Doch im Frühjahr 2015 änderte sich das. Alles begann damit, dass ich mit anderen Schreibenden in Kontakt kam und diese mir ganz begeistert von ihren NaNoWriMo-Erlebnissen berichteten. Das machte mich neugierig. Im Juli nahm ich dann erstmals bei einem Camp NaNoWriMo teil und war begeistert: Nicht nur, dass ich mein vorgenommenes Schreibziel sogar noch überrundete, nein, ich schaffte es auch zum ersten Mal, einen längeren Text fertig zu schreiben. Das überzeugte mich, auch dem „richtigen“ NaNoWriMo im November einmal eine Chance zu geben. Auch wenn ich anfangs sehr skeptisch war, wollte ich es zumindest einmal versuchen.
Die Vorbereitung
Etwa anderthalb Wochen vorher, recht spät, wie ich feststellen musste, begann ich mit der Vorbereitung. Zuerst war da natürlich einmal die Frage aller Fragen: Welches Projekt will ich beim NaNoWriMo schreiben? Da gab es zum einen mein aktuelles Urban-Fantasy-Projekt, das ich bereits angefangen hatte, und zum anderen geisterten mir noch neue Ideen im Kopf herum. Eine davon war die Idee zu einer Dystopie, die ich eigentlich schon im Juli beim Camp NaNoWriMo schreiben wollte, aber mich noch kurz vorher umentschieden hatte, da die Einfälle nicht richtig kommen wollten. Jetzt hatte ich viele neue Einfälle zu diesem Projekt gesammelt und nach einigem Hin und Her entschied ich mich, das Dystopie-Projekt zu meiner Aufgabe beim NaNoWriMo 2015 zu machen.Gleichzeitig begann ich damit, die NaNoWriMo-Website zu entdecken. Ich füllte mein Profil aus, legte meinen Roman an und suchte Leute, die ich kannte, um sie als Writing Buddys hinzuzufügen. Außerdem sah ich mich erstmals im Forum um und postete ein paar Beiträge. Es war dort bereits einiges los. Besonders interessant fand ich den Thread, in dem man eine Ein-Satz-Zusammenfassung seines Projektes schreiben konnte. Der Thread war ziemlich beliebt und es war erstaunlich, wie viele tolle Ideen sich dort ansammelten. Ich versuchte ebenfalls, meinen Roman in einem Satz zusammenzufassen, doch das war gar nicht so einfach. Was war wichtig genug, um es in den Satz zu packen? Mir fiel es schon immer schwer, Zusammenfassungen von meinen Projekten anzufertigen. Daher war das eine ganz gute Übung für mich.
Die ganze Woche hindurch sammelte ich fleißig Ideen und notierte sie auf mehreren Notizzetteln, die überall auf meinem Schreibtisch verteilt herumlagen. Um Ordnung in das Chaos zu bringen, tippte ich die Ideen schließlich in chronologischer Reihenfolge ab. In einer besonders kreativen Nacht, etwa eine Woche vor November, schaffte ich es dann, einen kompletten Plot von meiner Geschichte anzufertigen. Zwar neige ich dazu, während des Schreibprozesses noch neue Ideen zu bekommen und einzubauen, doch es war trotzdem gut, ein ungefähres Gerüst zu haben, an dem ich mich entlanghangeln konnte.
Am Abend des 31. Oktober verbrachte ich dann die Zeit damit, meine Welt noch ein bisschen zu entwickeln und ein paar Charakterbögen auszufüllen, bis es schließlich Mitternacht war und ich mit dem Schreiben loslegen konnte.
Startschuss!
