zu gehen und eine Designidee auf das Wesentliche zu reduzieren wird mit einer klareren Komposition belohnt, die dem Leser im Gedächtnis bleibt – und die nicht schon die ganze Geschichte vor dem Kauf verrät.

Das Foto einer Person auf dem Cover vermittelt dem Leser bereits eine sehr konkrete Vorstellung dieses Charakters. Der Fantasy-Autor Patrick Rothfuss erklärte in einer Lesung einmal, er vermeide bewusst, seine Figuren allzu genau zu beschreiben, damit er die Vorstellung seiner Leser nicht einschränkt. Er lässt Raum für Interpretation – und damit für Identifikation. Fotos können eine tolle Wirkung erzielen, aber sie sind nicht das einzige Mittel zum Zweck.

Zu einer guten Präsentation des Inhalts gehört übrigens auch, dass die Schriftart des Titels zum Rest des Covers passt. Denn ein gutes Titelbild überzeugt nur in Verbindung mit einer schönen Titel-Type. Bei dem aktuellen Trend zu langen Titeln sollte man auch beachten, dass ein langer Titel mehr Raum einnimmt als ein kurzer und nicht vor einem unruhigen Hintergrund stehen sollte – zu groß ist die Gefahr, dass er untergeht oder gar nicht erst lesbar ist.


Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten der Covergestaltung – hier ein kleiner Überblick:


Illustration

Ob analog oder digital – der Illustration sind keine Grenzen gesetzt. Es ist im Vergleich die aufwändigste Technik, die aber den größten gestalterischen Spielraum lässt. Neben reinen Illustrationen gibt es auch Mischformen aus Foto und Illustration. Besonders bei phantastischen Szenen oder Kinder- und Jugendbüchern sind Illustrationen ein beliebtes Mittel.


Foto-Composing

Hier wird aus verschiedenen Fotos digital ein Gesamtbild erstellt. Ein Gewitterhimmel kann zum Beispiel aus ganz verschiedenen Ebenen zusammengestellt werden, um einen besonders dramatischen Effekt oder einen bestimmten Bildlook zu erzielen. Der Aufwand kann von gering bis zu sehr intensiv reichen, je nachdem wie viele Fotos und Details miteinander kombiniert werden.


Typografisch

Der Text steht hier klar im Vordergrund, dazu können illustrative Elemente oder dezente Hintergründe kommen. Die Schriftart und -gestaltung sind besonders wichtig, da sie für den optischen Haupteindruck sorgen. Allein die Wahl der Schrift kann viel vom Inhalt vermitteln, jede hat ihren ganz eigenen Charakter und sorgt bei Buchreihen für Wiedererkennungswert auf dem Cover.


Besonderheiten bei E-Books

Bei E-Books kommen beim Kauf zwar nicht die haptischen Merkmale zur Geltung wie im Buchladen – optisch überzeugen muss es trotzdem. Zuerst einmal durch eine gute Lesbarkeit des Titels, denn feine Schriften oder Details gehen in der Verkleinerung oft unter. Große Lettern und gute Kontraste geben auch auf der Schwarz-Weiß-Anzeige eines E-Readers ein schönes Bild ab.


Die jeweiligen Buchtitel stehen im Vordergrund, die Hintergründe sind dezent, aber wirkungsvoll gestaltet.


Illustrationen im Zusammenspiel mit der passenden Schrift vermitteln eine gute Vorstellung des Genres.

Bei Foto-Composings ergeben sich einprägsame Effekte oder phantastische Szenen:


Dies ist ein Gastartikel der Bücherschmiede.


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