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Samstag, 6. August 2016

5 Gründe, wieso Schreiben als Hobby scheiße ist!

Immer und immer wieder werden Hobby- und auch (neben-)berufliche Autoren mit Vorurteilen und Unverständnis konfrontiert. Mir geht das ganz schön auf die Nerven. Dabei fing das ganze schon an, als ich das Schreiben noch nicht einmal als Hobby – geschweige denn als Beruf – gesehen habe.



1. Schreiben ist unsichtbar

Menschen, die nicht schreiben, wissen auch nicht, was wir da eigentlich die ganze Zeit machen. Sie schreiben vielleicht mal den Einkaufszettel oder – unwahrscheinlich – sogar einen Brief und das war's dann. Vielleicht wollen sie es wissen, aber wir zeigen es ihnen nicht. Wir wollen (noch) nicht, dass es jemand liest, denn es ist einfach nicht fertig genug, um auf die Welt losgelassen zu werden.

Bei jedem anderen Hobby können die anderen die Fortschritte irgendwann sehen: Gehst du Joggen, führt es unweigerlich dazu, dass du trainierter bist. Genauso mit jedem anderen Sport. Fußball ist sogar noch besser. Du hast dein Training und deine Eltern können sogar zugucken, wenn sie sonst nichts anderes zu tun haben. Und irgendwann können sie dir ganz stolz bei deinem ersten Spiel zuschauen. Es folgen weitere – mal gewinnt deine Mannschaft und mal verliert ihr.

Ist es etwas Handwerkliches, dann kann man auch dort den Fortschritt sehen. Ich liebe es zum Beispiel, Schals zu stricken. Es ist ein großartiges Gefühl, zu sehen, wie das Ding länger wird. Oder Gärtnern im Frühjahr, denn schon im Sommer können deine Nachbarn deinen Garten bestaunen. Er sieht einfach schön aus.

Aber schreiben? Nee, vom Schreiben haben die anderen erst mal nichts. Und auch, wenn du nur für dich schreiben willst, können die anderen ihrer Sensationsgier nicht nachkommen, denn das, was du dort fabriziert hast, ist dein heiliger Gral und unter Verschluss gehalten. Niemand darf es sehen, denn ein vernichtendes Urteil würde auch dich vernichten.

Natürlich trifft auch diese Geheimniskrämerei wieder auf Unverständnis. Leute wollen sehen, was du da machst. Diese mystische Gestalt eines Autors, der sich einfach ein paar Tage hinsetzt und dann ein Meisterwerk erschafft, schwirrt ihnen im Kopf herum und sie erwarten einfach Großes von dir. Wie oft habe ich in meiner Kindheit zu hören bekommen, ich soll doch einfach mal ein Buch fertig schreiben. Einfach! Ha!


2. Schreiben ist unsichtbar

Ja, nicht nur für die anderen ist schreiben unsichtbar. Auch für uns selbst. Jedes Mal, wenn wir schreiben, sehen wir, dass die Seitenzahl größer wird, die Wortzahl höher. Wir schreiben wie die Verrückten, aber die Geschichte will nicht fertig werden.

Du versauerst zu Hause, während die anderen Fußball spielen oder Schals stricken oder ihren Garten bepflanzen. Natürlich willst du schreiben, aber die Erfolge bleiben aus – du zeigst ja niemandem, was du gemacht hast. Zu recht, denn du bist ja noch nicht fertig. Doch in der Zeit des Schreibens kannst nur du dir selbst Anerkennung schenken. Auch wenn du nur für dich selbst schreibst und du merkst, wie gut es dir tut. Die Blicke und Kommentare der anderen bleiben.

Oft genug bist du kurz davor, alles hinzuschmeißen. Du könntest genauso gut nichts tun. Das ergibt doch alles keinen Sinn. Stunden-, tage-, wochen-, monate-, ja, sogar jahrelang sitzt du an deinem Text und schreibst und feilst. Mal ehrlich: würdest du die ganze Zeit zocken, dann könntest du wenigstens sagen, dass du schon in dem und dem Level bist.

Klar kannst du auch sagen, wie viele Kapitel du schon geschrieben hast, aber dann wollen die anderen wieder lesen, was du da geschrieben hast. Schön und gut, wenn du für dich selbst schreibst, dich durch das Schreiben motivierst, aber irgendwann hast du einfach mal keinen Bock mehr, dich auf dein schräges Hobby zu konzentrieren, während die anderen einen Pokal nach dem anderen nach Hause tragen und von Mama und Papa stolz der Verwandtschaft vorgeführt werden.


3. Schreiben ist unsichtbar

Spielst du Fußball, spielst du Fußball. Strickst du, dann strickst du – so viele Möglichkeiten gibt es da ja auch wieder nicht. Gärtnern ist doch im Prinzip auch immer wieder dasselbe – Jeder kann sich darunter was vorstellen.

Aber schreiben? Was ist Schreiben eigentlich? Es gibt so viele Sachen, die man schreiben kann. Jede Geschichte ist anders, jede Geschichte ist etwas Besonderes. Wenn es dir doch mal herausrutscht, dass du gerne schreibst, dann kommen definitiv Rückfragen: Was schreibst du denn? Wie weit bist du schon?