Kaum war es null Uhr, haute ich, so fest ich konnte, in die Tasten. Zuerst lief es etwas holprig, da ich mir sehr schwertue, Anfänge zu schreiben. Ich hatte schon vorher ein bisschen Schiss, dass mir der Anfang nicht gelingen würde, doch es hat besser geklappt, als ich mir vorgestellt hatte und so schrieb ich noch bis zwei Uhr morgens etwa 2300 Wörter. Eigentlich plante ich, am kommenden Vor- oder Nachmittag an diesen Erfolg anzuknüpfen, doch nach meiner nächtlichen Schreibsession befand ich mich am Tag darauf erst mal im Zombiemodus und ging früh schlafen. An Schreiben war nicht zu denken.Dafür ging es am Montag umso fleißiger weiter. Die Motivation war hoch, ebenso wie die Begeisterung für mein neues Projekt. Mit Hilfe der App „Writeometer“ schrieb ich in 25-Minuten-Etappen. Dazwischen gab es kleine Pausen, die ich meist auf Twitter und Facebook verbrachte, um mir dort von meinen Mitstreitern neue Motivation zu holen. Auch auf der Seite des NaNoWriMo schaute ich regelmäßig rein, um meinen Wordcount zu updaten. Zu sehen, wie mein Fortschrittsbalken wächst, spornte mich unglaublich an. Wenn ich abends nach Hause kam, schrieb ich bis zum Zubettgehen zwischen 3000 und 4000 Wörter. Ich machte quasi gar nichts anderes mehr als Schreiben. Sogar das Essen kam zu kurz, wobei mein Konsum an Tee und Schokolade sich in die Höhe schraubte.
So erreichte ich nach drei Tagen die 10.000-Wörter-Marke, am vierten Tag die 15.000 Wörter und am ersten Wochenende überrundete ich sogar die 25.000. Dieser Erfolg machte mich beinahe euphorisch und zum ersten Mal rechnete ich mir reale Chancen aus, den NaNoWriMo auch gewinnen zu können.
Doch dann machte ich einen fatalen Fehler, der meine Euphorie etwas bremste: Ich verglich meinen Wordcount mit dem meiner Writing Buddies und stellte fest, dass es dort Leute gab, die bereits nach einer Woche die 50.000 Wörter erreicht hatten. Zunächst war das ziemlich ernüchternd. Doch dann nahm ich mir einen Moment, um darüber nachzudenken. Ich realisierte, dass jeder ein anderes Schreibtempo hat und für mich, die normalerweise nicht mehr als tausend Wörter am Tag schrieb, war mein momentaner Wordcount schon eine enorme Steigerung. Anstatt auf den hohen Wordcount anderer neidisch zu sein, sollte ich mich also über meinen eigenen Erfolg freuen. Leider kam nicht jeder NaNoWriMo-Teilnehmer zu dieser Erkenntnis. Ich bekam mit, dass besonders die Leute mit einem sehr hohen Wordcount mit übelsten Sprüchen und Anfeindungen zurecht kommen mussten. Ich konnte das nicht nachvollziehen. Der NaNoWriMo ist doch ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem man sich gegenseitig motivieren soll. Jeder Mensch ist unterschiedlich, manchen fällt es eben leicht, schnell und viel zu schreiben, während andere mit jedem Satz zu kämpfen haben. Aber im Endeffekt ist es egal, wie schnell man sich auf das Ziel zubewegt. Ziel des NaNoWriMo ist es, seinen eigenen Roman auf 50.000 Wörter zu bringen, indem man täglich schreibt und an seinem Projekt dranbleibt. Egal ob nach einer oder nach vier Wochen. Anstatt Schnellschreiber dumm anzumachen, sollte man sie sich lieber als Vorbilder nehmen und sich mit ihnen über ihren Erfolg freuen.
Die zweite Woche lief etwas langsamer als die erste. Ich kam nicht mehr über die täglichen 4000 Wörter hinaus. An manchen Tagen war ich abends sehr müde und es fiel mir extrem schwer, mich an mein Projekt zu setzen und zu schreiben. Nur mit viel Cola light zum Wachwerden und der Motivation meiner lieben Twitter-Follower schaffte ich es, mir täglich einen grünen Balken zu erschreiben. Meine Geschichte nahm langsam Form an. Mir fiel auf, dass die Kapitel viel länger wurden, als ich das ursprünglich geplant hatte, und meine Charaktere übernahmen das Ruder und steuerten neue Ideen während des Schreibprozesses bei. Sie wurden wie eine zweite Familie für mich. Ich freute mich jeden Tag auf den Feierabend, wenn ich sie wiedersehen und ihre Abenteuer weiterspinnen würde.
Am 14. November kurz vor Mitternacht war es dann so weit: Ich knackte die 50.000-Wort-Marke! Das übertraf alles, was ich mir vorher ausgemalt hatte. Ich war ja eher mit einer dabei-sein-ist-alles-Einstellung an die Sache herangegangen. Nun war ich ein NaNo-Winner und das schon nach der Hälfte der Zeit.
Zunächst freute ich mich sehr über mein erreichtes Ziel, vor allem, weil ich kurz darauf auch meinen Roman abschließen konnte. Doch dann merkte ich schnell, dass die Motivation dadurch futsch war. Außerdem war ich durch diesen „Sprint“ total ausgepowert, und obwohl ein Plot für die Fortsetzung meines NaNo-Projektes bereits stand, hatte ich keine Lust mehr, mich diesem Projekt zu widmen. Zwei Wochen, in denen ich ausschließlich geschrieben habe waren einfach genug. Ich brauchte eine Pause, um den Kopf frei zu bekommen, und ein neues Projekt in einem anderen Genre, um etwas Abwechslung zu haben. So verbrachte ich die dritte Woche kaum mit Schreiben. Ich widmete mich wieder mehr anderen Dingen, wie meinem Blog oder das Auslesen von Büchern, die ich vor dem NaNoWriMo angefangen hatte. Doch etwa nach der Hälfte der Woche bekam ich eine neue Idee für einen Roman und begann intensiv mit der Planung. Es handelte sich diesmal um ein Dark-Romantasy-Projekt und ich verliebte mich sofort in die Idee und meine neuen Charaktere.
Bis zum Ende des NaNoWriMo beschäftigte ich mich dann weiter mit diesem neuen Projekt, allerdings mehr mit der Planung als mit dem Schreiben an sich. So beendete ich am 30. November den NaNoWriMo mit etwa 58.000 Wörtern. Ich bin über mein Ergebnis mehr als zufrieden, allerdings habe ich auch gelernt, dass ich mir nächstes Mal ein wenig mehr Zeit lassen sollte, um nicht so ausgepowert zu sein und die Lust am Schreiben zu verlieren. Lieber das Projekt langsam angehen, aber vier Wochen durchschreiben, als nach zwei Wochen fertig, aber aus der Puste zu sein. Alles in allem war der NaNoWriMo für mich eine lehrreiche Erfahrung, bei der ich mir einmal mehr selbst bewiesen habe, dass ich zu Dingen im Stande bin, die ich mir zuvor gar nicht zutrauen würde.
Habt ihr auch am NaNoWriMo teilgenommen? Habt ihr eure Ziele erreicht? Und: Was habt ihr vom NaNoWriMo gelernt, wie habt ihr euch weiterentwickelt? Scheut euch nicht, mir einen Kommentar dazulassen und mir von eurem NaNoWriMo zu berichten. Ich bin gespannt auf eure Erlebnisse.
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Zum Weiterlesen:
Mimi bloggt auf www.myna-kaltschnee.com über Bücher und das Schreiben. Ihre Geschichten sind in den Genres Horror, Fantasy und Science Fiction zu Hause.
Mimi bloggt auf www.myna-kaltschnee.com über Bücher und das Schreiben. Ihre Geschichten sind in den Genres Horror, Fantasy und Science Fiction zu Hause.
Ich habe auch teilgenommen und konnte lernen, wenn ich etwas möchte kann ich alles schaffen. Ich werde mir für 2016 auch Ziele setzen und diese alle versuchen zu Erfüllen. Der NaNoWriMo hat auch Spaß gemacht. Man verliert sich in seiner Welt und zu sehen wie diese erwacht fand ich einfach klasse.
AntwortenLöschenMir sind auch die teilweise Anschuldigungen aufgefallen. Auf beiden Seiten. Ich denke der NaNoWriMo sollte in erster Linie Spaß machen und zum Austauschen da sein. Wir sollten uns nicht gegenseitig runter machen. Sondern jedes kleine Ziel feiern. Ich fand es klasse wie die Leute auf Twitter einem zu jedem kleinen Ziel Gratuliert haben. So sollte der NaNoWriMo sein. Selbst wenn man nur 500 Wörter schafft. Es ist auch eine großartige Leistung.