Verdammt, wissen die Menschen nicht, dass es nicht schon genug ist, ein Buch zu schreiben? Da gehört noch viel mehr dazu. Ein fertig geschriebener Roman ist nichts weiter als eine Skizze von dem, was es mal werden kann. Vielleicht hast du ein bisschen mit der Farbe schon drauf rumgetupft, aber von einer fertigen Geschichte kann man wirklich nicht sprechen.

Kein Mensch hat eine Vorstellung, was es heißt, ein Buch zu schreiben, wenn er es noch nie getan hat. Dabei braucht selbst die Skizze so eines Romans wenigstens schon mehrere Wochen. Je nachdem, wie gut du dich selbst motivieren und die Sprüche der anderen an dir abprallen lassen kannst. Und dann geht die Arbeit erst richtig los.

Erwähnst du dann zufällig, dass dein Roman fertig geschrieben ist, wollen ihn wieder alle möglichen Leute lesen – ganz egal, ob sie einen qualifizierten Kommentar dazu abgeben können oder nicht.


4. Schreiben lernt man durch schreiben

Klar kannst du Kreatives Schreiben studieren, aber Schreiben lernst du nur durch schreiben. Daran ist ja erst mal nichts Schlimmes. Zumindest für dich. Andere Menschen erwarten (zumindest habe ich das Gefühl immer gehabt), dass der erste Roman perfekt ist – sogar die erste Fassung eines Romans sich überdurchschnittlich gut lesen lässt, keine Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweist und nicht den Hauch von Plotlöchern.

Nur kommt irgendwann einfach auch der Moment, in dem du selbst dein Werk für dich nach deinem aktuellen Kenntnisstand optimiert hast. Wohl oder übel müssen dann andere dein Werk lesen, wenn du dich durch Feedback verbessern willst. Und genau da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird dein Werk über alle Maßen gelobt (man will dich ja motivieren, weiterzuschreiben) und es wird nichts gefunden, was du besser machen kannst. Du selbst strahlst von einem Ohr zum anderen und liebäugelst doch damit, das Meisterwerk zu veröffentlichen. Natürlich willst du dann direkt nachlegen. Die nächste Idee spukt dir selbstverständlich auch schon durch den Kopf, seit Jahren denkst du an nichts anderes, sie war immer schon da und endlich ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sie endlich raus darf. Du setzt dich an deinen Schreibplatz, das Lob zu deinem Meisterwerk noch im Kopf und … nichts passiert. Du kannst nicht mehr schreiben. Du hast Angst, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden.

Oder: Die Kritik ist vernichtend. Vielleicht ist sie ehrlich, aber gerade beim ersten Werk hast du noch keine Ahnung, wie du mit Kritik umgehen kannst – vor allem, wenn du noch sehr jung bist. Dann hast du keinen Bock mehr, die Geschichte landet in der Schublade und das wars dann. Du traust dich nicht, jemals irgendwas zu schreiben – geschweige denn, es jemanden zu zeigen. Und wenn doch, dann plagen dich die Selbstzweifel und du hast keinen Bock mehr.


5. Warum nicht doch veröffentlichen?

Nein. Du hast dir von Anfang an gesagt, dass du nur für dich schreiben möchtest. Für dich war das immer klar und es ist auch völlig in Ordnung. Und dann sind da wieder die anderen. Sie lassen dich einfach nicht der Hobbyautor sein, der du sein willst. Sie haben deine Geschichte gelesen und wollen dich motivieren, sie zu veröffentlichen. Wäre doch nicht schlecht, das eigene Buch im Regal stehen zu haben.

Du willst nicht. Doch deine Entscheidung wird nicht akzeptiert. Deine Geschichte wird in den Himmel gelobt, bis du einfach keine die Lust mehr hast, den anderen die Tür vor der Nase zuschlägst und dich einfach wieder in deine Geschichten zurückziehst. Du wirst nie wieder jemandem erzählen, dass du schreibst, weil sie dich einfach nicht in Ruhe lassen können. Und so bleibst du derjenige, der nicht mit anderen auf die Partys geht, der sich zurückzieht, in seiner eigenen Welt stecken bleibt – dort natürlich glücklich ist -, aber dessen Sozialkontakte immer weiter verkümmern.


Vielleicht konnte ich dich davon überzeugen, dass schreiben echt ein ganz bescheuertes Hobby ist. Wenn du mir nicht glaubst und vielleicht sogar ein beruflicher Autor sein willst, dann lass mich dir in meinem nächsten Artikel erzählen, wie scheiße es ist, das Schreiben zum Beruf zu machen ;-)

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Zum Weiterlesen:


Tinka Beere liebt es, in andere Welten einzutauchen, und schreibt Geschichten mit einem fantastischen Touch. Darüber hinaus begeistert sie der Austausch mit anderen Autoren, denen sie mit hilfreichen Tipps gerne zur Seite steht.

2 Kommentare:

  1. Toller Blog - tolle Themen. Warum man vom Schreiben leben sollte? Der Erfolg eines Schriftstellers wird an seinen Verkaufszahlen gemessen. Also: höhere Verkaufszahlen = mehr Erfolg. Und wenn die Verkaufszahlen hoch genug sind, dann kann er auch davon leben. Das ist die Milchmädchenrechnung. Deshalb wird man ja auch gern aufgefordert: "Schreib doch mal einen Bestseller!"

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    1. Vielen Dank :)

      Ja, es ist tatsächlich so: einfach mal einen Bestseller schreiben ^^

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